Das hatte es bislang in der Geschichte des Marathon-Laufs weltweit noch nicht gegeben: 30.700 Läufer (knapp 100 aus Deutschland) bei einer Marathon-Premiere – so viele gingen am 18. Februar 2007 beim 1. Tokyo-Marathon an den Start. Damit reiht sich Tokyo nun würdig in die Reihe der großen Stadt-Marathons mit New York, London, Boston, Paris und Berlin ein.
Der gemeinsame Start für Marathon- und 10km-Läufer ist am höchsten Rathaus der Welt. Nach dem Startschuss durch den Bürgermeister geht eine begeisterte Läuferkarawane auf die Strecke. Tausende jubelnde Zuschauer, Konfetti-Regen und Nebelwerfer sorgen dabei für eine beeindruckende Kulisse und lassen den Nieselregen vergessen.
Der flache Kurs durch das Stadtzentrum führt vorbei an vielen Sehenswürdigkeiten Tokyos: über autofreie Straßen vorbei am Kaiserpalast, Tokyo-Tower, durch das edle Geschäftsviertel Ginza und vorbei an der Tempelanlage Asakusa, um nur einige Höhepunkte zu nennen. Der Zieleinlauf erfolgt am Big Sight - dem modernen Messegelände an der Bucht von Tokyo, wo die Finisher von den Zuschauern auf den Tribünen gefeiert werden.
Über 100.000 Zuschauer harrten trotz des schlechten Wetters an der Strecke aus und sorgten gemeinsam mit den vielen Bands und Folkloregruppen für ausgelassene Stimmung. Ein Pech für die Veranstalter und Läufer: es war der einzige Regentag zwischen sonst fast frühlingshaften Sonnentagen. 97,6 Prozent der Athleten erreichten trotz des nicht optimalen Wetters das Ziel innerhalb der Schluss-Zeit von sieben Stunden, die letzten von ihnen sogar wieder bei Sonnenschein.
Als sichtlich ergriffener Sieger passierte der in Tokyo lebende Kenianer Daniel Njenga mit einer hervorragenden Zeit von 02:09:45 die Ziellinie, gefolgt von den Japanern Tomoyuki Sato (02:11:22) und Satoshi Irifune (02:12:44). Auf dem sechsten Platz landete der Bronze-Medaillengewinner der Olympischen Spiele von Athen, der Brasilianer Vanderlei de Lima in einer Zeit von 02:16:08.
Bei den Frauen siegte die Marathon-Debutantin Hitomi Niiya in 02:31:02. Für die junge Japanerin wurde ihr erster Marathon-Wettkampf gleich mit einem tapfer erkämpften Sieg belohnt. Sie wird von Yoshio Koide trainiert, die auch die Olympia-Siegerin von 2000, Naoko Takahashi, betreute.
Das Urteil unter den deutschen und anderen internationalen Läufern über die Organisation war durchweg positiv. Natürlich gab es auch berechtigte Kritik: der Bürgermeister hätte seine Rede kürzer halten sollen, an einigen Stationen waren die Bananen ausgegangen und Probleme gab es anfangs am Zieleinlauf bei der Kleiderbeutel-Rückgabe.
Doch die positiven Seiten überwogen bei weitem. Auffällig war auch die ansteckend gute Laune der japanischen Läufer. Wer von Ihnen starten durfte, hatte großes Glück gehabt: unter 95.000 Anmeldern waren 25.000 Startplätze verlost worden. Dieses Los-Verfahren galt für ausländische Läufer nicht: ausgesuchte Veranstalter verfügten über garantierte Startplätze.
Aus Deutschland hatten als einzige die Reiseveranstalter Werner Otto Sportreisen und InterAir eine große gemeinsame Gruppe auf die Beine gestellt. Deren Läuferinnen und Läufer - leicht auszumachen an ihren schwarz-rot-goldenen Kopfbedeckungen - wurden von den Zuschauern und den freundlichen jungen Helfern an den Getränkestationen als ausländische Gäste besonders gefeiert: “welcome Germany”, schallte es Ihnen entgegen.
Eines verband alle Teilnehmer: sie waren stolz und glücklich, bei der größten Marathon-Premiere aller Zeiten dabei gewesen zu sein.