Freitagabend - wer ruft an? Heiner! „Willst Du mit nach Husum?“ fragt er kurz und knapp. Ich brauche nur kurz Bedenkzeit und habe „ja“ gesagt. Ein nicht geplanter Marathon bringt natürlich meine Planung auf dem Weg zum 200sten Marathon ein wenig durcheinander. Wo wird er nun sein?
Samstagmorgen um 08:00 Uhr machen sich Heiner und ich auf den Weg nach Husum in Schleswig-Holstein zu einem Marathon, der ja schon auf 33 Jahre Tradition zurückblicken kann. Ich freue mich außerdem auf ein Wiedersehen mit Sabine und los geht’s.
„Die Herausforderung im Norden 42,195 km durch nordfriesische Küstenlandschaft, endlosen Geraden, stille Dörfer, häufig nasskaltes Wetter und immer Wind“, steht auf der Homepage des Veranstalters. Dass diesmal alles anders kommen wird, merken wir spätestens 50 km vor Husum. Glatteis und Schnee ohne Ende bereiten uns doch ein paar Schwierigkeiten. Gut, dass wir rechtzeitig losgefahren sind. So kommen wir doch noch 50 Minuten vor dem Start dort an.
Es schneit immer noch. Heiner und ich schauen ungläubig. Mit soviel Schnee haben wir nicht gerechnet. Ich schätze mal so 30 cm. Dann treffen wir Horst Preisler und Peter Wieneke, die uns gleich den Weg zur Startnummernausgabe zeigen. Ich muss nachmelden und werde schon mal als Held gefeiert. Viele Angemeldete haben angesichts der Witterungsverhältnisse abgewunken. Da lässt man den Nachmelder hochleben.
Mit der Starnummer bekommt jeder noch zwei Bons für ein Getränk und ein Essen das nach dem Lauf. Dann treffen wir tatsächlich Sabine, die mit 700 km aus dem Westerwald wohl die weiteste Anreise auf sich genommen hat. Ihr Samstag sieht so aus: mit dem Flieger nach Hamburg, weiter mit einem Mietwagen. Marathon laufen, danach mit dem Mietwagen zum Hamburger Hauptbahnhof und ab Richtung Westerwald. Irgendwann in der Nacht ist sie dann wieder zu Hause. Alles hat sie gerade so geschafft. Prima .
12:30 Uhr. Der Speaker macht den Unentwegten Mut. Die Laufstrecke ist nicht geräumt und wir sind die ersten, die dort lang laufen. Gute Aussichten. Der Schneefall hat ein wenig nachgelassen und der Bürgermeister schießt uns auf die Strecke. Nach einem Kilometer haben wir Husum bereits verlassen und laufen Richtung Norden, wo uns ein 15minütiger Blizzard von der Seite erwischt. Sichtweite 20 Meter. Mir friert fast die linke Gesichtshälfte weg und ich bin froh, als dieser Spuk ein Ende hat.
Nach km 10 werden wir entschädigt mit einer traumhaften Schneelandschaft und Sonnenschein. Auch wenn der Untergrund schwer zu laufen ist, macht es immer mehr Spaß, die Herausforderung anzunehmen. Die Sonne kommt raus und wärmt sogar ein wenig.
Heiner ist wie so oft enteilt. Sabine ist irgendwo hinter mir und genießt so gut es geht die Landschaft. In den Orten ist Schnee schippen angesagt. Ein freundliches „Moin, Moin“ ist aber immer drin.
Nach der Hälfte laufen wir eine kleine Runde durch ein Dorf, wo der Wendepunkt ist. Dort sehe ich Heiner, der ca. einen Kilometer Vorsprung hat. Der Rückweg läuft für mich doch besser, als ich fürchte und bei km 37 schließe ich zu Heiner auf. Im Stadion ist zwischenzeitlich eine schmale Spur für die Läufer geschaufelt. Ich fotografiere den fleißigen Helfer. Bei der Gelegenheit holt mich Sabine ein und wir laufen gemeinsam ins Ziel.
Insgesamt werden 119 Finisher gezählt, bei einem „normalen" Wintermarathon sind es doppelt so viele. Nach den heißen Duschen fahren wir zum Essen in das Theodor-Schäfer Bildungswerk. Wir kommen genau richtig und lösen unsere Bons ein. Zur Wahl stehen Labskaus und Reis mit Hühnerfleisch. Na dann Guten Appetit.
Gestärkt fahren wir um 18:30 Uhr Richtung Heimat, wo wir um 22:00 Uhr glücklich eintreffen. Ich danke Heiner für noch einmal für seinen Anruf gestern. Loben möchte ich auch die Veranstalter, die bei wirklich widrigen Bedingungen ein herrliches Lauferlebnis möglich gemacht haben.
Wendepunktstrecke nördlich von Husum durch nordfriesische
Küstenlandschaft.
Wasser, Tee , Bananen, Apfelsinen, Kekse, Schokolade und auf dem Rückweg auch Cola.
Starnummernausgabe, Umkleiden, Duschen, Start und Ziel alles am Jahnsportplatz.