Anna Hahner war die positive Überraschung des Marathon-Wochenendes aus deutscher Sicht. Die erst 22-Jährige lief ein gelungenes Debüt beim METRO GROUP Marathon Düsseldorf.
Zwar verpasste Anna Hahner (Run2Sky.com) als Sechste in 2:30:14 Stunden die deutsche Olympianorm um 14 Sekunden, doch vielleicht bekommt sie trotzdem die Chance, am 5. August in London zu starten. „Ich hoffe sehr, dass der Deutsche Leichtathletik-Verband nach diesem überzeugenden Debüt Anna für Olympia vorschlagen wird und der Deutsche Olympische Sport-Bund dann bei der Nominierung ein Auge zudrückt. Wenn wir schon keine Männer am Start haben, dann wenigstens drei Frauen“, unterstützte Jan Winschermann, der Race-Direktor des METRO GROUP Düsseldorf Marathon, die Läuferin im Hinblick auf London.
Während es bei den Frauen nun auch für die Zukunft Hoffnung gibt, steckt der deutsche Männer-Marathon weiter in der Krise. Erneut wird am 12. August in London ein olympisches Rennen ohne deutsche Beteiligung gestartet. Aus unterschiedlichen Gründen scheiterten die vier Kandidaten – André Pollmächer (Rhein Marathon Düsseldorf), Jan Fitschen (TV Wattenscheid), Falk Cierpinski (SG Spergau), Martin Beckmann (LG Leinfelden-Echterdingen) – an der Qualifikation. 2:12:00 Stunden, eine international nicht einmal mehr zweitklassige Zeit, waren gefragt. Seit zwölf Jahren hat sie kein deutscher Läufer mehr erreicht.
Vielleicht können Anna und Lisa Hahner – die Zwillingsschwester plant ebenfalls den Schritt zum Marathon – in der Zukunft auch international eine Rolle spielen über die klassische Distanz und damit anknüpfen an sehr erfolgreiche Jahrzehnte des deutschen Frauen-Marathons. Zumal die zweifache World Marathon Majors-Siegerin Irina Mikitenko (SC Gelnhausen) in diesem Jahr bereits 40 wird und die zweite deutsche Olympia-Starterin, Susanne Hahn (SV schlau.com Saarbrücken), auch schon 34 ist. Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg/31) konnte ihr vielversprechendes Potenzial bisher im Marathon noch nicht richtig umsetzen und will deswegen bei Olympia über 10.000 m starten.
Insofern bringt Anna Hahners Marathondebüt zur richtigen Zeit Bewegung in die deutsche Frauen-Marathonszene. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Debüt. Aber ich weiß nicht genau, wo die 14 Sekunden geblieben sind, die zur Norm fehlen. Ich habe die Hoffnung auf eine Nominierung noch nicht ganz aufgegeben. In London bei Olympia zu starten, das ist ein Traum“, sagt Anna Hahner, die erst mit 17 Jahren zufällig zum Laufen kam. Inzwischen ist der erfahrene Marathoncoach Wolfgang Heinig, der früher unter anderen seine Frau Katrin zu großen internationalen Erfolgen führte, ihr Trainer.
Entsprechend gut vorbereitet war Anna Hahner auf das Rennen in Düsseldorf. „Der vielzitierte ,Mann mit dem Hammer‘ kam bei mir nicht vorbei“, sagt die 22-Jährige, die sich in der Zukunft deutliche Steigerungen zutraut. „Aber ich setze mir generell keine bestimmten Grenzen.“