Mit stark besetzten Elitefeldern hatte der METRO GROUP Marathon Düsseldorf in den vergangenen Jahren international immer stärker auf sich aufmerksam gemacht. Es schien als ob sich das Rennen am Rhein als hochklassigster deutscher Frühjahrs-Marathon etablieren würde. Sogar im US-Fernsehen war im Rahmen der Laufsport-TV-Sendung „Running“ 2014 der Metro Group Marathon Düsseldorf für ein Millionenpublikum zu sehen.
Vier Männer gingen im vergangenen Jahr mit Bestzeiten von unter 2:07 Stunden an den Start. Mehr sind es auch in diesem Frühjahr bei keinem anderen deutschen Marathon. Doch wenn am Sonntag der Metro Group Marathon Düsseldorf gestartet wird, findet sich auf der Startliste nicht einmal mehr ein Läufer mit einer Bestzeit von 2:10 Stunden.
Dieser extreme Rückschritt war nötig, da die Veranstalter um Race-Direktor Jan Henning Winschermann in diesem Jahr nicht genügend Geld zur Verfügung hatten, um die entsprechenden Topathleten einzuladen und zugleich die Qualität des Rennens für die Breitensportler unbedingt gehalten werden sollte. Für die internationale Entwicklung und damit auch für einen zukünftigen Teilnehmer-Zuwachs ist dies jedoch ein enormer Rückschritt. Hoffnungen, dass die Verantwortlichen in der Stadt Düsseldorf die wirtschaftliche Chance eines bedeutenden Marathonlaufes erkennen und entsprechend reagieren würden, haben sich bisher nicht erfüllt.
„Ich hoffe, dass sich für das nächste Jahr etwas tut. Denn es wäre schade für die Sportstadt Düsseldorf, wenn die Entwicklung des Rennens stagnieren oder sogar zurückgehen würde“, sagt Jan Henning Winschermann, der Rückendeckung von prominenten Laufsport-Funktionären erhält. Der spanische Präsident des internationalen Straßenlaufsport-Verbandes AIMS (Association of International Marathons and Distance Races), Paco Borao, erklärte im Hinblick auf die Situation des METRO GROUP Marathon Düsseldorf: „Es steht außer Frage, dass Marathonläufe zu den profitabelsten Sportveranstaltungen gehören, die eine Stadt ausrichten kann. Die wirtschaftlich wirklich interessante Zielgruppe sind dabei die ausländischen Läufer“, sagt Paco Borao. Wenn sie in Massen zu einem Marathon reisen, Hotels buchen, kulturelle Angebote wahrnehmen, zum Essen und Einkaufen gehen, bleiben hohe Millionenbeträge in der Stadt.
„Man muss diese Läufer natürlich locken und sich überlegen, wie man das macht. Warum also sollte ein Athlet in Düsseldorf Marathon laufen wollen? Eine von mehreren Initiativen ist sicherlich ein möglichst hochkarätiges Elitefeld zu verpflichten.
Der Marathon ist eine Mutter der olympischen Wettkämpfe – und bei einer solchen Sportveranstaltung wollen die Menschen die bestmöglichen Athleten und Leistungen sehen. Wenn in Düsseldorf hochklassige Ergebnisse oder Bestzeiten gelaufen werden, wird das einen entsprechenden Effekt haben. Mehr internationale Läufer werden davon hören und dieses Rennen laufen wollen“, erklärt Paco Borao.
Das sieht auch der Chef der German Road Races (GRR), Horst Milde, so. Der Initiator des Berlin-Marathons sagt: „Wenn es gelingt, einen echten Topstar an den Start zu bringen, geht vieles von selbst. Das Medieninteresse wird deutlich höher sein und die internationale Berichterstattung erweckt Interesse bei ausländischen Läufern für dieses Rennen, die als Touristen Geld in die Stadt bringen. In Berlin sind das inzwischen 50 Prozent der Teilnehmer – und sie geben mehr Geld aus als die aus anderen Teilen Deutschlands anreisenden Läufer. Natürlich macht es nur Sinn, wenn man beides pflegt – den spitzensportlichen und den breitensportlichen Bereich.“
Die Verantwortlichen der Stadt müssen die Chancen, die ein großer Marathon bieten kann, verstehen. Auf politischer Ebene sind die Voraussetzungen dabei in Düsseldorf gut, denn der Oberbürgermeister Thomas Geisel ist ein versierter Marathonläufer, der bereits über 50 Rennen über die klassische Distanz gelaufen ist. Beim METRO GROUP Marathon Düsseldorf ist er Stamm-Teilnehmer und geht am Sonntag zum achten Mal an den Start.
„Natürlich muss man einiges investieren, um die besten Läufer an den Start zu bringen. Aber es ist eine Investition, die sich auszahlt für eine Stadt wie kein anderer Event“, sagt Paco Borao, der diesen Weg als Chef des Valencia-Marathons selbst eingeschlagen hat. „Mein eigenes Rennen ist das beste Beispiel: Wir haben seit einigen Jahren stärker in das Elitefeld investiert. Heute haben wir viermal so viele Anmeldungen – und der Anteil der Ausländer hat sich sogar verzehnfacht! Wir haben errechnet, dass jeder Euro, den wir investieren, der Stadt am Ende dreieinhalb Euro zurück bringt.“