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OKServus aus Fädd. Zum Welt-Down-Syndrom-Tag organisiert Anita Kinle eine Laufveranstaltung. Zur Jahreswende wurde die Anita von Euch zum Hero 2010 gewählt. 6-Stunden-Lauf, Marathon, Halbmarathon, FanTicket, die Auswahl groß. Bock auf Bock? Premiere für mich – wie weit geht es in sechs Stunden?
Su aafach is des fei nedd. Was dazu in der Kleeblättla-Stadt abging, könnt ihr hier nachlesen.
Fürth ist zusammen mit Erlangen und Nürnberg eines der Oberzentren Bayerns.
Bekannt wurden Nürnberg und Fürth im Zeitalter der Industrialisierung durch die erste deutsche Eisenbahnverbindung über sieben Kilometer. An den Endpunkten liegen heute die beiden Hauptbahnhöfe der Großstädte. Die Anfahrt mit der Bahn ist heute schneller möglich, als damals mit dem Adler.
Nachdem ich am Samstag noch eine knackige Laufeinlage bei den Bayerischen Crossmeisterschaften eingelegt habe, ist mein Plan für Fürth einfach strukturiert: Ein gescheites Auslaufen über sechs Stunden. Aber das ist Neuland für mich, da ich bisher noch keinen Versuch gemacht habe, über diese Zeitspanne so weit wie möglich zu kommen. Der Franke würde zu so einem Zeitvertreib wohl sagen: „Su aafach is des fei nedd.“
Dieses Mal bin ich nicht allein, Robert Portune, ein Vereinskollege, kommt mit und will sich auf dem Halben testen. Da wir bereits um „Halbe Sieben“, also um 06.30 Uhr uns aufmachen, sind wir frühzeitig vor Ort.
Ein paar Infos zum Lauf: Die Startgebühren gehen von 21 EUR für das sogenannte Fan-Stundenticket bis hin zu 50,21 EUR für den 6-Stundenläufer. Die sechs Stunden können auch als Staffel mit drei bis zehn Läufer bewältigt werden. Das Startgeld beinhaltet nicht nur die reichhaltige Verpflegung während des Rennens, sondern auch die Kinderbetreuung, ein Finishergeschenk, Urkunde und einen kurzweiligen Sonntag, der seinem Namen heute alle Ehre macht. Es ist zwar noch etwas schattig, aber uns wird dann schon noch warm werden.
© marathon4you.de | 33 Bilder |
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Dreh- und Angelpunkt ist die Grüne Halle, die im Stadtgebiet Fürth bereits ausgeschildert ist. Parkplätze sind in der Umgebung genügend vorhanden. Wenn es da jedoch eng werden sollte, in einem 10-minütigen Fußmarsch ist die Halle von großzügigen Firmenparkplätzen erreichbar.
In der Halle werden wir von freundlichen Helfern empfangen und uns der Weg zur Startnummernausgabe gezeigt, die im Obergeschoss der Halle zu finden ist. Innerhalb einer Minute ist die Startnummer empfangen. Die Grüne Halle wurde sehr schön hergerichtet: Durchlauf für die Aktiven, in der Mitte Biertische für Betreuer und Besucher und später für die Aktiven, Podium und Bühne, Cateringbereich.
Die Zeitmessung geschieht mit dem Zeitmesssystem von maxx-timing.de, das in der Startnummer integriert ist. Der Chip wird weiterverwendet, also sollte man den wieder abgeben, sonst werden fünf EUR in Rechnung gestellt. Ein Pfand darauf wird jedoch nicht erhoben.
Bei einer kurzen Umschau sind wieder viele Bekannte aus dem Läuferumfeld zu sehen. Dietmar Mücke alias Pumuckl ist schon von weitem im Kreis vieler Kinder zu sehen. Läuft der heute barfuß oder ist es dafür noch zu kalt? Die Frage erübrigt sich, als ich ihn schuhlos stehen sehe. Horst Preisler, der Rekordhalter, bringt gerade seine Startnummer an. Artur Schmid wird die Moderation übernehmen, für die Musik in der Grünen Halle sorgt Bernd van Trill. Er hat ja die Organisation des Metropolmarathons inne, der heuer am 05. Juni 2011 stattfindet.
Die Zeit reicht noch für einen kleinen Spaziergang in Richtung der Verpflegungsstelle, die rund 15 Meter lang ist. Demnach dürfte da dann keiner verhungern und Durst leiden. Olaf Ulmer läuft uns über den Weg. Ich kann ihn und Robert überzeugen, sich an einer Statue eines Gorilla diesem gleichzutun und (fast) auf allen Vieren unterwegs zu sein. Hoffentlich kommen wir nach den sechs Stunden nicht so daher.
Nach ein paar nachdenklichen Worten, die Artur Schmid ruhig vorträgt, versammeln sich die Sportler vom Laufclub 21 auf der Bühne. Um sie geht es heute.
Heute ist der Welt-Down-Syndrom-Tag. Bei den am Down Syndrom erkrankten Mitmenschen liegt das 21. Chromosom in dreifacher Form vor. So spricht man häufig von Trisomie 21. Die betroffenen Kinder leiden meist an Herzfehlern und Darmerkrankungen, die heute medizinisch gut beherrschbar sind.
Der Laufclub 21 führt Menschen mit dieser Erkrankung an den Laufsport heran, ganz ohne Leistungsgedanke. Der Wunsch, an einem sportlichen Event teilzunehmen, muss schon vom Sportler selbst kommen, das ist das Credo von Anita Kinle als Vereinsvorstand. Wer jedoch solche Wünsche spürt, der wird betreut.
„Wir betreiben unseren Sport in der Mitte der Gesellschaft und nicht innerhalb von geschlossenen Veranstaltungen,“ so Anita Kinle. Dass das Mitmachen und Sporttreiben Anknüpfungspunkte an die Gesellschaft bringt, ist ein guter Nebeneffekt. Die Überschüsse aus der Veranstaltung gehen an die Thomas Benjamin Kinle Beratungsstelle in Fürth. Die Stelle wird ausschließlich ehrenamtlich und über Spenden betrieben. Und dafür haben sich jetzt 650 Läufer, darunter viele mit Down-Syndrom, in die Starterliste eingeschrieben – auch um zu helfen.
Kurz vor dem Start. Ein Plakat wird ausgerollt. Eine Mauer darauf ist zu sehen. Ich lese: „Ich kann laufen so wie du und ich laufe auf dich zu.“ Dann wird gezählt. Nicht auf Null herunter, sondern von eins hoch auf 21. Die ersten im Startfeld stürmen dann durch die Mauer. Pink Floyd’s „Another Brick In The Wall” höre ich über die Lautsprecher und dann laufe ich nach wenigen Sekunden mit Gänsehaut über die Startlinie und nach weiteren Schritten bin ich im Freien.