Marathon Jahrbuch 2016 81 2. Oktober 2016 ➜ D ie Teilnehmerzahlen belegen: Das kommt an. Bereits bei der Wahl der Location für Start, Ziel und das ganze Drumherum zeigen die Organisatoren Sinn für Stil und Ambiente: das Heidelberger Schloss, die wohl berühmteste Schlossruine der Republik. Hier treffen sich die Läufer am Samstag zu Messe, Pasta, Kartoffelsuppe und Grillwürsten. Live-Musik gibt es obendrauf. Prolog durch die Altstadt Aus Hunderten Kehlen werden die letzten 10 Sekunden heruntergezählt, dann heißt es „Leinen los“ und schon stürzt sich die Meute einen geschotter- ten Zickzacksteig, schmal und steil, gen Schlosspark hinab. Im Schlossgarten angelangt, gilt es diesen zu umrunden. Spannend ist der Blick gen Schloss, an dessen wuchtigen Außenmauern und Türmen wir fast auf Tuchfühlung vorbei- ziehen, um dann in engen Serpentinen steil in Richtung Altstadt abzufallen. Sightseeing kompakt steht für den nächsten Kilometer auf dem Streckenpro- gramm. Mit dabei sind etwa das gerani- enbehangene Rathaus und die gotische Heiliggeistkirche, Begräbnisstätte der pfälzischen Kurfürsten, am Marktplatz. Drei Kilometer liegen hinter uns, als wir über die Alte Brücke den Altstadtkern verlassen und den Neckar queren. Philosophenweg und Thingstätte Noch ein kurzes Stück weit folgen wir dem Ufer des Neckar. Dann steigt der Kurs kräftig an. Als es noch steiler wird, fällt einer nach dem anderen dominoef- fektmäßig ins Marschtempo. Der Anstieg katapultiert uns hinauf auf den Philoso- phenweg mit wundervollem Ausblick auf Altstadt, Schloss und Neckartal. Schon warten der nächste Anstieg und als nächstes Highlight, die Thingstätte, eine in den 1930er-Jahren nach dem Vorbild griechischer Theater erbaute Freilicht- bühne. 178 Stufen sind es, die von ganz unten nach ganz oben führen. Damit ist der erste der drei „Gipfel“ des Strecken- kurses erobert. Auf einem schönen Waldtrail mit butterweichem Boden geht es weiter, beständig bergab. Kurz hinter dem Km- 10-Schild ist die erste Wechselzone der Teamläufer am Ortsrand von Hand- schuhheim erreicht. Weißer Stein Die Erholungsphase hat ein Ende. Die nächsten 10 km führt die Strecke hinauf bis zum zweiten „Gipfel“, dem Weißen Stein. Aber die anspruchsvollsten und unwegsamsten Passagen durch die unkultivierte Natur sind ohne Zweifel auch die schönsten und diejenigen, die das Trailerlebnis erst ausmachen. Wenig später taucht ein wuchtiger Steinturm aus dem Baummeer auf. Der Weiße Stein ist erreicht. 20 km können wir damit auf dem Laufkonto verbuchen. Ein lauschiger Biergarten lädt zum Verweilen ein. Was folgt ist Wald, so weit das Auge reicht. Weiter und weiter geht es hinab und es erstaunt mich, wie viele Höhen- meter es doch gewesen sein müssen, die wir uns zuvor läuferisch aufwärts erarbei- tet haben. Durch lichtes Grün blicken wir tief ins Neckartal, das wir bald erreichen. Ein bisschen Hölle auf dem Weg gen Himmel Durch dichten Wald führt uns der Kurs entlang der Hänge des Neckartals schnell wieder in einsame Höhen. Ein Weilchen noch begleiten uns die Ausblicke ins Tal, dann tauchen wir wieder ab in die Stille und Einsamkeit. Einige Flach- und Ge- fällstücke bringen ein wenig Erholung. Bei km 36 sieht man schon das Schloss. Aber nichts da. Jetzt wartet der wohl här- teste „Job“ des Tages auf uns: der Aufstieg zum Heidelberger Hausberg, Weitere Laufberichte und Bilder: www.marathon4you.de Einlaufen zum Trail-Marathon entlang der Schlossmauern Marathon Jahrbuch 201681