Ein großes Fragezeichen steht hinter dem Start von André Pollmächer (Rhein-Marathon Düsseldorf) beim Europameisterschafts-Marathon der Männer am 17. August in Zürich. Nach dem jetzigen Stand findet das Rennen wohl ohne den 31-Jährigen statt und damit voraussichtlich ganz ohne deutsche Beteiligung. Pollmächer hatte sich im vergangenen September in Berlin auf 2:13:05 Stunden gesteigert und damit als einziger deutscher Läufer die Norm für die EM unterboten. Die Berliner Leistung bestätigte er am Sonntag, als er beim Metro Group Marathon Düsseldorf im Dauerregen unter widrigen Bedingungen als Elfter nach 2:13:59 Stunden ins Ziel lief.
Das Wetter verhinderte eine neue persönliche Bestzeit von André Pollmächer. Bis zu zwei Minuten dürfte er bei der Rutschpartie durch die Pfützen verloren haben. Ein gutes Beispiel dafür, wie viel Zeit bei einem Marathon auf regennassen Straßen verloren gehen kann, bietet Patrick Makau. Der Kenianer gewann 2010 den Berlin-Marathon bei ähnlichen Bedingungen wie jetzt in Düsseldorf in 2:05:08 Stunden. Niemand war vorher bei solchem Wetter jemals so schnell gelaufen. Makau erklärte später, dass er glaube, er habe 90 Sekunden verloren. Ein Jahr später kam er zurück nach Berlin und lief genau eineinhalb Minuten schneller – Weltrekord mit 2:03:38.
Die Düsseldorfer Strecke hat deutlich mehr Kurven als die Berliner, so dass zwei Minuten Zeitverlust realistisch erscheinen. Das große Pech mit dem Wetter – kurz nach dem Marathon herrschten am Sonntag wieder beste Bedingungen – kostete Pollmächer aber nicht nur eine Bestzeit sondern auch eine hohe Prämie, die der Düsseldorfer Veranstalter für einen persönlichen Rekord ausgelobt hatte.
Ohne Düsseldorfer Preis- und Platzierungsgelder ist André Pollmächer auf Einnahmen aus einem Herbstrennen angewiesen. Marathon ist kein 100-m-Lauf, und im Normalfall haben die Läufer nur zwei Startmöglichkeiten im Jahr. Eine finanzielle Grundversorgung ist zwar über seinen Verein, den Rhein-Marathon Düsseldorf, gewährleistet. Doch zum Leben reicht das nicht. „So wie es jetzt aussieht, ist ein EM-Start nicht umsetzbar. Es gibt nur zweimal im Jahr die Möglichkeit Geld zu verdienen – und am Sonntag ist mir dies nicht gelungen“, sagte André Pollmächer.
Es gibt aber noch ein Möglichkeit, die Situation zu ändern: Eine Aufnahme in die Sportfördergruppe der Bundeswehr, die mit den beiden Marathonleistungen in Berlin und Düsseldorf begründet werden könnte, würde Pollmächers finanzielle Lage entspannen. Dies hängt zunächst am Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), der die Athleten vorschlagen muss. Der DLV wiederum will aufgrund der EM-Nominierungstermine noch in dieser Woche von André Pollmächer wissen, ob er in Zürich startet oder nicht. „Wenn zumindest erst einmal ein Signal käme, dass ich für die Sportfördergruppe vorgeschlagen werde, würde ich für die EM planen“, sagte André Pollmächer, der auch im Falle eines EM-Startverzichtes auf das Verständnis seines Vereins zählen kann. „André muss ja von irgendetwas leben. Der Marathon ist nun einmal die einzige Disziplin, in der die Athleten nur zwei Chancen pro Jahr haben“, sagte Düsseldorfs Race-Direktor Jan Winschermann, der auch der Vereinsvorsitzende von Rhein Marathon Düsseldorf ist. Der Verein unterstützt André Pollmächer zumindest noch zwei weitere Jahre, so dass Olympia in Rio für den Läufer weiterhin ein Thema ist. Jan Winschermann sagte aber auch: „Für die besten deutschen Marathonläufer müsste es eine andere Förderstruktur geben.“
Informationen: Uniper Düsseldorf Marathon