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marathon4you.de

 

Laufberichte

Laufende Inklusion beim Sport

 

Groß und klein, Läufer mit und ohne Handicap, Laufen solange es Spaß macht. Ein schöner Tag, der uns in Fürth in und um die Grüne Halle geschenkt wird. Ich bin zum dritten Mal da und sicher nicht zum letzten Mal. Es gibt allerhand zu erzählen und zu sehen.

Zum Welt-Down-Syndrom-Tag organisiert Anita Kinle diese Laufveranstaltung.  Der Gedenktag wird immer am 21. März begangen. 6-Stunden-Lauf, Marathon, Halbmarathon, FanTicket -  für jeden ist da was dabei. Die Anmeldezahlen gehen weiterhin nach oben. Die Tausendermarke der Läufer wird angezählt und 2014 bestimmt fallen. Bei der Premiere zählte man 600 Sportler und wenn das so weitergeht, ja dann wird man die Laufstrecke verbreitern müssen.

 

Vor dem Start

 

Am Samstag zuvor stand bei mir noch ein Leistungstest an. Vermessene zehn Kilometer in Treuchtlingen auf einer etwas windanfälligen Strecke standen an. Und da konnte ich mich gegenüber dem Vorjahr noch um eine Sekunde verbessern. Da Ihr neugierig seid und die Zeit wissen wollt, es war eine 40.58 Minuten. Der Sonntag in Färdd weist eine einfachere Struktur in meiner sportlichen Tagesagenda auf: Auslaufen, viel Spaß haben und vielleicht wieder die 60 Kilometer-Grenze übertreffen.

Kurz nach acht Uhr bin ich vor Ort. Einen Parkplatz findet man zwar nicht mehr vor der Halle, aber in dem Wohngebiet entlang der Strecke findet sich ein Stellplätzchen für die Karre. Die Startplätze sind zwar limitiert, aber Nachmelder haben bis zuletzt die Chance, an der Veranstaltung aktiv teilzunehmen. Das mit dem Fan-Ticket ist für Anfänger eine pfiffige Idee. Die können nämlich eine Stunde lang mitlaufen, sich verpflegen, etwas für sich tun und nicht zuletzt die Beratungsstelle des Laufclubs 21 unterstützen. Denen kommt nämlich der Erlös des Lauftages zu.

Für die ganzen sechs Stunden haben sich neben den zahlreichen Einzelstartern auch über 60 Staffeln gemeldet. Viele Firmen-, Vereins- und Hobbyteams haben sich dazu gefunden. Und darunter sind Namen wie die Zatopeks oder die Ren(n)tiere. Für das Startgeld gibt es mehr als die übliche Versorgung. Neben einem gigantischen Verpflegungsbereich im Außenbereich warten Finishergeschenk und Urkunde auf die Athleten. Eine Kinderbetreuung ist auch sichergestellt, damit kann Mutti und Vati den Sprössling abgeben und mit rennen können.

Sammelpunkt und Headquarter ist die Grüne Halle, die im Stadtgebiet von Fürth schon ausgeschildert ist. Im Obergeschoss werden die Startunterlagen ausgeben. Und da läuft mir der Herr m4y-Direktor Klaus über den Weg. Gestern schoss er noch Bilder auf der Wöhrder Wiese und heute in Fürth. Wie ihm das fränkische Wochenende gefallen hat? Seine Bilder geben die Antwort.

Im Parterre der Halle finden wir den Cateringbereich, Bestuhlung und eine Bühne, auf der schon Artur Schmidt am Moderieren ist. Am Plattenteller steht Bernd van Trill, der im späteren Frühjahr den Metropolmarathon organisiert. Der Laufkurs führt auf rotem Teppich durch die Halle, es wird kurz nach dem Eingang die Runde elektronisch gezählt (Chip in der Startnummer). Die Platzierung, die Anzahl der Runden und die gelaufenen Kilometer kann man dann auf einer Leinwand ablesen. Am Ausgang steht noch eine Uhr.

So wie ich mich umschaue, sind viele bekannte Gesichter zu sehen. Ich möchte schon fast sagen, dass Anita bei der dritten Auflage schon viele Stammgäste hat. Und nicht wenige Kilometerfresser sind darunter, denn die haben am Vortag in Nürnberg sechs Stunden lang gekreiselt.

Es wird ein schöner Tag werden, auch wenn jetzt kurz vor dem Start es draußen recht kühl ist. Mehr wie fünf Grad hat es nicht, und wenn es trocken bleibt, hat sich der Wetterfrosch geirrt. Aber wenn Engel schon mal reisen …

Was man über das Down Syndrom wissen sollte, habe ich euch bereits beschrieben. Die Thomas Benjamin Kinle Beratungsstelle steht allen Menschen offen, die von  Trisomie 21 direkt und indirekt betroffen sind. Ziel ist es, den Eltern zu vermitteln, dass ein Leben mit einem betroffenen Kind möglich ist. Die Stelle hilft bei der Diagnosebewältigung, in Krisensituationen und bei familiären Konflikten.

 

Start, erste Runden

 

Kurz vor dem Start wird ein Plakat ausgerollt. „An Tagen wie diesen wünsche ich mir Unendlichkeit“, ist zu lesen. Dann stelle ich mich in das Startfeld. Die Marathonis und Halben starten im Freibereich und werden auf uns zustoßen. Dann wird hinauf gezählt: Von 1 bis hoch auf 21. Der Nebel aus der Nebelmaschine verzieht sich ein wenig, als die ersten durch das Plakat zuerst etwas zaghaft, dann mit Schwung stürmen. Nach wenigen Augenblicken geht es durch die Hintertür der Halle ins Freie. Die Halbmarathonis und Marathonis stoßen dort auf unseren Kurs hinzu. Nach zwei, drei Minuten hat sich das Feld schon ein wenig entzerrt. Nur in den Kurven müssen wir noch aufpassen.

Nach wenigen Minuten laufe ich bereits auf Erwin Bittel auf, der heute als Zeitläufer für vier Stunden unterwegs ist. Mein Reporterkollege Herbert Orlinger hat sich bei Erwin angeschlossen. Olaf Ulmer stand ebenfalls im Feld und will probieren, ob es nach seiner Verletzung schon wieder länger geht.

Als ich im Vorfeld bei meinem Läuferfreunden im Verein von dem Rundenlauf erzähle, ernte ich meist ein Kopfschütteln. Aber wer auf kurzen Runden noch nicht unterwegs war, kann sich kein Bild machen und kein Statement abgeben. Das Rundendrehen macht viel Freunde und bringt Abwechslung. Kinder der Burgfarrnbach Shamrocks zeigen ihre Kunststücke und helfen uns mit ihrem lauten Anfeuern. Supi! Und die Kids halten die ganzen sechs Stunden durch.

Wie schaut denn die rund 1,3 Kilometer lange Runde aus? Gleich nach dem Hallenausgang geht es 90 Grad nach links. Noch weiter links an der Halle wird später die Grillsaison mit Brootwerscht und Steak eröffnet. Nach einigen Metern zweigt der Kurs nach rechts ab. An dieser Kurve hat sich anfangs ein Helfer postiert, doch im ekligen Wind hat's ihn davon geblasen. Nach zwei, drei Schnippelrunden hat man an das Eck eine Werbetafel gestellt, so dass einer Aufnahme in die Bestenliste nichts entgegensteht. Denn der Marathon und der Halbe sind vermessen.

Auf der folgenden Gerade mit 500 Meter stehen wir im Gegenwind, hier sind Handschuhe brauchbar. Eine Chorgruppe bringt uns ein musikalisches Ständchen. Am Ende der Gerade biegen wir nach rechts ab und nach 150 weiteren Metern noch einmal. Dann rennen wir auf die Grüne Halle zu. Der Wind hilft nun ungemein, ich könnte meine Handschuhe herschenken. Etwa 100 Meter vor der Halle kann an der 25 Meter langen V-Stelle versorgt werden. Wasser, Iso, Tee, Cola, Schorle als flüssige Nahrung und Riegel, Obst, Kuchen, Salamistückchen, Wurstbrote, Gummibärchen, Essiggurken als feste Nahrung werden feil geboten. Und vergessen habe ich mit meiner Aufzählung einiges.

Nach der V-Stelle schwenkt die Strecke nach links und biegt dann im Winkel von 180 Grad auf den Haupteingang der Halle hinzu. Als ich bei der ersten Runde den Eingang ins (Foto-)Visier nehme, wird der Helfer nervös. „Da musst du hinein!“

Einen roten Teppich, 50 Meter lang, wie für Ehrengäste, hat man für uns ausgelegt. In der Halle wird dann die Zeit genommen, die wir dann am Ausgang über der Laufstrecke ablesen können. Die Rundenzeit, die zurückgelegte Strecke und die Platzierung können wir da ablesen. In der Halle wird in den ersten Runden fast jeder namentlich genannt. Viele Staffeln wechseln hier ebenfalls. Hinaus ins Freie, die nächste Runde wartet.

Auf den ersten Runden bin ich schnell unterwegs, denn Erwin, der sich den vier Stunden verschrieben hat, liegt hinter mir. Nach drei, vier Runden beginnen schon die Überholmanöver. Die führenden Halben sowie die schnellsten Staffeln kommen von hinten heran.

Den Verpflegungsbereich will ich etwa jede dritte Runde anlaufen, dass müsste mir genügen. Wichtig ist auf dem langen Kanten, nicht nur Flüssigkeit zu tanken, sondern auch feste Nahrung zu futtern. Aber nicht zu viel, es läuft sich ja mit einem vollen Bauch nicht gern.

 

Es läuft sich gut

 

Die Runden vergehen schnell. So etwa sieben Minuten, manche auch knapp darunter, stelle ich fest. An der kurzen oberen Seite (gegenüber der Halle) hat jemand eine private V-Stelle sich eingerichtet. Ich sehe Bier, Sekt, Kuchen und Beschleuniger auf einem Campingtischchen stehen. Falls ich meinen Bierdurst nicht woanders stillen kann, werde ich da zum Mundräuber werden, denn an der V-Stelle sehe ich keine Bierkiste. Ein entsprechender Auftrag geht an Klaus und seinen Fotografenkollegen Norbert. Ich bin gespannt, ob die einen durstigen Bayern versorgen.

Peter Meyer bringt Runde für Runde mit Artistik hinter sich. Er jongliert laufend mit mehreren Bällen. Edelfan Udo Schick, in den grün-weißen Farben der Fürther besteigt in einem Wahn (der Fortpflanzung) das grüne Krümelmonster. Und ich kann gerade noch die Kamera in Anschlag bringen. Kurz vor der Halle werden die gelb-roten Kränze ausgeteilt. Da Klaus im Gegensatz zu mir noch keinen umhängen hat, schleppe ich einen um den halben Kurs, damit unser Direktor nicht als Spaßbremse dasteht.

Einer von der Leichtathletik-Obrigkeit hat Wind bekommen von der familiären Veranstaltung. BLV-Vizepräsident Willi Wahl hat sich für die Staffel „Die Zatopeks“ einspannen lassen. Noch vor Wochenfrist hat er mich auf der Crossbahn in Indersdorf über Stock und Stein springen lassen.

 

Die Hälfte liegt hinter mir

 

Mittag. Recht viel wärmer ist es nicht geworden, denn bei Gegenwind sind die Handschuhe immer noch ein nützliches Equipment. Wenigstens hält Petrus dicht. Immerhin hat noch die Sonne mehr Anteil am Wettergeschehen als die Wolken. In der Mitte der Grasfläche wird gekickt, auch hat das Interesse der Zuschauer zugenommen. Kinder wollen abgeklatscht werden. Roland Rigotti hat sein Rennen bereits beendet und sich den Sieg über die 21 Kilometer ganz knapp erkämpft.

Musikalisch werden wir jetzt von einer Sambatruppe unterhalten. Genial, dass nicht nur am Anfang, sondern auch in der Mitte des Rennens musiziert wird. Langsam merke ich die Kilometer in den Beinen. Da ich immer noch Erwin voraus bin, werde ich schätzungsweise nach vier Stunden Laufzeit über 42 Kilometer zurückgelegt haben. Hoffentlich war das kein Schnellstart.

Ich werde an der V-Stelle zum Schnorrer. Brigitte Mollnar und Sascha Kaufmann helfen mit dem dunklen Baron Lobkowicz über die Krise hinweg. Auch wenn der Alk zuerst in die Beine und dann in die Birne geht. Andre Lange, Pumuckl's Clown, läuft nun barfuß, aber jammert, da der wenige Splitt ihn an den Fußsohlen schmerzt. Ach ja, Pumuckl wäre gerne hier, aber in Ottobrunn findet heute ebenfalls ein 6-Stunden-Lauf statt und da ist er verpflichtet.

Dreizehn Uhr: Ein paar Minuten sind da schon vergangen, als ich Betriebsamkeit an der privaten V-Stelle feststelle. Da wird nämlich gerade Rose-Sekt gesüffelt und ich werde ich von Cornelia und Jörg Kaltwasser sowie von Sebastian Zoremba eingeladen. Wobei ich mich eigentlich selbst eingeladen habe.

Nach einer weiteren Runde laufe ich zu Herbert auf, den mit seinem Autoschlüssel ein Lapsus passiert ist. Der Schlüssel ist nämlich weggesperrt. Im Auto! Er hat ein Problem. Dies ist jetzt seine letzte Runde. Feierabend für ihn. Damit er ein gescheites Finisherbild bekommt, laufe ich kurz vor der Halle voraus und kann ihn bei seinem Finish auf den Chip bannen.

 

„Das letzte Stündchen ...“

 

… hat geschlagen. Willi Wahl, nochmal in der Staffel unterwegs, macht für mich und Sven Fischer eine Runde lang das Tempo. „Weiter in dem Tempo, das schafft ihr“, entlässt er uns an der Halle und will jedoch die letzten zwei Runden mit seinem Team kreiseln.

Artur Schmidt motiviert mich beim Durchlaufen: „Anton, die 60 geht locker!“ Sven, der zwei Runden vor mir liegt, ist mir nun eine wertvolle Hilfe. Wir laufen jede dritte Runde die V-Stelle ab und trinken. Lieber ist er auf einer Naturstrecke unterwegs, doch heute will er als Fast-Einheimischer aus Cadolzburg den Laufclub 21 unterstützen.

Letzte Runde, noch fünf Minuten Laufzeit. Ich schicke Sven vor, damit er noch ein paar Meter mehr schafft und, flugs, eilt er sprichwörtlich davon. Mein letztes Lob bekommen die drei Frauen, die seit einigen Stunden an der oberen Ecke das Schnippeln verhindert haben. Ein lautes Dröhnen markiert die letzte Laufsekunde. Alles bleibt stehen.

 

Aktive Vermesser

 

Kurz hinter mir steht Silke Kiel. Sie holt sich Getränke von der V-Stelle, die nicht einmal zehn Meter weg ist. Ich lasse mich auf einer Bank nieder. Es dauert rund zehn Minuten, bis die Streckenvermesser kommen. 480 Meter (plus 600 Meter) lese ich auf dem Messrad. Die krummen Restmeter und die 46 Runden addieren sich zu 61,579 Kilometer in sechs Stunden. Passt. Eine Sekunde gestern in Treuchtlingen schneller - und heute? 0,5 Kilometer in sechs Stunden.

Edelpunk Udo kommt, Bölkstoff in der Hand. Ich schnorre, erhalte eine Labe und tappe in eine Falle. Denn Willi sieht das, runzelt die Stirn und bleibt kritisch, als ich zugebe, dass nur ein Spruutz in der Flasche war. Der Schluck Bier ist nicht der Grund, aber die Herkunft. Denn: It's an Irish Beer. Aber das ist erlaubt, am heutigen Gedenktag von St. Patrick, dem Nationalfeiertag in Irland. An der V-Stelle lasse ich mich von Andrea mit einer Essiggurke füttern.

 

Abschluss in der Grünen Halle

 

In der Halle beginnt gerade der Abschluss der Siegerehrung. Das Motto für 2014 wird bekanntgegeben: „Will you be there?“. Ich glaube, wir wollen auch nächstes Jahr da sein, versprochen, Anita. Und helfen, dass die Inklusion und Integration deiner Kinder immer weiter geht. Nächster Termin: 16.03.2014. 

 

Ergebnisse

 

Marathon

Männer

1 KRANIXFELD Hannes AUS 02:59:12.40 MSC Rogner Bad Blumau
2 BROSIG Jochen GER 03:12:48.67 FSV Großenseebach
3 DEUTER Torsten GER 03:15:54.49 SV Würtingen

Frauen

1 RAUTENBACH Jeannette GER 03:41:06.48
2 SCHEID Yvonne GER 03:57:33.24 Post SV Nürnberg
3 SCHWARZ Emma GER 04:12:39.08 Team-Radwelt-Ehningen

 

6-Stunden-Lauf

Männer

1 PROCHASKA Jan 76,282 km
2 ECKERT Thorsten 70,240 km
3 DIEPLINGER Günter 70,024 km

Frauen

1 SATTLER Annette 66,248 km
2 TEICHERT Jutta 64,265 km
3 FUHRMANN Carmen 62,038 km

 

Informationen: Welt Down-Syndrom Tag Marathon Fürth
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