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OKSchon vor Wochen gab es die traurige Mitteilung, der diesjährige 12. Traildorado wird die letzte Auflage des legendären 24 h Trailruns im Arnsberger Wald sein. Unmittelbar nach der Eröffnung der Anmeldung hatte ich mir einen Startplatz gesichert, ebenso wie das Zimmer im SGV Jugendhof. Genauso Veranstaltungen liebe ich, mein Schlaf-, Ausruh- und Duschplatz ist 50 m von der Rennstrecke entfernt. Entspannter geht es nicht. Ich checke wieder von Freitag bis Sonntag ein. Wenn auch nicht weit entfernt von daheim, Akklimatisierung bringt ein Race-Feeling mit sich.
Das Team um Michele Ufer und Heiko Thoms haben das Waldschlösschen wieder ins Traildorado Schlösschen verwandelt. Der gesamte Jugendhof ist für die Veranstaltung reserviert und schon auf dem Weg Richtung Rezeption zieren Flags den Weg. Um 20:30 gibt Michele noch einen Vortag zum Besten: der höchste Marathon der Welt am Mount Everest in Nepal.
© marathon4you.de | 16 Bilder |
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Der nächste Morgen beginnt mit der Abholung der Startnummer und dem Chip zur Rundenregistrierung. An einem Armband befestigt, scannen wir damit jede Runde selbst, 10 € Pfand sind zu hinterlegen. Draußen ist schon reges Treiben, Zelte werden aufgebaut und die Teams richten sich häuslich ein. Erste Meldungen kommen von der Strecke: leicht matschig, aber super zu laufen. Ich denke an das letzte Jahr zurück, mit Regen war es eine pure Schlammschlacht. Jede Runde hat 130 Höhenmeter und ist 4,11 km lang.
Um 11 Uhr findet das Briefung statt und überrascht alle besonders. Alle Helfer ziehen auf die Terrasse vor dem Schlösschen und zur Einlaufmusik legt Heiko erst einmal einen knallharten Rap auf den Traildorado auf die Bühne. Die Überraschung ist gelungen und ein tosender Applaus zeigt die Begeisterung. Ich hoffe, jemand hat einen guten Mitschnitt gemacht, der Rap muss in meine Lauf-Playlist! Es folgt die Auszeichnung der Mehrfachteilnehmer mit dem Traildorado Buff, Jörg Süßmann wird für seine 12. Teilnahme und als Führender der Hall of Fame mit über 1000 km geehrt. Wir werden in die finalen Vorbereitungen entlassen, um 12 Uhr erwartet man uns am Start.
Wir versammeln uns bei frischen 11 Grad im Startbereich. In alter Traildorado Tradition läuft „We like to move it“ und erst wenn alle mitklatschen und springen, erfolgt der Start. Die erste Runde laufen Michele und Heiko voraus, es herrscht Überholverbot. Diese muss auch nicht gescannt werden, um Gedränge zu vermeiden bekommt jeder die erste gutgeschrieben.
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Es geht über einen breiten Waldweg in den Wald, bevor wir eine Böschung hochkraxlen und den folgenden ansteigenden Weg nur noch halb so breit vorfinden. In der Steigung finden wir eindeutigen Hindernis Vandalismus vor: letztes Jahr durften wir jede Runde über einen Baumstamm steigen, diesen hat man einfach weggesägt.
Wir kommen an die steilsten 100 m der Strecke. Alternativ wird die „Pussy Lane“ angeboten. Rund 100 m länger geht diese in einem weiten Bogen sanfter ansteigend auf den gleichen Berg. Aus dem letzten Jahr weiß ich, das selbst langsames Hochsteigen auf dem Steilstück, mindestens 20 m Vorsprung gegen die sanfte Variante bedeutet. Also dürfen die Waden brennen! Es geht kontinuierlich weiter hoch bis ca. 1 km erreicht ist. Dann geht es leicht profiliert und gut laufbar über einen schmalen Pfad, der auch Überholmanöver zu lässt.
Der nächste Abschnitt wird zum Singletrail, sehr viele Wurzeln bieten reichlich Stolperfallen und es steigt sanft an. Hier kann man nur noch mit Hilfe des zu Überholenden vorankommen, alle machen vorbildlich Platz, ich inklusive. Ein Rinnsal hat sich in einem Waldstück unseren Weg erobert, noch ist es mit einem kleinen Sprung zu überwinden. Wir kommen auf die abgeholzte Freifläche und sehen die Schlange der bunten Trikots, die sich bergan kämpfen. Immer wieder ein schöner Anblick.
Der Pfad ist schmaler als letztes Jahr und mir kommt die Idee ihn den „Via Traildorado“ zu taufen. Es macht den Eindruck, dass dieser Trampelpfad nur existiert, weil wir jedes Jahr mit Hunderten hier durchrennen. Viel Gras, etwas weniger Wurzeln, dafür viel mehr Steine liegen uns im Weg. Keuchend mit rasendem Puls oben angekommen, verzückt der Blick zurück auf folgende Läuferschlange. Noch die letzten Höhenmeter, und wir haben den höchsten Punkt nach rund 2 km erreicht.
Ausgerechnet hier oben haben wir ein paar matschige Meter, aber alles kein Problem. Es geht gefühlt ein Flussbett runter, rechts und links ist ein gut zu laufender Pfad und die nächsten Meter vergehen wir im Flug. Ein Trail nach links, der einen Waldweg begleitet, dann auf diesem mit leichten bergauf bergab bis zum Wanderparkplatz Hasenwinkel. Hier ist wie jedes Jahr die Wohnmobil- und Wohnwagen-Hochburg und jeder Stellplatz vergeben.
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Ich vermisse Karl Heinz, hat mich doch letztes Jahr sein Gitarrensound stets motiviert …. Country Roads….. Ein kleines Stück Teer, dann wieder ein schöner Trail, der sich ins Tal zieht. Und was höre ich - eine Gitarre. Und dann die markante Stimme „The Night they drove old Dixie down“! Karl Heinz Duda, vielen Dank, habe die Ehre! Du bringst uns da durch!
Wir queren eine Wiese, die habe ich auch schon mal als Schlammwüste erlebt. Heute nur etwas uneben, aber schönes grünes Gras. Durch den alten Garten, hier wurde der Weg mit Hackschnitzeln versehen und lässt sich hervorragend laufen. Ich nähere mich dem Ende der ersten Runde und denke mir, dass heute mit den guten Bedingungen etwas geht. Wir werden sehen. Vorbei an der Box mit den Scannern. Ab der zweiten heißt es hier kurz innehalten und die Runde scannen.
Auch eine Tradition, Michele klatscht jeden ab und es geht in Runde zwei. Rechts abbiegen zum Läufer Buffet, kurz ein Schluck Wasser und weiter geht’s. Ich laufe auf Katrin auf, sie war mit ihrem markanten Trikot mit der goldenen 10 das Motiv des Titelbilds auf trailrunning.de. Wer möchte, kann bei ihr morgen früh um 8 Uhr an einem Yoga-Start-Up in den Sonntag teilnehmen. Direkt auf der Strecke, mit Start der zweiten Runde, bietet Michael wieder seinen Workshop Stickrunning an.
© marathon4you.de | 13 Bilder |
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Das Feld hat sich entspannt und es kommt noch niemand von hinten, die zweite Runde spult sich ab, wird gescannt und jetzt läuft auch im Zielbereich der Monitor und man kann seine Daten und den Stand im Rennen sehen. Dies ist auch über einen QR-Code auf der Startnummer möglich, ich habe von meiner ein Foto hHHeim geschickt und werde virtuell verfolgt. Eigentlich war mein Plan, nach 2 Runden eine Pause im warmen Zimmer einzulegen, aber es macht gerade so viel Spaß. Ein Schluck Wasser und ein Haribo und ich starte Runde drei. Danach geht es in die Pause. Die Schuhe bleiben im Eingangsbereich des Schlösschens, Schuhablagen stehen bereit.
Die Runden laufen wie ein Uhrwerk, welches etwas langsamer wird. Am Athleten Buffet wird immer mehr aufgefahren, Getränke stehen reichlich zur Verfügung. Ich ziehe wieder drei Runden am Stück durch, danach wechsele ich im Warmen auf trockene Trikots und starte frisch gestärkt in Block drei. Das kleine Rinnsal wurde breitgetrampelt, jemand war so freundlich, hier ein paar Holzscheiben einzulegen. Die erwähnte grüne Wiese löst sich langsam auf, es wird schlammig. Um 18 Uhr wird die Pasta Party eröffnet, es gibt warme Nudeln. Damit hatte ich schon einmal schlechte Erfahrungen, ich setze lieber auf Bewährtes.
Die Info macht die Runde, dass es Regen geben soll, gegen 20 Uhr werden wenige Millimeter angekündigt. Ich verkürze meine Einheiten auf zwei Runden, bis es wieder zum Aufwärmen geht. Mit Stirnlampe und Mütze geht’s weiter. Um 19:30 zieht Wind auf, ich bin gerade im Eichenwald und um mich herum prasseln Eicheln im Dauerfeuer gen Boden. Ich ziehe den Kopf ein, habe Glück, dass mich keine erwischt. Ich denke, dass der Wind den Regen bringt, und so ist es auch. Keine 10 Minuten später fallen die ersten Tropfen. Ich laufe die nächsten Meter im Wald, und es stört noch nicht. Auf den freien Stücken ist es etwas nasser, aber es kommt zum Glück nicht viel runter. Eine Stunde später ist es vorbei, allerdings auf der Strecke ist es deutlich schmieriger geworden.
Für mich als bekennender Nachtblinder wird es schwieriger voran zu kommen. Ich hole meine Stöcke und gehe in den Wanderrhythmus über. Ziel A wird erreicht, mit der elften Runde ist sowohl die Marathondistanz als auch der DUV-Eintrag geschafft. Die Scanmaschine hat zu jeder Runde einen flotten Spruch parat, ohne ein Lächeln kommt man da nicht vorbei. Ich habe noch Lust, also nochmals raus in die Dunkelheit. Die Konzentration lässt nach, mehrere Rutscher, übersehene Wurzeln und Steine erzeugen ein paar schmerzhafte Baustellen und ich beschließe dann doch, eine Nachtruhe einzuläuten. Eine tolle Stimmung herrscht im Basecamp, leckere Verpflegung, ein warmes Lagerfeuer und eine Discokugel schickt Lichtreflexe durch die Nacht. Mir reicht es für heute: Gute Nacht!
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Nach wenigen unruhigen Stunden Schlaf habe ich wieder Lust zum Laufen. Warme Sachen an, Stirnlampe auf und wieder raus in die Dunkelheit. Schon auf dem ersten geraden Stück des Weges merke ich unter den Füßen sofort, was ich verpasst habe – Regen in der Nacht. Es ist matschig, ich rutsch bei jedem Schritt, und das in flachem Gelände! Die Strecke ist bei Dunkelheit eine Herausforderung für mich, die ich nur langsam wandernd bewältigen kann. Hut ab vor den Trail-Raketen, die hier immer noch laufen können.
Ich schlittere über die Strecke, stoße mich hier, verdrehe mir das Knie da, nicht meine Welt. Ich gehe nach nur einer Runde wieder von der Strecke, zufällig ist gleich das Frühstück im Jugendhof eröffnet. Zwei Brötchen später ist der Appetit auch schon wieder weg, draußen ist es hell und ich habe immer noch Bock auf ein paar Kilometer. Bei Tageslicht komme ich wieder klar, vor allem weil ich nicht mit Stirnlampe durch den Schlamm stapfe, sondern jetzt auch Wege drumherum erkennen kann.
Aber es nützt nichts, das Knie schmerzt und ich plane lieber das Ende ein, zu wichtig ist mir der nächste anstehende Marathon. Also geht ich vor dem Schokoladenbrunnen von der Strecke, welcher um 11 Uhr eröffnet wird. Zwei Runden mehr als letztes Jahr, 61,65 km und 1950 Höhenmeter in den Knochen, freue ich mich auf die heiße Dusche.
Beim Auschecken gibt es die 10 € Pfand für den Transponder zurück und die schöne Medaille. Gemäß Urkunde habe ich virtuell den Dinara in Kroatien mit 1831 HM bestiegen und bin wieder, wie letztes Jahr auch, 7. Deutscher Meister der AK50. Es war schön im Arnsberger Wald. Ich vermisse jetzt schon den Termin im Kalender 2025. Ich wäre dabei, und wenn es trocken bleibt, wäre die Zugspitze mein Ziel. Michele, Heiko und das ganze Team = Vielen Dank!
Männer– 98 im Ziel
168,51 km – Dmitry Prokhorov – Espresso Running Club Würzburg
168,51 km – Manfred Schott – LUT Aschaffenburg
152,07 km – Heinz Sven Ritschard – Laufen gegen Leiden
Frauen – 56 im Ziel
152,07 km – Juliane Pella – SG Adelsberg
147,96 km – Magdalena Paschke
135,63 km – Rebecca Itta – Laufen gegen Leiden
Staffeln – 6 im Ziel
246,60 km – Sauerländer Laufraketen
213,72 km – Weniger schnell, mehr sexy
209,61 km – Traily McTrailface