Nun ist es 97 Marathons her, seitdem ich in Düsseldorf gelaufen bin. Ich habe mich stark verändert und Düsseldorf hat sich stark verändert. Damals, vor 5 Jahren traten etwa 3600, in diesem Jahr treten 4200 Marathonläufer an, aber: in diesem Jahr sind es 10.000 mehr. Wie kommt das? Nun,das Wachstum der Veranstaltung findet mithilfe der Staffelläufer und der Nachwuchsläufer (für das Alter 8-17 Jahre) statt. Es sind 2000 Staffel, also 8000 Läufer gemeldet. Schon frühzeitig musste daher die Anmeldung geschlossen werden.
Damals gewann bei den Männern ausnahmweise ein Brasilianer, aber ansonsten waren schon damals die Läufer aus Osteuropa und Deutschland auf den Spitzenplätzen vertreten. Auch in diesem Jahr stehen die osteuropäischen Top-Läufer im Focus, afrikanische Läufer sind nicht nenenswert vertreten, es fehlt der finanzielle Anreiz.
Erstaunlich fand ich im Vorfeld des Marathons das persönliche Engagement vom Race-Direktor Jan Winschermann, der sich seit über einem Jahr persönlich per Internet um die Hobbyläufer kümmert, immer erreichbar ist und alle Fragen beantwortet. Als er dann die Teilnehmer des Runners-World-Forums einlädt, die Topläufer kennenzulernen, habe ich mich sehr gefreut, denn so eine „Pressekonferenz“ kann ja ganz informativ sein.
Ja, und dann empfängt uns Hennes (Hans Esser) vor dem Mercure Hotel, wo die Topläufer untergebracht sind, wir schwatzen ein bißchen, und, ich glaub es kaum, kommt in diesem Moment „rein zufällig“ die Sonja Oberem vorbei! Dreifache Junioren-Weltmeisterin, zweifache Europameisterin und zweimal Deutsche Meisterin und Achte beim olympischen Marathon in Atlanta. Ich schmeiss mich weg! Und ich bin hier!
Es dauert keine 2 Minuten da kommt „aus Zufall“ Luminita Zaituc! Das gibts doch nicht! Die Deutsche rumänischer Abstammung gewann doch 2003 in Frankfurt, bei den olympischen Spielen in Athen belegte sie Platz 18 und in New York wurde sie Sechste. Dreimal hintereinander (2005-2007) siegte sie beim Düsseldorf Marathon. Ich schmeiss mich weg!
Naja, so glückliche Zufälle passieren halt, hier wird ja auch bald die „Pressekonferenz“ stattfinden. Es dauert keine 30 Sekunden da kommt? Ja wer? Carsten Eich! Der Carsten Eich! 1993 stellte er doch einen Europarekord im HM mit 1:00:34 auf, das wäre sogar Weltrekord gewesen, wenn nicht am Vortag der Kenianer Moses Tanui in Mailand 59:47 gelaufen wäre. Carten Eich, der amtierende Deutsche Meister auf 10.000 Metern mit 27:47 Minuten, seit 2007. Ich schmeiss mich weg. Und da sagt der Deutsche Meister zu uns handvoll Hobbysportlern: „ Ich werde Euch heute abend betreuen, jetzt gehen wir erstmal essen.“
Und wer isst noch mit uns zusammen? Jan Winschermann, der Race-Direktor - er hat kaum Zeit etwas zu essen, dauernd läutet das Funkgerät, aber er ist da! Es geht am Funkgerät um verschwundene Jacken, dabei sitzen wir doch hier mit den Topathlethen! Oh Mann, ist das scharf hier!
Jan, berichtet lachend über „Probleme“ beim Einsatz des Champion-Chip letztes Jahr: „Da war beim Kö Lauf letztes Jahr so eine Tante, die hat sich beschwert, dass ihr Sohn nicht in den Ergebnislisten war. Auf Nachfrage, ob der Chip richtig am Schuh befestigt wurde, gab die uns als Antwort: Nein, den hatte ich für meinen Sohn in meiner Handtasche.“
Ob es dieses Jahr auch „Probleme“ mit dem in Deutschland erstmalig eingesetzten „Chronotrack"-Zeitnahme-System gibt, glaubt er nicht. Beim New York Marathon aber konnte man die Deutschen gleich daran erkennen, weil sie den Transponder noch auf der Startnummer kleben hatten, denn so wird er ausgeliefert. Aber der „Einmal-Chip“ muss am Schuh befestigt werden, ich schätze mal das schaffen wir schon.
Naja, das Buffet ist eröffnet und ich fotographiere, was sich Luminita Zaituc auf den Teller lädt, da kommt doch Melanie Kraus um die Ecke! Ich schmeiss mich weg! Melanie Kraus (Platz 38 bei Olympia in Peking), von Beruf Apothekerin, ist seit ihrem Ausscheiden beim Düsseldorf Marathon letztes Jahr keinen Marathon mehr gelaufen, sie ist aber die große Hoffnung für Morgen, ist ja klasse!
Und dann, ich schmeiss mich wieder weg, steht doch der Falk vor mir! Falk
Cierpinski ! Der Sohn des zweifachen Marathon-Olympiasiegers Waldemar Cierpinski (1976 +1980) und Marita, die 1972 in München im 800 Meter Lauf teilgenommen hat. Falk Cierpinski, der Name zergeht auf der Zunge, der steht hier und macht richtig Pfeffer auf seine Pasta mit einem kleinen Stückchen Putenschnitzel. Und ich stehe neben dem! 150 Trainingskilometer ist er diese Woche gelaufen, und morgen isst er vor dem Wettkampf nur Haferflocken, die er in heißem Wasser auflöst. Nein, sagt er, sein Geld bekommt er von der Bundeswehr. Kann er wissen, dass dieser Pfeffer ihn morgen zum besten Deutschen auf Platz 4 der Gesamtwertung bringt?
Ja, und wer sitzt am Tisch von Falk? Tobias Sauter! Mit 27 Jahren die Hoffnung Deutschlands: Mit 16 Jahren lief er in Frankfurt 3:16 h . 2007 wurde er Zweiter der Deutschen Marathon Meisterschaft und 2008 Dritter. Im Oktober gewann er den Essener Marathon Rund um den Baldeneysee in 2:18:24 und wird seitdem von Waldemar Cierpinski trainiert. Letztes Jahr in Düsseldorf mit 2:17:27 für die Leichtathletik Weltmeisterschaft in Berlin qualifiziert! Mann da geht noch was!