Berlin fiebert dem Marathon am Sonntag entgegen, der ganz im Zeichen eines Mannes steht: Haile Gebrselassie, der Ausnahmeläufer aus Äthiopien, will seiner Weltrekord-Sammlung endlich den über die Marathondistanz hinzufügen. Er sei gut vorbereitet und habe ein gutes Gefühl. „Berlin ist meine Lieblingsstadt, ich habe hier seit 1991 kein Rennen verloren,“ sagte Haile. Allerdings brauche er gute Bedingungen. „Nicht mehr als 18 Grad, kein Wind und keinen Regen,“ präzisierte er.
Fünf hochkarätige Pacemaker (unter ihnen Rogers Rop) sollen das Unternehmen „Weltrekord“ möglich machen. Sammy Korir (Kenia), der Paul Tergat 2003 zum Weltrekord trieb und dessen Zeit (2:04:56) bis heute die zweitbeste weltweit ist, musste allerdings verletzungsbedingt absagen. Philip Manyim aus Kenia soll seine Rolle übernehmen. Ob er auf den letzten Kilometern, wo Haile Gebrselassie im letzten Jahr ganz auf sich alleine gestellt wertvolle Zeit verlor, dem Äthiopier noch Paroli bieten könne, hänge davon ab, wie schnell das Rennen angegangen werde, meinte er. „Auf jeden Fall will ich neue persönliche Bestzeit laufen.“ Die ist Philip Manyim 2005 (2:07:41) ebenfalls in Berlin gelaufen.
Vorjahressiegerin Gete Wami aus Äthiopien geht bei den Frauen als Favoritin ins Rennen. „Ich freue mich, dass ich ein zweites Mal in Berlin an den Start gehen kann. Ich bin in guter Verfassung, möchte jedoch keine Voraussagen für den Lauf am Sonntag machen. Ob ich eine Zeit unter 2:20 Stunden laufen kann, hängt von vielen Faktoren ab, wie dem Wetter und der Konkurrenz zum Beispiel.“
Um ihre Chancen bei den World Marathon Majors und auf 500.000 Dollar Siegprämie zu wahren, plant Gete Wami in fünf Wochen in New York ebenfalls am Start zu sein. Ob sie sich auf die extreme Belastung besonders vorbereitet hat? „Marathon erfordert immer ein hartes Training. Ich habe keine Änderungen in der Vorbereitung vorgenommen. Im Moment bin ich ganz auf den Berlin Marathon fokussiert, erst danach denke ich an den nächsten Lauf und an die Olympischen Spiele in Peking 2008“.
Die persönliche Bestzeit die Japanerin Naoko Sakamoto (2:21:51 Stunden) liegt nur 17 Sekunden über der von Gete Wami, die damit ihre härteste Widersacherin sein könnte. Die 27jährige äußerte sich allerdings sehr zurückhaltend: „Ich musste aufgrund einer Verletzung im letzten Jahr pausieren und bereite mich erst seit Anfang 2007 konzentriert auf einen Marathon vor. Viele Japanerinnen haben in Berlin ihre persönliche Bestzeit gelaufen. Ich nenne nur Naoko Takahashi, Mizuki Noguchi oder Yoko Shibui. Ich hoffe, dass ich ihnen nachfolgen kann und werde mein Bestes geben.“
Die Deutsche Rekordhalterin über 3000 und 5000m, Irina Mikitenko, freut sich auf ihr Marathon-Debüt. „Ich habe sehr gut trainiert. 2:30 sind das erste Ziel, das ich unterbieten möchte. Sicherlich kann ich schneller sein, aber ich möchte mich nicht unter Druck setzen. Berlin ist eine gute Strecke für ein Debüt.“ Zu weiteren Plänen wollte sich Irina nicht äußern.„Wenn der Sonntag vorbei ist, weiß ich, ob ich überhaupt noch einmal einen Marathon laufe. Mein Schwerpunkt wird sicherlich zunächst auf der Straße und beim Halbmarathon liegen.“
Endlich einen „guten Marathon“ laufen will Sonia O’Sullivan (Irland/Australien). Bisher sei sie bei ihren Starts (persönliche Bestzeit 2:29:01 London 2005, 8. Platz) unter ihren Möglichkeiten geblieben, sagte die 38jährige. „Berlin ist dafür eine gute Gelegenheit.“