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Laufberichte

Der wahre Wintermarathon

04.03.06

"Hoffentlich ist das bald vorbei"


Husum liegt in Nordfriesland. Richtig. Und der Marathon nennt sich Wintermarathon. Auch bekannt. Allerdings spielte der Winter  in den vergangenen Jahrzehnten kaum eine bedeutsame Hauptrolle, das versichern mir die Nordfriesen. Die kalten Monate an der Küste sind in aller Regel eher  mild, gerade im März. Alles anders bei der 2006er-Auflage: Husum versinkt quasi über Nacht im Schnee, auch das Stadion des ausrichtenden LAV Husum ist mit rund zwanzig Zentimetern zugedeckt. Kann der Marathon überhaupt stattfinden? Keine andere  Frage hört Kai-Uwe Schmidt vom Team des LAV häufiger. Er kann. Am Ende schaffen es die Helfer sogar, eine Mini-Laufspur auf der Tartanbahn des Stadions in die weisse Masse zu fräsen. Die Schlußrunde, die letzten Meter eines nicht ganz alltäglichen Marathons.

 

Knapp über 130 winterfeste Läufer haben sich angekündigt, am späten Nachmittag sind schließlich 119 im Ziel und in der Wertung, darunter auch die Schnellste der Deutschen Ärzte-Marathon-Meisterschaft 2005, Cornelia Heinze aus Hamburg, Rekord-Marathonsammler Horst Preisler, sowie Sabine Schneider, Mitorganisatorin des Westerwälder Löwenmarathons.

 

Keine Teilnehmerzahlen, die nun unbedingt leere Verpflegungsstände befürchten lassen. Bananen, Orangen, Tee, Wasser, Cola - alles wird alle fünf Kilometer ausreichend aufgetischt. Auch um Gefühlsausbrüche mitfiebernder Nordfriesen muss man sich unterwegs keine Sorgen machen. Die gibt es nicht. Der Husumer Marathon ist insgesamt eine eher nüchterne, in diesem Jahr zudem eisige Angelegenheit. Ohne Schnickschnack, ohne Firlefanz.

 

Das Wettkampfbüro mit der Nummernausgabe am Jahnsportplatz versprüht das Flair einer Sparkassenfiliale. Freundlich, aber ohne viel Aufhebens. So war das wohl auch schon vor 33 Jahren beim ersten Wintermarathon.

 

Nummer abholen, die Laufschlappen über die Füße ziehen, 42kommanochwas Kilometer rennen, duschen, Labskaus essen, Siegerehrung. Mehr braucht man nicht, sagen die vom LAV. Es gibt keine Marathonmesse, auch nicht Kaffee und Kuchen vor dem Rennen. Geschmackssache.

 


Der Schnee macht das Laufen an diesem Samstag nicht unbedingt zur reinen Spaßangelegenheit. Teilweise geht´s nur im Gänsemarsch auf einer schmalen Spur vorwärts, die bangen Blicke immer auf die Spuren und Tritte des Vordermannes oder der Vorderfrau gerichtet. Zu Beginn bläst ein Schneesturm um die Mützen, wenig später verziehen sich aber wieder die Wolken. Sonne und blauer Himmel setzen sich nun in Szene - ein traumhaftes Wechselbad der Gefühle inmitten nordfriesischer Winterlandschaft.

 

Nach gut 21 Kilometern auf Radwegen (zumindest waren diese als solche zu erahnen) geht es in südlicher Richtung wieder zurück nach Husum. Immer wieder versucht der rutschende und wankende Körper sein Gleichgewicht zu halten. Auch das bissigste Laufprofil hat Mühe auf dem glatten und manchmal auch schnee-matschigen Untergrund den rechten Grip zu finden. Der ungewohnte Laufstil fordert seinen Tribut, die Beine werden schneller müde.

 

"Hoffentlich ist das bald vorbei" - ein Gedanke auf den letzten Kilometern bestimmt von vielen gedacht und im Ziel dann häufig ausgesprochen. Die 2:15er-Rekordzeit des Dänen Kristensen aus dem Jahr 1983 bleibt selbstverständlich auch diesmal unberührt. Oliver Salto aus Schenefeld schafft es in immerhin  nach 3 Stunden und sieben Minuten als Erster zum Duschen und abschließenden Labskaus-Essen, die beste Frau Karen Paysen (TSV Langenhorn) mischt sich als Gesamtdritte (3:14) unter die schnellsten (Schnee-)Männer. Und das bei einem Lauf in Husum, bei dem mal wieder der Winter die ungewohnte Hauptrolle spielen konnte.

 

Informationen: Husum Nord-Ostsee Wintermarathon
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