Der Zeiler Waldmarathon hatte im vergangenen Jahr seine Premiere. Anders gestaltete sich aber diesmal meine Anreise. Da ich meinen FIAT abgemeldet hatte, fuhr ich, sozusagen zum Warmmachen, früh um 6.45 Uhr mit meinem Rennrad vom oberfränkischen Poxdorf in das 20 km entfernt liegende Buttenheim (die Geburtststadt von dem Nietenhosen-Erfinder Levi Strauß) zu meinem Lauffreund Rafael. Die nächsten 40 km ging es dann, nach einem kurzen Frühstück und mit etwas mehr Tempo, mit Rafael’s Auto über Bamberg in Richtung Schweinfurth. Das Wetter versprach einen schönen Herst-Lauf, wie schonim Vorjahr.
Vielleicht noch kurz eine Vorstellung der Stadt Zeil: Das Fachwerkstädtchen Zeil mit gut 6.200 Einwohner und 5 Ortsteilen liegt im östlichen Unterfranken, auf halbem Wege zwischen der tausendjährigen Bischofsstadt Bamberg und der Kugellagerstadt Schweinfurt direkt am Main - umschlossen vom Naturpark Haßberge im Norden und dem Naturpark Steigerwald im Süden.
Der Ort wird vom Kapellenberg überragt, der einen reizvollen und weiten Blick durch das Maintal bietet und auf dessen Spitze die Wallfahrtskirche "Zeiler Käppele" Besucher und Einheimische schon von weither grüßt. In der historisch gewachsenen Altstadt finden sich viele, größtenteils reich verzierte Fachwerkhäuser. Der mittelalterliche Marktplatz - die "gute Stube" der Stadt - wird von dem Rathaus und der Stadtpfarrkirche St. Michael dominiert. Schmale Gassen, malerische Winkel und die Reste der einst mächtigen Stadtbefestigung prägen das teilweise mittelalterliche und schöne Stadtbild.
Im Jahre 1018 wurde Zeil zum ersten Male urkundlich erwähnt, 1379 erhielt der Ort Stadtrecht. Die Bürger der einstigen Exklave des Hochstifts Bamberg zogen ihren Lebensunterhalt aus Ackerbau und Viehzucht, dem Obst- und Weinbau und der vielseitigen Verarbeitung des Mainsandsteines. Mit dem Abt Alberich Degen brachte ein Sohn der Stadt die Weinrebe Silvaner nach Franken. Noch heute wird in und um Zeil eifrig Wein angebaut, den man am Besten während des alljährlich in der Zeiler Altstadt stattfindenden Weinfestes oder einer der kleinen Weinstuben in der Stadt und den nahen Dörfern genießen kann.
Als östliches Tor zum Fränkischen Weinland zwischen Wein- und Bierfranken gelegen, bietet Zeil auch ein gutes Bier, das in den vielen gemütlichen Gaststätten und Lokalen der Stadt ausgeschenkt wird. Zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten locken Jahr für Jahr immer mehr Urlauber an. Und vielfältige Freizeitmöglichkeiten, wie die Wanderwege des Abt-Degen-Steigs in den Weinbergen, die zahlreichen Sportmöglichkeiten (etwa das städtische Hallenbad) oder Frankens erstes Foto- und Filmmuseum, machen Zeil auch als Ziel für Tagesausflüge interessant - mit dem Auto, dem Bus, dem Fahrrad, der Bahn oder dem Schiff.
Weit über eine Stunde vor dem Start fanden wir, auch dank der guten Ausschilderung des Veranstalters, noch einen freien Parkplatz vor dem Rudolf-Winkler-Haus. Mit der angeschlossenen Schwimmhalle und dem großen Sitzungssaal mit Bühne ist dieses Gebäude hervorragend als Organisationszentrum für den Lauf, seine Organisatoren, die Teilnehmer, das Essen nach dem Lauf (hervorragend gemacht: Kartoffeln und Quark) und schließlich die Siegerehrung geeignet.
Schnell waren wir in den Besitz unserer Startnummern und des Transponders für die Zeitmessung gekommen. Wie auch 2004 war für die Walker und Läufer ein Bus-Shuttle-Betrieb zu dem ca. 2 km entfernten Start- und Zielbereich Setzbachbrunnen in dem herbstlichen Laufwald Zeil eingerichtet, der gut funktionierte. Der Bürgermeister persönlich ließ es sich nicht nehmen, fast pünktlich um 10 Uhr, das Hauptfeld mit über 200 Marathonläufern auf die Strecke, einen Rundkurs mit 21,1 km Länge und 420 Höhenmetern zu schicken.
Besonders gefreut hatte mich, dass ich mit Bernhard Sesterheim, diesmal leider ohne seine „mehrfach marathon-und-mehr erprobte“ Schäferhündin Cora am Start getroffen hatte.
Auf den ersten 2 Kilometern bietet der Kurs einen ordentlichen aber nicht zu steilen Anstieg auf das Plateau der Haßberge. Der zweimal zu durchlaufende Rundkurs hat die Form einer Acht. Es geht oder besser läuft sich über den Schlossberg und die Bischofsheimer Höhe weiter Richtung Jägerhäuschen zum Geisgrabenbrunnen.
Nach dem Passieren der „Sieben Seen“ und des Bischofsheimer Sees verläuft die Strecke über den Fitnesspfad zurück zum Ziel am Setzbachbrunnen. Fast alles schöne und gut zu laufende Waldwege, bedeckt mit einer ordentlichen Laubschicht – aber keine Gefahr durch darunter sich versteckende Äste, Baumwurzeln und Steine.
Die Walker (7,5 bzw. 21,1 km) wurden gemeinsam mit den Halbmarathonläufern eine Stunde nach uns, pünktlich um 11 Uhr, auf die Strecke geschickt.
Hervorragend die Verpflegungsstellen, die gleichmäßig alle 5 km postiert waren: Es gab alles was das Läuferherz begehrt: Cola, Iso, Tee und sogar Malzbier, Früchteriegel, Kuchen und Bananen. Keiner kam zu kurz. Man merkte wirklich, dass der Lauf mit viel Liebe und Verstand organisiert und durchgeführt wurde. Wenn wir auch wenige Zuschauer und Wanderer an der Strecke zu sehen bekamen, so spendeten diese doch dafür umso mehr Applaus für jeden.
Ich hatte mir den Lauf, trotz einsetzender leichter Beschwerden in rechten Hüftgelenk, so eingeteilt, dass ich nach einer Halbmarathonzeit von 2:14 fast gemeinsam mit Bernhard Sesterheim nach 4:48:50 meinen Transponder am rechten Arm in der Zielgasse an den Kasten zur Zeitmessung halten konnte.
Einen klitzekleinen Kritikpunkt habe ich: Die Medaille will mir nicht so recht gefallen, sie sieht doch etwas billig aus. Aber Stopp: Wo in Deutschland noch kann man für eine Startgebühr von 18 € auf so einer schönen Strecke, mit anschließender Nutzung des Hallenbades, einem kostenlosen Essen in einer angenehm geheizten Festhalle und (fast hätte ich es vergessen) mit einer guten Flasche fränkischen Weißwein „SCHOPPENFETZER“ mit so viel netten Leuten wie den Veranstaltern, nämlich der Lauf- und Leitathletikgruppe des SV Zeil unter der Regie von Hubert Karl – übrigens ein exzellenten und schneller Langstreckenläufer – so wunderschön in den Herbst hinein laufen. Liebe Zeiler, macht weiter so und ihr werdet mich und viele andere Läufer noch viele Jahre am 2. November-Wochenende in Eurem schönen Naturpark laufender Weise sehen.
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