Die 35-jährige Britta Petersen aus Hamburg hat drei Krebserkrankungen überlebt, nun freut sie sich auf einen gemeinsamen Lauf mit Dieter Baumann
Wer sich die Krankheitsgeschichte von Britta Petersen anhört, dem schießt unvermeidlich ein Gedanke in den Kopf: Es ist einfach nur ein Wunder, dass diese Frau noch lebt. Etwas anderes denkt man zunächst nicht. Stichwortartig fasst die 35-Jährige ihre Krebserkrankung zusammen, beginnend mit der ersten Diagnose Lymphknotenkrebs im Juni 2000, der zwölfmonatigen Behandlung mit Chemotherapien und Bestrahlungen im Lungenbereich; der Rückkehr der Krankheit im September 2002, der nachfolgenden Öffnung des Thorax unterhalb der Achsel auf der Herzseite, um einen Lymphknoten hinter dem Brustbein entfernen zu können, wobei die Lunge zusammenfiel.
Zweieinhalb Stunden dauerte die Operation, einmal musste Britta Petersen wieder belebt werden, drei Wochen später begann die hoch dosierte Chemotherapie-Behandlung und eine Knochenmarktransplantation. Erneute Wiederbelebung, „meine Ärzte hatten mich aufgegeben“. Doch sie überlebte, „Löwenherz“, sagten die Mediziner künftig zur ihr, „mein Sportlerherz hat mich gerettet“, sagt sie selbst.
Als die Hamburgerin entlassen wurde, das war im Rollstuhl sitzend im Spätsommer 2003, wog sie nur noch 39 Kilogramm. Dann brach sie beim Köln-Marathon 2006 im Ziel zusammen, die Krebserkrankung war ein drittes Mal ausgebrochen. Nun ist Britta Petersen geheilt, seit Februar 2007, und nach einigem Zögern hat sie sich entschlossen, am 28. Oktober beim Dresdner Kleinwort Frankfurt Marathon an den Start zu gehen. „ Es soll ein symbolischer Lauf werden“, sagt sie. „Ich hoffe, dass ich durchkomme.“ Sie will anderen Krebspatienten Mut machen, zeigen, dass eine Krebsdiagnose nicht gleichbedeutend ist mit dem Tod. „Ich habe durchgehalten.“ Und wenn man Britta Petersen plaudern hört, wie sie unbefangen redet über ihre Krankheit, wie sie lacht und auch mal einen Witz reißt, ist zumindest in diesem Moment vergessen, was für dramatische, lebensbedrohende Jahre hinter ihr liegen.
Und auf Frankfurt freut sie sich ganz besonders: Es ist der erste Marathon nach der dritten Erkrankung, insgesamt ihr sechster, und auch Dieter Baumann ist am Start, ihr großes Vorbild. Beim Stuttgarter Zeitungslauf im Juli 2006 hat sie den 5000-Meter-Olympiasieger von 1992 erstmals getroffen, Baumann sprach ihr Mut zu und lud sie ein zum Tübinger Stadtlauf.
„Er hat mir mental sehr viel geholfen, gab mir Kraft, nicht aufzugeben.“ Baumanns Vereinskollege aus Tübingen, Gerold Knisel, hat sie eingeladen für den 2. Dezember zum örtlichen Nikolauslauf; es gab einen Freistart, weil Britta Petersen im Vorjahr wegen der Chemotherapiebehandlung nicht dabei sein konnte. Baumann wird sie allerdings schon beim Dresdner Kleinwort Frankfurt Marathon wieder sehen, und das schon einen Tag vor dem großen Rennen auf der Nudelparty in der Festhalle. „Ein ganz besonderer Tag“ für Britta Petersen.
Britta Petersen ist eigentlich immer gelaufen. Schon in Jugendtagen, als Mitglied des Hamburger Sportvereins. 5 Kilometer, 10 Kilometer, Halbmarathon und Marathon; vor ihrer schweren Krankheit ging es um Bestzeiten, seit dem Sommer 2000 hat sich die Priorität verständlicherweise verschoben. Es geht nur mehr um den Spaß am Laufen und die Motivation anderer Patienten.
„Ich habe mir immer vorgenommen, durchzuhalten. Für ein schönes Leben nach dem Krebs.“ Dass sie mittlerweile eine Art Vorzeigeläuferin geworden ist, daran hat sich die Friesin von der Nordseeküste, die „in Hamburg gestrandet ist“, längst gewöhnt. Im Juli war sie in der NDR-Sendung „Menschen und Schlagzeilen“ zu Gast, gab auch noch andere Interviews. „Mein Sportlerherz hat mich gerettet“, hat sie einmal gesagt. Und: „Ein Stück Normalität ist zurückgekehrt in mein Leben, aber die Angst wird immer bleiben.“ Im Frühjahr dieses Jahres ist viel diskutiert und geschrieben worden über die zahlreichen Toten, die es weltweit bei Marathonläufen gegeben hat – Britta Petersen ist ein Beispiel dafür, dass es auch ein Leben durch den Marathon gibt.