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Tod beim Marathon

01.06.07
Quelle: Red. m4y

Todesfälle beim Marathon – Risiken rechtzeitig erkennen
Interview mit Dr. Willi Heepe


Beim Ruhr Marathon brachen zwei Sportler zusammen, denen nicht mehr geholfen werden konnte. Fast täglich sind Meldungen zu lesen, in denen sich mehr oder weniger sach- und fachkundig Mediziner und andere Experten zu Wort melden.

 

Was können Gründe dafür sein, dass sportliche Menschen einen Marathon nicht überleben? Marathon4you sprach mit einem, der es wissen muss: Dr. Willi Heepe.  Er war viele Jahre Medical Director des Berlin Marathon

 

M4y: Welche Risiken birgt der Marathonlauf?

 

Dr. Heepe: Ein Marathonlauf ist keine gesunde, aber eine für die Psyche großartige Sache. Für einen gesunden, gut trainierten Läufer ist der Marathon keine Risikobelastung. Risiken liegen in versteckten Entzündungen mit Beteiligung des Herzmuskels, in versteckten, nicht wahrgenommenen oder verdrängten Durchblutungsstörungen des Herzmuskels oder in einem nicht angepassten, im anaeroben Bereich placiertem Lauftempo.

 

M4y: Welche Risikofaktoren gibt es?

 

Dr. Heepe: Falscher Ehrgeiz muss man dazu zählen und natürlich auch die bestehenden klassischen Risikofaktoren wie Nikotin, Stoffwechselstörungen, Übergewicht etc. Hauptrisikofaktor ist ein zu hoher Leistungsanspruch ohne das notwendige Trainingsäquivalent, das Fehlen von Gelassenheit. In Germany rennt man Marathon nach Zeit. In den USA ist man Finisher, egal in welcher Zeit.

 

M4y: Gibt es eine Altersgrenze, nach der Läuferinnen und Läufer besonders gefährdet sind?

 

Dr. Heepe: Ältere Läufer laufen bewusster und leistungsangepasster. Das Risiko Alter scheidet aus. „Ich möchte auch mit 80 noch Marathon laufen,“ ist die Einstellung vieler älterer Läufer. Wiederum ist die Kontinuität des Trainings über die Jahre entscheidend, oder in das Alter hinein laufen - nicht dem Alter davon laufen.

 

M4y: Was können Ursachen sein für einen plötzlichen Herztod beim Sport?

 

Dr. Heepe: Ein entzündlich geschädigter Herzmuskel, eine koronare Herzkrankheit (Angina pectoris) selten eine Anormalität des Reizleitungssystem.

 

M4y: Gibt es Warnzeichen, wie soll der Sportler reagieren?

 

Dr. Heepe: Jede Krankheit gibt Signale wie Leistungsverlust, wie Temperaturanstieg, wie Pulsanstieg, wie Atemnot unter Belastung, wie Brustenge etc.

 

M4y: Kann man die Gefahren und Risiken begrenzen?

 

Dr. Heepe: Klassische Risikofaktoren wie Nikotin und Übergewicht vermeiden oder reduzieren und besser ausschalten. Risikofaktor Stress spielt auch eine besondere Rolle.

 

M4y: Was halten Sie von den jetzt ins Gespräch gebrachten  Forderungen  nach Voruntersuchungen  für Läuferinnen und Läufer vor einem Marathon?

 

Dr. Heepe: Läufer bedürfen besonders strengen kardiologischen Kontrolluntersuchungen in regelmäßigen Abständen. Sie sollten eigenverantwortlich veranlasst werden in Partnerschaft mit einem Sportmediziner oder Kardiologen, der am besten selbst Läufer ist.

 

Atteste als Sammelware von Hausärzten o. ä. erfassen die Dimension nicht und sind Papierverschwendung. Sie sind kein Mittel, das Risiko zu mindern. Wer raucht und oder adipös ist, verantwortet dieses letztlich auch selbst und seine Risiken sind extrem höher, als derjenige der läuft. Wir reden medial über wenige Sporttote, aber nicht über ca. 700.000 Nikotintote per anno.

 

M4y: Herr Dr. Heepe, wir danken Ihnen für das Gespräch.

 


 
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