49Marathon Jahrbuch 2016 49 22. Juli 2016 B ei der Premiere wird eine komplette Umrundung mit 110 km, 7.000 Höhenmetern und 30 Stunden Zeitlimit angeboten, außerdem der Glockner Trail mit 50 km und 2.500 HM. 18.00 Uhr, natürlich geht es mit „High- way to Hell“ auf die Strecke. Passender wäre dieses Mal „Road to nowhere“ gewesen. Schnell verlassen wir Kaprun. Zum Eingewöhnen ein kurzer Wirt- schaftsweg bis zum Waldrand, dann dür- fen wir bereits auf einem schmalen Pfad bergauf steigen. Üppige, wilde Vegetation umgibt uns, durch die schwüle Hitze wirkt es fast wie im Urwald. Ein anstren- gender, aber sehr schöner Trail bringt uns schnell in die Höhe. Bald sehen wir auch den Zeller See unter uns, dahinter u. a. die Lofer Steinberge, das Steinerne Meer und den Hochkönig sowie den Berggrat. ➜ Dann zweigt unsere Route ins Ferlei- tental ab, wo es nach einem Zwischen- aufstieg bald über einen traumhaften Trail hinabgeht. In Fusch erreichen wir den Boden des Tales. Es wird Zeit, die Stirnlampe einzuschalten. Um 22 Uhr erreiche ich in Ferleiten direkt neben der Mautstation der nachts geschlossenen Großglockner-Hochalpenstraße die erste Verpflegungs- und Cut-Off-Stelle. 20 km und 1.200 Höhenmeter liegen jetzt hinter mir. Lichter in der Nacht Dann sehe ich die Kette der Lichter der vorderen Läufer vor mir den Berg erklimmen. Aus dieser Perspektive wirkt es, als ginge es eine senkrechte Wand hoch. Noch recht lange ist die Steigung eher moderat, dann wird der Trail steiler. Viel anstrengender ist aber der Sturm, der uns nun mit brutaler Gewalt entgegen- bläst. Selbst auf flacher Strecke hätte man Probleme, gegen diese Naturgewalt anzu- laufen. Ich war noch nie bei solch einem Sturm unterwegs. Eine neue Erfahrung! Abenteuer pur. An einigen Stellen brauche ich die Hände, um voranzukommen. So steil ist es inzwischen. Im Licht der Stirn- lampe erkenne ich vor mir ein steiles Schneefeld, an dessen oberem Rand wir auf kaum sichtbaren Fußspuren entlang des Steilhanges balancieren müssen. Adrenalin und Nervosität bilden eine krasse emotionale Mischung. Noch immer tobt der Sturm, aber ich komme gut voran. Dann sehe die Scheinwerfer der Bergwacht. Die Untere Pfandlscharte (2.663 m), geschafft! Was nun folgt, ist megakrass! Das Schneefeld auf der anderen Seite der Scharte ist so steil und die Oberfläche so weich, dass die Schuhe keinen 49Marathon Jahrbuch 201649