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marathon4you.de

 

Laufberichte

Manchmal werden Wünsche wahr

16.09.12

Wieder an der Ecke Hydepark / St. Mary‘s Cathedral angekommen führte die Strecke zunächst nach links einige hundert m am Park entlang, bevor es nach einer Kehre wieder zurück und dann geradeaus in den Park hinein ging. Diese zahlreichen Wendepunkte mit den Begegnungspassagen waren zwar interessant, weil man immer wieder andere Läuferinnen und Läufer sah, die erzwungenen Tempowechsel erschwerten jedoch ein gleichmäßiges Laufen.

Im Park liefen wir an der Archibald Fontäne und am Denkmal des Australisch-Neuseeländischen Armee Corps (ANZAC) vorbei und verließen ihn an der Südostecke, von wo die Laufstrecke dann auf der Oxford Street weiter verlief. Quer durch den Park führt die St. William Street, die nicht gesperrt war, sondern auf einer eigens zum Marathon errichteten Brücke überquert werden konnte. Auch hier im Hydepark waren am frühen Sonntagmorgen, d.h. bei der ersten Durchquerung gegen 09:25 Uhr, kaum Zuschauer unterwegs. Die wenigen Anwesenden hielten sich auch noch vornehm zurück, so dass wir Marathonis weitgehend ohne Anfeuerung gelaufen sind. Aber nach knapp 10 km Laufstrecke war das natürlich noch kein wirkliches Problem. Weiterhin darf man die gute Stimmung bei den großen deutschen Stadtmarathons, z.B. in Hamburg oder in Berlin bzw. auch am letzten Wochenende in Münster, nicht zum Maßstab nehmen, wenn man außerhalb von Europa bzw. den USA unterwegs ist. Dies gilt insbesondere wenn man bedenkt, dass der Marathon in Sydney erst seit 2001 ausgetragen wird und somit noch nicht die Tradition bzw. den Stellenwert einer Veranstaltung wie der in Boston haben kann. 

Nach dem Hydepark liefen wir knapp 1,5 km auf der Oxford Street und der Flinders Street in Richtung Südwesten, wo wir nach ca. 12 km Laufstrecke den Moore Park erreichten. Auf den nun folgenden knapp 18 km verlief die Laufstrecke kreuz und quer auf schmalen asphaltierten bzw. gepflasterten Parkwegen oder auf den abgesperrten Straßen durch den Moore Park sowie den direkt angrenzenden Centennial Park. Die Strecke führte zunächst am Ostrand des Parks entlang, wo sich direkt nebenan das Sydney Football Stadium und ein Cricketstadion befanden.

In dieser sattgrünen Parklandschaft mit vielen kleineren Seen wechselten sonnige Abschnitte immer wieder mit schattigen Passagen unter den großen Bäumen ab. Um die erwähnten knapp 18 km Laufstrecke auf der Parkfläche von ca. 2 x 2 km unterbringen zu können, gab es immer wieder Wendepunkte mit anschließendem Gegenverkehr, so dass uns sehr häufig die bereits weit voraus-laufenden schnelleren Läufer bzw. die zurückliegenden Läufer auf der abgetrennten Spur entgegen kamen. Allein auf der mitten durch den Park verlaufenden breiten Parade¬ Straße des ANZAC sind wir in einem ca. 800 m langen Abschnitt viermal hin und her gelaufen. Trotz dieser z.T. recht hakeligen Streckenführung habe ich das Laufen in den Parks insgesamt als angenehm empfunden. Weiterhin hatte ich durch diese Art der Streckenführung erstmals seit ich Marathon laufe die Gelegenheit, den späteren Sieger sowie den Zweitplazierten unterwegs zu treffen und fotografieren zu können! Sie kamen mir auf der o.g. Parade¬ Straße mit den vorausfahrenden Führungsfahrzeugen im hohen Tempo entgegen und hatten bereits ca. 2/3 der Strecke absolviert, während ich erst knapp 15 km gelaufen war… 

Während die beiden Führenden den Park schon wieder verlassen konnten, ging es für uns links ab, hinein in die hügelige Parklandschaft. Der Lauf fand auch hier weitgehend ohne Zuschauer statt, aber damit hatte ich keine Probleme.  Zur Halbzeit hatte ich 2:00:37 h für die erste Hälfte der Strecke benötigt, was brutto einem Tempo von 5:43 min/km entspricht. Nach nur einer Woche Regeneration fühlte ich mich immer noch richtig gut und war auch relativ locker laufend unterwegs. Mir tat noch nichts weh und entsprechend zuversichtlich ging ich auch die zweite Hälfte an.

Die Laufstrecke im Park, die ebenfalls zur Hälfte geschafft war, wurde zwar auch in der zweiten Hälfte nicht gerade abwechslungsreich, aber ich genoss den Lauf bei inzwischen frühlingshaft milden 18 – 20°C und strahlendem Sonnenschein. Die km plätscherten dahin, es ging immer wieder leicht bergauf bzw. bergab und auch noch ein paar Mal hin und her. In einer der Passagen mit Gegenverkehr entdeckte ich Ludwig, einen Kollegen aus unserer Reisegruppe, dem ich im Vorbeilaufen eine kurze Aufmunterung zurufen konnte. Für ihn war die Teilnahme am Sydney Marathon sein insgesamt 268. Lauf über die klassische Distanz bzw. darüber hinaus. Meinen besonderen Respekt verdient Ludwigs Leistung durch den Umstand, dass er seit 4 Jahren ein künstliches Hüftgelenk hat und trotzdem noch Marathons in einer Zeit knapp über 5 h finishen kann: In Sydney z.B. in 5:16:42 h!

Nach knapp 2:35 h Laufzeit bzw. 28 km absolvierter Laufstrecke erreichte ich die Kreuzung auf der ANZAC Parade Straße, an der mir 1:15 h zuvor die beiden Führenden im hohen Tempo entgegen gekommen waren. Ok, sie waren inzwischen längst im Ziel, während ich noch 1/3 der klassischen Distanz vor mir hatte. Aber davon ließ ich mich genauso wenig entmutigen, wie von dem entsprechenden Hinweis “Sydney Marathon today – expect delays“ auf der Verkehrsleittafel über der Straße, auf der wir nach vielen Kehren nun aus dem Park hinaus Richtung Innenstadt liefen! Nein, keine “delays“ mehr! Ich fühlte mich immer noch gut und war weiterhin gleichmäßig laufend in Richtung Ziel unterwegs. Die Laufstrecke führte nun in umgekehrter Richtung über die Flinders und die Oxford Street zum Hydepark, den wir auch noch einmal in Richtung Norden durchquerten. Hier waren jetzt zwar mehr Zuschauer an der Strecke als knapp 2 h zuvor, aber die Stimmung bzw. die Unterstützung hielt sich leider auch weiterhin in Grenzen. Einzig das laute Glockengeläut der St. Mary‘s Cathedral fasste ich als Unterstützung und Anfeuerung der Kirche auf – Danke dafür! Auf schmalen und engen Nebenstraßen führte die Laufstrecke nun durch die alte Innenstadt, hinunter zum Circular Quay. Dort bogen wir jedoch noch nicht nach rechts zum Ziel beim Opernhaus ab, sondern wir liefen nach links weiter, denn schließlich waren noch ca. 10 km bis zum Ziel zu laufen.

Also ging es auf der Westseite des Hafenbeckens weiter zum Dawes Point Park, unter der mächtigen Harbour Bridge hindurch und dann durch den Stadtteil The Rocks zum Darling Harbour. Dieser Bereich rund um das alte Hafenbecken Cockle Bay wurde vor einigen Jahren umfassend saniert und präsentiert sich mit vielen Restaurants, dem Marine Museum und dem Veranstaltungszentrum als moderner und beliebter Anziehungspunkt von Sydney. Ich freute mich auf die Umrundung des Darling Harbour, den Paul und ich schon am Vortag besucht hatten, und wurde von der nun folgenden Streckenführung leider enttäuscht. Statt unten am alten Hafenbecken entlang führte die Laufstrecke über die Sussex Street, eine Straßenschlucht zwischen den grauen Häusern der Innenstadt und den Gebäuden am Rand der Cockle Bay. Dann ging es hinauf auf die abgesperrte Schnellstraße, die als Hochstraße über den südlichen Teil dieses Bereiches führt. Es folgten einige Wendepunkte und Passagen über steile Auf- und Abfahrten, und es ging in umgekehrter Richtung wieder zurück zum Dawes Point.

Nach dieser eher ernüchternden Schleife von knapp 7 km Länge, auf die sich außer den Läufern und den Helfern an der Verpflegungsstation kein einziger Zuschauer verirrt hatte, erreichten wir wieder die Harbour Bridge. Während ich mich im gerade absolvierten Abschnitt richtig zusammen-reißen musste, hellte sich meine Stimmung nun auch wieder auf. Wir liefen erneut unter der Brücke hindurch, und das Ziel am Opernhaus lag verlockend und zum Greifen nah, direkt vor uns im strahlenden Sonnenlicht.

Ok, noch einmal um das Hafenbecken am Circular Quay herum waren noch etwas mehr als 1,5 km zu laufen, aber die liefen nun wie von selbst. Je näher das Ziel kam, umso mehr Zuschauer standen an der Strecke und auf den letzten 3-400 m gab es sogar so etwas wie Anfeuerung – nach dem bisherigen Verlauf völlig ungewohnt, aber ich nahm sie gerne an. Auf den letzten hundert m durch die enge Gasse zwischen den Zuschauern hindurch laufend erreichte ich schließlich zufrieden und stolz das Ziel am Opernhaus. Nach nur einer Woche Regeneration war ich mit dem Lauf und der erreichten Zeit von 3:53:45 h insgesamt zufrieden. Weiterhin war und bin ich stolz darauf, dass ich mit dem erfolgreich absolvierten Marathon in Sydney nun Marathons auf allen Kontinenten gelaufen bin! 

 

Zum guten Schluss noch ein wenig Statistik:

 

- Teilnehmer am Marathon insgesamt 3.407 Läuferinnen und Läufer, davon 2.982 im Ziel

- Mitsuko Hirose gewann bei den Frauen in 2:48:49 h

- Yuki Kawauchi siegte bei den Männern in 2:11:52 und erreichte einen neuen Streckenrekord

 

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Informationen: Sydney Marathon
Veranstalter-WebsiteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

 
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