Marathonlaufen hat in Japan zweifellos einen außergewöhnlichen Stellenwert: Die beiden letzten olympischen Frauenmarathons in Sydney 2000 und Athen 2004 wurden von japanischen Läuferinnen gewonnen. Es war mit Naoko Takahashi eine Japanerin, die als erste Frau der Welt einen Marathon schneller als 2:20:00 Stunden laufen konnte (Berlin 2001). Und von den weltweit 50 schnellsten Marathonläuferinnen des Vorjahres kamen fast 30 Prozent aus Japan.
Die 28-jährige Chieko Yamasaki hat im Vorjahr mit starken Bestleistungen im Marathon (2:27:22 Stunden) und Halbmarathon (1:11:30 Stunden) aufhorchen lassen. Tomo Morimoto, erst 22 Jahre alt, überraschte bei ihrem Marathondebüt heuer am 29. Jänner in Osaka mit einem hervorragenden Rennen. Obwohl nicht als Eliteläuferin geladen ließ sie mehrere höher eingeschätzte Athletinnen hinter sich und feierte mit der Endzeit von 2:27:46 Stunden und dem fünften Platz einen tollen Einstand in der Marathonszene. Für diese Vorstellung wurde sie in Osaka mit dem „New Face Award“ ausgezeichnet.
Dass zwei Athletinnen aus Japan zum VCM kommen, ist das Ergebnis längerer Bemühungen. Die japanischen Marathonteams sind dafür bekannt, dass nichts dem Zufall überlassen wird und nur wenige ausgewählte Marathons außerhalb des eigenen Landes bestreiten. Bereits im Sommer 2004 wurde der erste Kontakt geknüpft. Brendan Reilly, US-amerikanischer Manager von Yamasaki und Morimoto, plante damals die Olympiavorbereitung für deren Teamkollegin Naoko Sakamoto: „Der Andrang der japanischen Medien war im Vorfeld zu den olympischen Spielen derart groß, dass wir uns für eine Trainingswoche in Wien entschieden habe, um hier die letzten Einheiten in Ruhe absolvieren zu können.“ Reilly fragte beim Vienna City Marathon nach geeigneten Trainingsmöglichkeiten, worauf sich VCM-Organisator Gerhard Wehr um Sakamoto und ihren sechsköpfigen (!) Betreuerstab kümmerte. Am 22. August 2004 wurde Sakomoto in der Hitze von Athen tolle Siebte beim Olympiamarathon, den Sieg holte sich ihre Landsfrau Mizuki Noguchi.
Seit damals ist der Kontakt nicht abgerissen. Reilly, der in Wien Wirtschaft, Kunstgeschichte und Deutsch studiert hat, und das japanische Betreuerteam und um Coach Yutaka Taketomi (Marathonbestzeit 2:11:27) haben sich bereits im August 2004 sehr genau angesehen, wie die Trainings- und Marathonbedingungen in Wien sind und wo man japanisches Essen bekommen kann. Für 2005 klappte ein Start von japanischen Athletinnen in Wien noch nicht, umso größer ist beim VCM-Team nun die Vorfreude auf den Marathon am 7. Mai.