Weltklassezeit von 2:17:25 ist bei den Frauen die zwölftbeste Leistung des Jahres / Debütant Benard Biwott gewinnt Männer-Rennen in 2:05:54 / Beste Deutsche werden Christin Adler und Jan Lukas Becker / Über 25.000 Teilnehmer am Frankfurter Rennwochenende
Hawi Feysa hat den 41. Mainova Frankfurt Marathon mit einem grandiosen Streckenrekord gewonnen. Die 25-jährige Äthiopierin triumphierte mit 2:17:25 Stunden in der Frankfurter Festhalle und verbesserte damit die bisherige Rekordmarke gleich um 1:45 Minuten. Damit erzielte sie die zwölftschnellste Zeit weltweit in diesem Jahr. Auch die zweitplatzierte Kenianerin Magdalyne Masai blieb mit persönlicher Bestzeit von 2:18:58 noch unter dem bisherigen Streckenrekord. Dritte wurde die Äthiopierin Shuko Genemo mit 2:22:37. Den alten Kursrekord von 2:19:10 hatte die Kenianerin Valary Aiyabei im Jahr 2019 erzielt.
Im Rennen der Männer gab es einen überraschenden Debütanten-Sieg: Der 22-jährige Kenianer Benard Biwott gewann in 2:05:54 Stunden vor den Äthiopiern Gossa Challa und Lencho Tesfaye, die nach 2:07:35 beziehungsweise 2:08:02 im Ziel waren. In Addition der beiden Siegzeiten (4:23:19 Stunden) ist es das schnellste Rennen in der Geschichte des Laufklassikers am Main.
Während Laura Hottenrott (Grün-Weiß Kassel) das Rennen nach rund 30 Kilometern aufgab, lief der Debütant Jan Lukas Becker (LSG Saarbrücken-Sulzbachtal) als bester Deutscher mit 2:15:20 auf den 17. Rang. Schnellste deutsche Läuferin war Christin Adler (LAC Kronshagen) in 2:45:57 auf Platz 25.
„Dass wir eine so fantastische Streckenrekordzeit erleben, macht unser ganzes Team glücklich. Man kann im Spitzensport viel vorbereiten, aber nichts garantieren. Wir hatten Top-Bedingungen, zahlreiche persönliche Bestzeiten und viele glückliche Jubelszenen im Ziel“, sagte Jo Schindler. Der Sportliche Leiter Philipp Kopp sagte: „Wir haben erneut gezeigt, dass man in Frankfurt schnell laufen kann. Somit sind wir sehr zufrieden.“
Für den Mainova Frankfurt Marathon hatten 13.939 Läufer aus 113 Nationen gemeldet. Rahmenwettbewerbe hinzugerechnet waren es am Rennwochenende 25.616 Athleten. Damit wurde das Teilnehmerniveau von vor der Pandemie wieder übertroffen.
Hawi Feysa gelang mit dem Erfolg in 2:17:25 ein fulminanter Durchbruch auf der Marathondistanz. Die Äthiopierin hatte auf kürzeren Distanzen und als Sechste der Crosslauf-WM 2023 bereits international starke Leistungen gezeigt. Der Frankfurter Sieg in herausragender Streckenrekordzeit bringt sie nun auf ein neues Level. „Der Rekord war mein Ziel, das hat optimal geklappt. Ich hatte nach Kilometer 25 noch Energie und konnte aus der Gruppe weglaufen. Die Atmosphäre auf der Strecke hat mir sehr geholfen. Man kann auf diesem schnellen Kurs sicher Zeiten von 2:16 laufen“, sagte Hawi Feysa.
Neben Feysas läuferischen Vorleistungen deutete auch ihr hochklassiges Trainingsumfeld im darauf hin, dass sie für eine famose Leistung auf Frankfurter Asphalt bereit war. Zu ihren Trainingskolleginnen in Addis Abeba zählen die Olympia-Zweite Tigst Assefa, die in 2:11:53 vor einem Jahr in Berlin den damaligen Weltrekord gelaufen ist, die aktuelle Berlin-Siegerin Tigist Ketema und Amane Beriso Shankule, die Marathon-Weltmeisterin von Budapest 2023.
Gleich vom Start weg setzten die schnellsten Läuferinnen ihre Ankündigung um und starteten ihren Angriff auf den Streckenrekord von 2:19:10. Obwohl keine Athletin im Feld eine schnellere Bestzeit als 2:21:17 aufzuweisen hatte, war die Spitze stets im nötigen Tempo unterwegs. „Ich wollte ursprünglich alleine an der Spitze mein Tempo laufen. Von der Organisation war aber geplant, dass wir bis Kilometer 25 in einer Gruppe gemeinsam laufen. Diese Taktik war sehr gut“, lobte Feysa die Planung des Sportlichen Leiters Kopp.
Fünf Athletinnen passierten die Halbmarathonmarke in 69:16 Minuten, neben Hawi Feysa auch die beiden Schwestern Magdalyne und Linet Masai aus Kenia. Als Feysa nach Kilometer 25 das Tempo anzog, war Magdalyne Masai die einzige, die ihr noch folgen konnte. Bis kurz vor Kilometer 40 hielt Masai das Rennen offen und lief mit einem Abstand von nur wenigen Sekunden an zweiter Stelle. Hawi Feysa war jedoch nicht zu schlagen an diesem Tag, der für sie ein großer wurde. Die Äthiopierin schaffte eine deutlich schnellere zweite Streckenhälfte und hielt bis zum umjubelten Finish in der Festhalle das Tempo hoch. Hinter ihr erreichte Masai in 2:18:58 das Ziel.
Zum ersten Mal blieben damit in Frankfurt zwei Frauen unter der Marke von 2:20 Stunden. Die Eliteläuferinnen feierten auch darüber hinaus einen Tag der persönlichen Bestzeiten. Vier Frauen aus den Top 5 und insgesamt sechs Frauen aus den Top 10 jubelten über neue Hausrekorde. Einen starken Auftritt absolvierten Läuferinnen aus Großbritannien. Georgina Schwiening erreichte als beste europäische Läuferin in persönlicher Bestzeit von 2:25:46 auf Rang elf das Ziel. Gleich sieben Läuferinnen von der Insel platzierten sich unter den Top 25.
Christin Adler, die erste Deutsche im Ziel, konnte ihr Glück kaum fassen. „Ich war absolut überrascht, schnellste Deutsche zu sein. Ich wusste nicht, dass Laura ausgestiegen ist. Für mich ist das eine „once in a lifetime“ Erfahrung“, erzählte sie. „Ich bin konstant gelaufen. Ab Kilometer 36 kam ein kleiner Knick, aber ich habe mich gut über die letzten Kilometer gerettet. Der Zieleinlauf war ein echter Gänsehautmoment.“
Das ausgeglichen besetzte Elitefeld der Männer schlug an der Spitze ein Tempo ein, das die erhoffte Endzeit im Bereich von unter 2:05 Stunden zunächst zu ermöglichen schien. Zwischenzeiten von 29:38 Minuten bei 10 Kilometer und 44:30 bei 15 Kilometer deuteten auf eine Zielzeit im Bereich von knapp über 2:05:00 hin. Doch in der Folge wurde das Tempo trotz der sehr guten Wetterbedingungen mit Temperaturen zwischen 12 und 15 Grad, bedecktem Himmel und fast keinem Wind etwas verschleppt, so dass die Halbmarathon-Marke nach 62:52 erreicht wurde. Auch danach tat sich einige Zeit wenig in der 13-köpfigen Spitzengruppe.
Erst nach gut 30 Kilometern folgte der erste ernsthafte und zugleich vorentscheidende Angriff: Benard Biwott setzte sich an die Spitze und lediglich Gossa Challa war in der Lage, dem Marathon-Newcomer zu folgen. Als der Kenianer dann jedoch zwischen Kilometer 35 und 37 nochmals forcierte und die Kilometer-Abschnitte jeweils in rund 2:50 Minuten lief, war der Äthiopier geschlagen. Benard Biwott, der in der Vergangenheit mehrere vielversprechende Leistungen im Halbmarathon gezeigt hatte und über diese Strecke eine Bestzeit von 59:44 Minuten aufweist, kam am Ende mit über eineinhalb Minuten Vorsprung ins Ziel.
„Ich freue mich riesig, denn ich hatte nicht erwartet, dass ich hier gewinnen könnte. Als ich merkte, dass wir nach 30 Kilometern etwas langsamer wurden, habe ich begonnen, das Tempo zu pushen“, sagte Biwott, der einen der seltenen Debüt-Siege auf der großen Marathonbühne erreichte. Zuletzt konnte 2008 ein Debütant das Frankfurter Männerrennen gewinnen: Der Kenianer Robert Cheruiyot triumphierte damals mit einem Streckenrekord von 2:07:21.
Ein Debütant war überraschend auch der schnellste deutsche Läufer beim Mainova Frankfurt Marathon: Jan Lukas Becker lief auf Rang 17 in 2:15:20, nachdem er lange Zeit auf Kurs für eine Zeit von unter 2:11:00 war. „Dass ich hier bester Deutscher bin, ist ein Wahnsinns-Moment für mich. Es hätte auch noch besser laufen können. Aber bei Kilometer 35 kam der Mann mit dem Hammer“, sagte der 31-Jährige, der optimistisch ist, dass er sich in der Zukunft noch deutlich verbessern kann.
Die Frankfurter Stadträtin Ina Hauck lobte die Veranstaltung in ihren vielfältigen Dimensionen: „Die Organisation war toll, die Stimmung einzigartig. Es war großartig, diesen Streckenrekord zu sehen. Wenn man die Anstrengungen und Emotionen beim Zieleinlauf sieht, ist das außergewöhnlich.“
Ferdinand Huhle, Leiter der Konzernkommunikation von Mainova erlebte ebenfalls einen inspirierenden Marathontag: „Die Kombination von Spitzensport und Breitensport ist es, was den Erfolg dieser Veranstaltung ausmacht. Es werden tolle Bilder durch die professionellen Medienproduktionen in die Welt getragen. Der Zuspruch zum Laufsport und zu Großevents ist wieder voll da. Es ist einfach beeindruckend, mit welcher Hingabe die Läuferinnen und Läufer in der Festhalle ins Ziel gerannt sind.“