Marcel Heinig: „Meine Motivation entsteht dadurch, dass ich weiß, wie die Vergangenheit war und ich mich in der Gegenwart so fühlen kann, wie ein Ereignis in der Zukunft sein wird.“
Im Sommer 2001 trat er mit 120 Kilogramm auf den Rippen seinen Wehrdienst in Eggesin an, wo er wie üblich dem Spott ("fettes Schwein") der Kameraden ausgesetzt war und ihm gleich vom ersten Tag an seine sportlichen Defizite aufgezeigt wurden. Jetzt sollte damit Schluss sein. Mit eisernem Willen nahm er innerhalb von 8 Monaten 40 Kilogramm ab. Weil dies aber ausschließlich über verringerte Nahrungsaufnahme geschah, wirkte der bis dahin völlig Unsportliche dem befürchteten JoJo-Effekt mit ersten Dauerläufen von bis zu 20 Kilometern entgegen.
Nach der Bundeswehr begann er sein Studium und vernachlässigte die Lauferei. Sofort konnte er das Ergebnis auf der Waage ablesen. Zu Beginn des Jahres 2003 wurde seine Angst vor einem Rückfall in seine alte Gewichtsklasse so groß, dass Marcel jetzt nur noch eine Möglichkeit sah, sein Problem in den Griff zu kriegen: Laufen, jetzt aber richtig, langfristig und zielorientiert.
Beide kamen auch ins Ziel, von der Lauferei hatte Marcel jetzt aber erst einmal die Schnauze voll. Zu heftig waren die Nachwirkungen in Form von Muskelkater und Gliederschmerzen. Außerdem hatte er das Gefühl, dass sich seine Fitness durch die Strapaze eher verschlechtert hätte. Er ließ aber nicht locker und ging noch im gleichen Jahr zuerst in Berlin und dann in Dresden auf die Marathonstrecke.
Im Mai 2004 war dann auf Helgoland bereits der siebte Marathon im Leben des Marcel Heinig fällig. Und da ist es dann passiert: er hörte vom 100 Marathon Club und kam zunächst aus dem Staunen nicht heraus. Dann formulierte er aber sein neues Ziel:
Die Bedingung für eine volle Mitgliedschaft, der Nachweis von 100 erfolgreich bestandenen Marathon- oder Ultraläufen, erschien ihm allerdings fast unmöglich. Aber eben nur „fast“.
Nach seinen 3 Marathonläufen in seinem Premierenjahr 2003 kam er im Folgejahr dann auf gleich 21 Stück und drehte dann 2005 völlig auf. Manche sagten auch, er drehte durch. 2006 wollte er die Mitgliedschaft in der Tasche haben.
Es folgten „Doppeldecker“ und „Triples“, Etappenläufe und alles, was den Zählerstand nach oben trieb. Marcel merkte erst, zu was er fähig war. Und er hatte Glück, denn von Verletzungen blieb er verschont. Als er sich für den Marathon in Lissabon anmeldete, sollte es ein Hauptstadtlauf wie andere werden.