Nunmehr zum vierten Mal trifft sich die Marathonszene des Nordens in Flensburg zum European Minority Marathon. Nachdem mit Tim Jansen und Volker Fries in den ersten beiden Jahren zwei Flensburger Lokalmatadore den Marathonlauf in ihrer Heimatstadt hatten gewinnen können, war es im Vorjahr der Brite David Buzza, der mit seinem Erfolg den internationalen Charakter des YOU!MM auch in der Siegerliste manifestierte. Mit seiner Siegerzeit von 2:36:05 Stunden hob der frühere EM-Teilnehmer aus Cornwall den Streckenrekord des deutsch-dänischen Marathonspektakels in neue Sphären. Auch in diesem Jahr sind beim Rennen über 42,195 km erneut flotte Zeiten zu erwarten, nicht zuletzt auch von den Langstreckenläufern aus dem Land zwischen den Meeren.
Nach vielen lobenden Worten der Athleten im Vorjahr hat der Schleswig-Holsteinische Leichtathletikverband seine Marathon-Landesmeisterschaften nun erneut in die Fördestadt vergeben. Als Titelverteidiger auf Landesebene geht Thomas Ebel (ETSV Fortuna Glückstadt) ins Rennen, der im Vorjahr in 2:36:37 Stunden als Dritter der YOU!MM-Gesamtwertung nur eine halbe Minute nach David Buzza ins Ziel rannte. Mit einem erneuten Meisterschaftsgewinn könnte der Langstreckler von der Elbe den Titel-Hattrick perfekt machen und zum unumstritten Marathon-Champion des Nordens werden – als Landesmeister und Landesbester.
Nur selten führten die Marathon-Landesmeister in den letzten Jahren auch die Jahresbestenlisten des SHLV an. Während die Titelkämpfe unter den oft widrigen, winterlichen Bedingungen der Rennen in Kiel oder Husum stattfanden, nutzten viele Athleten lieber die schnellen, flachen Pisten der City-Marathons, um Bestzeiten zu rennen. Die Atmosphäre eines stimmungsvollen Stadtmarathons verspricht auch das Flensburger Rennen an vielen Stellen der Strecke. Doch eine Piste für Rekorde bietet der European Minority Marathon eher nicht, auch wenn nun dank der neuen Streckenführung einige ganz harte Hügel wegfallen werden.
Die Asse des Landes kennen die Anforderungen des Flensburger Streckenprofils und dennoch reizt der nördlichste Marathon Deutschlands. Beim größten Marathon des Landes um Zeiten und Platzierungen zu kämpfen, macht eben auch Spaß.
Bei den Frauen zeichnet sich in diesem Jahr erneut ein interessantes Rennen ab. Im Vorjahr liefen die Siegerin Verena Becker (SG Kronshagen-Kiel) nach 3:11:11 Stunden und die Zweitplatzierte Anita Carstensen (LG Niebüll-Süderlügum) nach 3:11:49 Stunden binnen einer Minute ins Ziel. Für Titelverteidigerin Verena Becker zeichnet sich nun aber harte Konkurrenz ab. Die 30-jährige muss ihren Titel gegen Vereinskameradin Anke Tiedemann verteidigen. Schleswig-Holsteins herausragende Straßenläuferin des letzten Jahrzehnts wird in Flensburg erst den zweiten Marathon ihrer Karriere laufen. Bei ihrer Premiere vor vier Jahren beim Berlin-Marathon hatte sie allerdings auf Anhieb Maßstäbe gesetzt. 2:49:25 Stunden zeigte die Uhr damals beim Zieleinlauf am Brandenburger Tor an.
Die 32-jährige ist neben der Kielerin Birgit Behrend (2:48:23 Stunden im Jahr 2000) die einzige Frau im Norden, die seit der Jahrtausendwende eine Zeit unter 2:50 Stunden laufen konnte. Der fast 20 Jahre alte Landesrekord der Husumerin Dagmar Knudsen (2:36:48 Stunden) scheint derzeit unerreichbar. An eine neue Bestmarke ausgerechnet in Flensburg glaubt auch Anke Tiedemann nicht. Ihre Ambitionen verheimlicht die Kielerin jedoch auch nicht. „Den Sieg strebe ich schon an und auch den Streckenrekord würde ich gern knacken“, erklärt die junge Mutter. Fast exakt ein Jahr nach der Geburt ihres zweiten Kindes wagt sich die Ökotrophologin an die klassische Distanz der 42,195 km. Auf den kürzeren Langstrecken hatte sie schon nach wenigen Monaten wieder ihr Spitzenniveau erreicht. Nach der sommerlichen Bahnsaison will sie die Form nun auch auf die lange Straßendistanz übertragen. „Im Juli standen noch Bahnläufe an. Deshalb musste ich das spezielle Marathontraining sehr komprimiert absolvieren“, gibt Tiedemann kleine Einblicke in ihre Trainingsgestaltung. Ob sie damit Erfolg haben wird oder ob sich doch die Routine der erfahreneren Marathonspezialistinnen wie Verena Becker, Inge Brandts oder Gunda Nielsen durchsetzen wird, werden die Zuschauer am Willy-Brandt-Platz ebenso gespannt beobachten wie die vielen anderen Marathonmomente, für die die Legenden reiche Distanz immer wieder sorgt.
Dagmar Knudsen (LAV Husum) 2:36:48 1988 Hamburg
Wolfgang Krüger (Lübeck 1876) 2:11:55 1985 Houston/USA
2002:
2:57:07 Kathrin Schippmann (VfL Oldesloe)
2:23:34 André Green (LG Wedel-Pinneberg)
2003:
2:49:25 Anke Tiedemann (SG Kronshagen-Kiel)
2:33:42 Volker Orthmann (LG Neumünster)
2004:
2:54:51 Verena Becker (SG Kronshagen-Kiel)
2:24:51 Vladimir Bukalo (LG Wedel-Pinneberg)
2005:
2:57:06 Kathrin Schippmann (VfL Oldesloe)
2:31:16 Stefan Unfug (TSV Lütjenburg)
2006:
2:53:54 Kathrin Schippmann (VfL Oldesloe)
2:34:13 Jens Gauger (LG Wedel-Pinneberg)
Laufberichte | ||||||
02.09.07 | Hoch im Norden Deutschlands ... |
Volker Berka |