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Vor vielen Jahren hatte uns Gaudi mit seinen architektonischen Kunstwerken schon einmal für einen Tag nach Barcelona gelockt. Jetzt haben wir der katalonischen Hauptstadt einen zweiten Besuch abgestattet, um die Sehenswürdigkeiten anzuschauen, für die beim letzten Mal keine Zeit war und vor allem, um den Marato Barcelona zu laufen, der in diesem Jahr mit einer neuen und interessanten Strecke durch die verschiedenen Stadtteile aufwartete.
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© marathon4you.de | 3 Bilder |
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Wir hatten uns im Catalonia Barcelona Plaza Hotel einquartiert, das direkt an der Placa d´Espanya liegt und von wo es nur wenige Schritte zum Start-/Zeitbereich waren. Die Lage war aber der einzige Vorteil dieses Hotels. Davon abgesehen, dass es von außen sehr hässlich ist und überhaupt nicht in die schöne Umgebung des Platzes passt, war das Hotel überteuert und das Personal unfreundlich, überhaupt nicht hilfsbereit oder einfach nur unfähig.
Am Tag vor dem Lauf besuchten wir die Marathonmesse, die wir uns größer vorgestellt hatten. Es gab nur wenige Stände und die meisten Aussteller präsentierten auch nur ihre Waren, ohne sie zum Verkauf anzubieten. Auch die Tüte mit den Startunterlagen fiel etwas karg aus. Sie enthielt neben der Startnummer und einem Leihchip zur Zeitnahme nur ein Puma T-Shirt, einen Kugelschreiber und einen Schlüsselanhänger.
Interessant war auch die Pasta Party, die auch im Startpreis von 40 Euro enthalten war und zu der der Veranstalter am Samstag Nachmittag einlud. Es gab eine Dose Softgetränk und eine Portion in Folie eingeschweißte Nudeln aus der Mikrowelle.
Nach einer, u. a. wegen der Zeitumstellung, viel zu kurzen Nacht treffen wir uns mit unseren Lauffreunden vom Skiclub Flieden vor unserem Hotel. Ganz rechts stehen Marianne, die heute Geburtstag hat, und ich, im blaugelben Laufshirt des Laufteams SV Hohenwettersbach und daneben in deutlicher Überzahl, die Fliedener in ihren leuchtend orangenen Hemden, die aber heute nicht so sehr aus der Läuferschar herausleuchten, weil auch sehr viele Holländer in orangefarbener Kleidung unterwegs sein werden.
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© marathon4you.de | 2 Bilder |
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Ich höre den Startschuss, blicke noch einmal zurück auf die Läuferinnen und Läufer hinter mir, den Font Màgica und den Palau Nacional und bewege mich langsam mit der Läuferschar Richtung Start.
Nur zwölf Sekunden hat es gedauert, um zur Startlinie zu kommen. Langsam kommt die Menschenmasse in Gang. Wir laufen auf die Torres Victorianas, den Placa d´Espanya und unser Hotel zu, dessen große Uhr an der Fassade 8 Uhr, also noch die Winterzeit, anzeigt und biegen dann links ab in die Av. de Creu Coberta, die breit genug ist, um die laut Veranstalter 6.000 Teilnehmer leicht aufzunehmen. Schon jetzt kann man einigermaßen sein eigenes Tempo laufen, ohne ständig überholen zu müssen.
Nach etwa 1,5 Kilometern biegen wir rechts in die Rbla. de Brasil ein und die bisher ebene Strecke beginnt etwas anzusteigen.
Wir kommen zum Camp Nou und dem Fußballstation des FC Barcelona (im Hintergrund des Bildes). Obwohl wir erst knapp drei Kilometer gelaufen sind, bin ich schon total verschwitzt. Verantwortlich dafür ist zum einen die Sonne, die erbarmungslos auf uns niederknallt und zum anderen die leichte Steigung, die zwar nur 40 Höhenmeter verteilt auf etwa drei Kilometer beträgt, aber doch zu spüren ist.
Herrlich. Gleich werde ich zum ersten Mal in meinem bisher relativ kurzen Läuferleben an Palmen vorbeilaufen, die an der Avinguda del Dr. Maranón stehen und mich die Hitze und die ersten Anstrengungen dieses Marathons schnell vergessen lassen. Danach biegen wir rechts in die Avinguda Diagonal ein, auf der wir heute noch öfter laufen werden und die sich, wie der Name schon vermuten lässt, diagonal durch ganz Barcelona zieht. Die Straße fällt jetzt wieder leicht ab und es macht Spaß, die 8-spurige Avinguda entlangzulaufen.
Kurz darauf passieren wir 10-km-Marke, die nächste Zeitmessung und die zweite Verpflegungsstelle. Da meine eigene Flasche schon eine Weile leer ist, greife ich hier zum ersten Mal zu. Die Getränke werden nicht in Bechern, sondern in kleinen Plastikflaschen angeboten, was mir sehr entgegen kommt. Ich greife mir zwei Flaschen, schütte mir die eine über den Kopf und behalte die andere als Verpflegung für die nächsten Kilometer in der Hand.
Ein paar Meter weiter überholt mich Jürgen von der LSG Karlsruhe (der mit dem blauweißen Shirt vorne rechts). Wir reden kurz miteinander; dann lasse ich ihn ziehen und trotte weiter. Für heute war das das einzige Gespräch mit einem Mitläufer. Leider habe ich nämlich sonst keinen Bekannten unterwegs getroffen und leider hat sich auch sonst keiner als Deutscher zu erkennen gegeben.
Wir laufen die Wendestrecke zurück vorbei an einigen Hochhäusern in Richtung des riesigen, dreieckigen, kobaldblauen Edifici Fòrum, das für das fünfmonatige Welt-Kultur-Forum der UNESCO 2004 erbaut worden war.
Auch bei Kilometer 29 stehen so gut wie keine Zuschauer. Aber das macht nichts, denn unser Weg führt uns jetzt direkt Richtung Meer, dessen Anblick mir neuen Auftrieb gibt. Hier passieren wir eine riesige Solaranlage und setzen unseren Weg am Meer entlang fort Richtung Port Olimpic.
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Aber selbstverständlich laufe ich weiter Richtung Arc de Triomf. Ich greife mir eine neue Wasserflasche und – oh welch Wunder – zum ersten Mal seit den Orangenstücken vor über 25 Kilometern bietet mir einer der Streckenposten etwas zu essen an. Es gibt Müsliriegel vom Marathonsponsor Santiveri, von denen ich liebend gern einen annehme und gleich verschlinge.
Vor der Placa Catalunya biegen wir links ab in die Avda. Porta de l´Angel in Richtung Altstadt. Ich überquere den Placa Nova und rechne mir aus, wie lange ich heute noch durchhalten muss. Hier stehen wieder einige Leute am Straßenrand, aber ich glaube, dass es sich hierbei nicht um Marathonfans handelt, sondern vielmehr um die hier üblichen Touristen, die sich vielleicht sogar gestört fühlen durch uns.
Durch die Carrer Ferran kommen wir auf die Rambles und schwenken nach Süden, in Richtung Monumento a Colon.
Am Placa de les Drassanes gehts dann rechts in die Avenguda Paral.lel und ab hier kann ich mir in etwa vorstellen, wie weit ich noch laufen muss, weil wir von hier aus schon einmal zurück zum Hotel gegangen sind. Wir haben jetzt etwa 38 km hinter uns. Beruhigend aber ein wenig demotivierend ist, dass wohl so ziemlich alle meine Mitläufer jetzt schon mit ihren Kräften am Ende sind. Noch nie habe ich so viele gehende Marathonis gesehen wie hier.
Gleich habe ich es geschafft. Am Ende der Straße liegt in etwa einem Kilometer Entfernung das ersehnte Ziel. Ich ignoriere jetzt einfach meine Müdigkeit und versuche locker weiter zu laufen, obwohl die Straße hier nochmal stetig ansteigt.
Wir erreichen wieder den Placa de Espanya. Hier stehen wieder einige Zuschauer, die uns mit ihren “Venga, Venga, Vamos, Vamos”-Rufen Kraft für die letzten Meter geben wollen. Ich habe aber schon den Tunnelblick, nehme die Leute eigentlich fast gar nicht mehr wahr und versuche nur noch, endlich das Ziel zu erreichen das nach der nächsten Biegung auftaucht.