Andrej Naumov (Ukraine) ist ein gewiefter Taktiker - er hat gute Nerven, er weiß sich zudem die Kräfte gut einzuteilen. Beim Sporttalk am Samstag wirkte er erneut sehr verhalten, aber locker. „Wir sind gute Kumpel, aber beim Startschuss ruht die Freundschaft“, sprach er in Richtung Zachepa - was dies im Rennen bedeutet, zeigte Naumov bei seinem gestrigen Auftritt Sergiy Zachepa in unerbittlicher Deutlichkeit.
Schnell machten erst beide vorn Druck und zogen unaufhaltsam davon - Aleksandr Bolkhovitin (Russland) merkte früh, dass er dieses Tempo nicht gehen kann und reduzierte die Pace. Bei Kilometer 16,17 zog dann Zachepa an und zog auf 30-40 Sekunden davon, baute zwischendrin noch deutlicher vor Naumov aus. Diesen Vorsprung hielt er bis Kilometer 40. Gemäß der Logik „Man sieht sich immer zwei Mal im Rennen“ kam Titelverteidiger Naumov dann aber ab Kilometer 39 unaufhaltsam heran, Zachepa baute ab - und Naumov ging locker vorbei, nun nur noch die Zeit vor Augen. Mit Blick auf seinen Streckenrekord von 2006 lief Naumov am Schluss gegen die Uhr, verpasste aber in 2.14:04 h den Rekord (2.13:56 h) um läppische acht Sekunden.
Zachepa kam in 2.14:31 h bei großer Hitze um die 26, 27 Grad ins Ziel und wirkte leicht angefressen, hatte er doch den nahenden Sieg aus der Hand geben müssen. Beide stellten am heutigen Tage aber eine Klasse für dich dar - ein spannendes Finale.
Elisha Sawe (Kenia, 2.19:18 h) sicherte sich Rang drei - er war lange Zeit Seite an Seite mit Alexander Lubina (TV Wattenscheid) und Jaroslaw Cichocki (Polen) gelaufen. Lubina stieg aber um Kilometer 30, 31 auf der Rheinallee aus, Cichocki klagte bereits bei Halbmarathon über Oberschenkelprobleme und ging auch aus dem Feld - ungünstig für den Keniaten. Aleksandr Bolkhovitin kam auf Rang vier ein (2.20:09 h), gefolgt vom frenetisch jubelnden Philipp Büttner (TSV Friedberg-Fauerbach), der als Fünfter und Deutscher Meister in beeindruckenden 2.20:18 h den Titel heimbringt.
Auf Rang 6 und 7 des Klassements - und somit die Ränge 2 und 3 der DM belegten der leicht angeschlagene Tobias Sauter (TSV Eltingen) in 2.25:52 h sowie Daniel Pickl (LG Rupertiwinkel) in 2.27:49 h. Der Trierer Dietmar Bier (Post-SV Telekom Trier) kam etwas enttäuscht als DM-6. und Elfter des Gesamtklassements in 2.33:15 h über die Linie, gezeichnet vom Hitzerennen. Artur Ianos Miklos (Rumänien) wiederum erlebte einen unschönen Lauf in Mainz – der Rumäne, bislang stets vorn, kam mit den Temperaturen überhaupt nicht klar und brach als 18. in 2.36:11 h deutlich ein - er hatte eine 2.24, 2.35er Zeit als Minimum angepeilt.
1. Simon Engelfried (VfR Simmern) 1.09:50 h
2. Uwe Honsdorf (RW Koblenz) 1.10:58 h
3. Matthias Graute (ALV Mainz) 1.11:02 h
Am Tag vor dem Marathon gab sich die Vorjahressiegerin Maria Magdalena Teodorascu (Rumänien) sehr wortkarg. „Ankommen, ein Platz unter den ersten drei…“, hieß es wolkig. Im Klassement des Gutenberg Marathon spielten dann Teodorascu, Yamilka González (Spanien) oder Lale Öztürk (Türkei) nur kurze Zeit eine Rolle - von den ersten zwölf Rängen des Gesamtklassements gingen zehn (!) an die deutschen DM-Teilnehmerinnen. Lediglich Krystyna Kuta (Polen) schöpfte ihr Potential aus und lief auf Rang drei, hatte lange aber mit Platz zwei geliebäugelt, bis Birgitt Bohn (Spiridon Frankfurt) durchstartete…
Die Siegerzeit der bisherigen Führenden in der DLV-Bestenliste 2007, Ilona Pfeiffer (LC Solbad Ravensberg) riss zwar mit 2.46:15 h nicht wirklich vom Hocker - doch es war eine enge Konkurrenz mit vielen Führungswechseln und kleineren und größeren Volten. Lief zunächst Lale Öztürk mit Manuela Zipse vornweg, kurz begleitet von Teodorascu und González, so setzten sich im späteren Verlauf die deutschen Damen in Szene - und hatten sich das Rennen bei Temperaturen um 25, 26 Grad augenscheinlich wesentlich besser eingeteilt.
Pfeiffer lief bei Halbzeit schon weit vorn, Öztürk und Zipse folgend. Danach setzte Pfeiffer ihre Pace durch und lief allein zum Sieg. Lange Zeit hatte Constanze Türk (LG Domspitzmilch Regensburg) Anschluss gehalten und war gar auf Rang zwei vorgerückt, hatte dann aber körperliche Probleme und vergoss als Fünfte im Ziel bittere Tränen der Enttäuschung und des Schmerzes (2.49:34 h). Birgitt Bohn (Spiridon Frankfurt) kam als Zweite in 2.46:37 h 24 Sekunden hinter de Siegerin ein und war zugleich Zweite des Gesamtmarathons.
Krystyna Kuta (Polen) war die einzige der Topfavoritinnen, die ihr Potential auch auf die Strecke brachte. Sie sicherte sich in 2.48:11 h Rang drei. DM-Dritte wurde Andrea Stengel (ebenfalls LGD Regensburg) in 2.49:04 h. Die Ex-Bodenheimerin mit Heimspiel, zweifache Deutsche Meisterin, zweifache WM-Teilnehmerin und zweifache Mutter, Manuela Zipse (TSG Heilbronn), finishte als Gesamt-Achte (DM-Siebte) in 2.53:00 h - noch vor Titelverteidigerin Teodorascu, die auf der ganzen Linie enttäuschte.
Insgesamt ein überraschend dominanter Auftritt des DM-Feldes in Mainz - man hätte eigentlich ein paar internationale Namen inmitten des Gesamtklassements erwartet - mehrere verpflichtete Spitzläuferinnen mussten aber der Hitze und einem zu hohen Anfangstempo Tribut zollen.
1. Gerlinde Lenske (LG Rülzheim) 1.24:52 h
2. Marion Hebding (TV Rheinau) 1.26:12 h
3. Martina Groß (MTV Kronberg) 1.26:32 h
Mit 80.-100.000 Zuschauern an der Strecke belegte der Mainz-Marathon auch im achten Anlauf seine Anziehungskraft. Dauerapplaus von mehreren tausend Zuschauern allein im Start-/Zielbereich und eine stimmungsvolle Kulisse auch in den Ortsteilen - der Event ist weiterhin ein Feiertag in Mainz. Bei zuschauerfreundlichem (für die Läuferinnen und Läufer aber deutlich zu heißem) Wetter um die 25 Grad - warb der Gutenberg-Marathon 2007 bei der achten Auflage durch eine angenehme Atmosphäre, die erneut vom SWR über vier Stunden in Wort und Bild eingefangen wurde.
Besonderen Spaß hatten 2007 erneut 400 Schulstaffeln, die mit je 5 Schülerinnen und Schülern antraten - und nicht selten im Zielbereich noch fulminante Endspurts hinlegten und dafür frenetischen Applaus einheimsten. 2000 Schülerinnen und Schüler waren auch 2007 in Mainz dabei.