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Laufberichte

Málaga Marathon: Feliz navidad

15.12.24 Special Event
 

Urlaubern und Marathonsammlern bietet sich Málaga für einen Zwischenstopp auf dem Rückweg von Lanzarote nach Hause an. Natürlich wäre die zweitgrößte Stadt Andalusiens samt Marathon auch eine Einzelreise wert, denn der große Flughafen ist auch im Winter gut angebunden.

So sind Judith und ich für ein verlängertes Wochenende nach Málaga gereist. Diesmal haben wir uns für ein Touristenhotel in Torremolinos entschieden. Das ist um einiges günstiger als die Unterkünfte in Málaga, auch die Station der Cercanias (S-Bahn) liegt direkt vor der Haustür. Wobei ich es beim nächsten Mal doch wieder anders machen werde, denn die dreißig Minuten Reisezeit verhindern spontane Streifzüge durch die weihnachtlich geschmückte Großstadt.

Von Málaga kann ich immer wieder schwärmen. Es gibt so viel zu besichtigen und zu erleben. Und die einst eher unansehnliche Hafenstadt putzt sich seit unserem ersten Besuch 1998 immer weiter heraus. Es scheint, dass sich die über 570.000 EinwohnerInnen zählende Stadt auch wirtschaftlich gut entwickelt. Málaga gilt als großer spanischer IT-Standort und die Universität mit ihren 40.000 Eingeschriebenen sorgt für studentisches Flair.

 

 

Die Marathonmesse ist wie beim letzten Mal im Kreuzfahrtterminal untergebracht. Das liegt am Ende einer langen Mole. Der City-Sightseeing-Bus bietet einen kostenlosen Pendelservice an oder man macht einen Spaziergang und genießt den Blick auf die Stadt und die Küste Richtung Osten. Wir sind am Samstagmittag unterwegs und gerade wird der „Brunch Run“ abgehalten. Auf der Messe ist viel los, aber alles ist gut organisiert, sodass wir schnell die Startnummern und ein schönes rotes Laufhemd erhalten. Es gibt viele Verkaufsstände, aber leider fast keine Werbeauftritte von anderen spanischen Marathons.

Wir treffen uns mit Henry, der vielen wegen seines Nadelstreifen-Dress‘ mit Hut bekannt sein wird, und lassen uns gegrillte Sardinen in einem der „Chiringuitos“ genannten Strandlokale schmecken. Das Wetter an der Costa del Sol garantiert auch im Winter milde Temperaturen. Wunderschön, einige Touristen wagen sich auch in das 17 Grad warme Mittelmeer.

 

Marathontag

 

Sonntag, die Cercanias-Bahn fährt frühmorgens nur im 40-Minuten-Takt. Um einen Zeitpuffer zu haben, komme ich schon um 7:00 Uhr in Málaga an. Der Start ist auf 8:30 Uhr festgelegt. Aktuell beträgt die Temperatur  frische 8 Grad, soll aber bis zum Nachmittag auf 17 Grad steigen. Leichter Wind ist auch angesagt. Also wenig anziehen und ein altes Hemd drüber zum Warmhalten.

Die Taschenabgabe liegt an der Stierkampfarena. Dort beginnt auf dem schnurgeraden Paseo del Parque die Startaufstellung. Mit einer geplanten Zielzeit von 4:30 Stunden komme ich in den letzten Block. Entweder weil hier nur echte Champions unterwegs sind, oder weil der Zielschluss nach knapp bemessenen 5:30 Stunden viele langsamere LäuferInnen abgeschreckt hat.

Die Strecke ist interessant und wird uns kreuz und quer durch Málaga mit schönen Abschnitten am Meer führen.

 

 

Mit den Marathonis zusammen starten auch etwa gleich viele Halbmarathonis, sodass hier über 13.000 TeilnehmerInnen aus 75 Nationen versammelt sind. 30 Prozent mehr als letztes Jahr. Der Frauenanteil liegt bei 20 Prozent.  Um 8:30 Uhr dann der Start, das bekommen wir mit. Dann bewegen wir uns langsam nach vorne. Bald beginnt die Beschallung. Man muss sich die Ohren zuhalten, so laut ist es hier. Kurz danach überqueren wird die Startmatte. Viele Mitstreiter müssen diesen Moment mit dem Handy festhalten und vergessen fast das Laufen. Vielleicht hätte ich mich doch weiter vorne aufstellen sollen?

Irgendwie geht es auf der sehr breiten Allee doch ganz gut voran, wenn man von einigen hakenschlagenden Sprintern mal absieht. Ich genieße den Anblick der dunkelgrünen Bäume, nachts beleuchtet von unzähligen Lämpchen.

Der Fluss Gualdamedina wird überquert. Er entspringt 51 km entfernt auf 1.443 Metern Höhe. Meist ein Rinnsal, aber Henry hat berichtet, dass nach den Regenschauern am Donnerstag viel Wasser zu sehen war. Wir sind nun in einem citynahen Wohngebiet, drehen einen großen Schlenker und unterqueren dann unsere Laufstrecke. Irgendwie schaffen es die Veranstalter, besonders den städtischen Bussen eine Zufahrt ins Zentrum zu ermöglichen.

Die 4:30-Pacer überholen zügig. Zu zügig? Eine Lauftruppe macht für Sprachenlernen beim Laufen Werbung. Ich finde ja schon länger, dass man beim Marathon neue Sprachen lernen kann. Am ersten Verpflegungspunkt sind besonders die Toilettenhäuschen gefragt. Drei bis vier davon stehen alle 2-5 Kilometer.

Bei Kilometer 5 erreichen wir das Meer beziehungsweise den Hafen. Eine große Blasmusikgruppe macht Stimmung. Einer Zuschauerin in UK-Dress rufe ich zu, ihr Land möge doch wieder in die EU eintreten. Das wird sie heute noch viermal von mir hören, obwohl sie augenscheinlich nicht viel davon hält.

 

 

Wir erreichen den Startbereich im Park und laufen auf einer Parallelstraße am Start/Ziel vorbei.  Rechts von uns das moderne Einkaufs- und Ausgehzentrum samt Ableger des Pariser Centre Pompidou.

Nun weiter auf den Leuchtturm zu und dann Richtung Kreuzfahrtterminal. Natürlich mit Gegenverkehr, da wir dort bei Kilometer 10 wenden. Jetzt bleiben wir am Meer, an der Küstenstraße und Promenade P.º Marítimo Pablo Ruiz Picasso nach Osten. Picasso ist in Málaga geboren. Viele große Palmen und auf dem Mittelstreifen oft blühende Strelitzien.

Die 3:00-Pacer samt Anhang kommen uns entgegen. Später kommen wir in das ehemalige Fischerdorf El Palo. Hier stehen große Eukalyptusbäume. Rechts kleine Häuschen. Dahinter am Strand liegen unzählige kleine Lokale. Auf jeden Fall ein Tipp für einen Spaziergang. Hier gibt es auch wieder viel Interesse seitens der Bevölkerung. Am Ende der Tour warten einige Zuschauende.

 

 

Vielleicht fragen sich LeserInnen, warum man so oft Müllcontainer in der Stadt sieht. Das ist in Spanien und Italien aber Usus. Müll gehört in einen Container auf der Straße, nie käme man auf die Idee, den Müll im Haus oder Hof zu lagern. Zurück geht es erst einmal einige Meter höher durch eine Pappelallee. Es riecht wunderbar nach den Bäumen. Nur noch einige Kilometer für die Halbmarathonis, was man an einer Tempoverschärfung erkennen kann.

Rechts eine historische Straßenbahn. Reguläre Trambahnen gibt es inzwischen auch wieder in Málaga, die fahren aber im Zentrum unterirdisch. Zurück auf der Strandallee. Die Ausblicke auf die Skyline ist unbeschreiblich. Zuschauermassen kurz vor dem HM-Ziel. Die Trennung ist gut ausgeschildert, aber trotzdem kommt ein verirrter Halbmarathoni zurück, um in den Zielkanal einzubiegen. Wieder in den Park. Uns Marathonis erwartet eine VP, wie immer mit Wasserflaschen, Bananen, Organgenstücken und Iso-Getränk in Bechern. Auch Judith feuert mich hier an. Sie muss immer noch mit dem Laufen pausieren.

 

 

Links die Muelle Uno (Mole 1), 2011 nach umfangreichen Umbauarbeiten im Hafen von Málaga eröffnet. Seit ihrer Einweihung hat sich die Hafenpromenade zu einem der beliebtesten Freizeit-Areale der Stadt entwickelt. Insgesamt beherbergt sie über 70 Geschäfte für Mode, Kunst und Dekoration sowie zahlreiche Restaurants, Cafés und Eisdielen.

Es folgt für uns eine nahezu schnurgerade Strecke über sechs Kilometer. Ein Stückchen kennen wir noch von km 6. Dann kommen wir in ein Neubaugebiet. Ein einsamer Schornstein kündet wohl von einer ehemaligen industriellen Nutzung. Wieder öfter Musik. Dazwischen das grelle Kreischen der vielen Papageien in den Palmen. Eine Läuferin freut sich über ein Foto. Ich berichte von Marathon4you.de und ganz zufällig treffen wir uns am Montag am Flughafen wieder. Liz läuft mit ihrem Zwillingsbruder heute ihren zweiten Marathon. Und sie hat offensichtlich viel Spaß dabei, wie ich auch.

Die Strecke zieht sich. Wir drehen noch eine Schleife durch neue Wohnblöcke. Aber auch hier einige Bewohner und viele Kinderhände zum Abklatschen. Auch ein großes Frei- und Hallenbad gibt es zu sehen, bevor wir bei Kilometer 30 in das Estadio de Atletismo Ciudad de Málaga

einlaufen. Nach einer Dreiviertel Runde wieder hinaus, samt Trommelbegleitung. Um die Sporthalle herum. Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Szenerie in einigen Jahren ändert, wenn die mickrigen Bäumchen mal gewachsen sind und die exklusiven Wohnblöcke am Meer fertig sind.

Wir laufen ein paar hundert Meter an einer Autobahn vorbei. Hier wird für uns gehupt. Schlagartig sind wir zurück im Leben: Die Urbanización Barcelo bietet spanische Vorstadt pur. Lokale und Bars am Wegesrand, kleine Geschäfte. Und heute mal kein tosender Autoverkehr. Viele Leute sehen uns zu, auch wenn sie nur auf eine Gelegenheit zur Querung warten. Was folgt, ist aber nun bis Kilometer 39 ein stetiges Auf und Ab. Ich bin etwas überrascht, was ich bisher für ein Tempo hingelegt habe, aber bei einem Aufstieg zu einer Überführung habe ich den Eindruck, meine Beine wollen nicht mehr so recht. Gut, dass es danach wieder hinunter geht. Und eine Sängerin erfreut mich mit dem 70er-Jahre-Song „Hot Stuff“ von Donna Summer.

Weiter in das lebhafte, zentrumsnahe Viertel La Trinidad. Viele Zuschauende, Geschäfte und schnurgerade leicht bergauf. Ich rechne viel herum. Da scheint heute eine Jahresbestzeit möglich. Das motiviert und verhindert Gehpausen. Die Häuser werden kleiner, dafür säumen Orangenbäume unsere Laufstrecke, dann taucht das Estadio La Rosaleda vor uns auf, das Heimstadion des FC Málaga. Rechtskurve. Von nun an geht es bis vor das Ziel bergab. Über den Gualdalmedina, dann noch mal rechts und noch einen lockeren Kilometer bergab.
Ich rase dahin. Auf einmal übermannt mich die Rührung. Fast laufen mir Tränen über die Wangen. Soll ich mir das nicht besser bis zum Ende aufheben? Dann endlich nach einer Linkskurve hinein in die engen Gassen der Altstadt. Ein Highlight des Málaga Marathons, heute jedoch etwas gekürzt, da die Strecke schneller werden sollte. Viel Applaus zuerst an der Plaza de la Constitución und dann, als wir auf die Einkaufsstraße Calle Marqués de Larios drehen.

 

 

Hier spielt sich mehrmals am Abend ein wirklich beeindruckendes Weihnachtspektakel ab: Zu unterschiedlichen Weihnachtsliedern gibt es eine Lightshow von Millionen von Lämpchen, die Luces Navideñas. Dergleichen bieten alle spanische Städte auf, aber hier ist es wirklich unglaublich. Aktuell gestalten allerdings Zuschauende ihre eigene Show. Denen macht es Spaß, uns anzufeuern. Ich höre ein „Andreas“,  dann „andere Seite“. Das war Henry. Am Ende der Straße links auf die Zielgerade. Eine Frau vor mir schnappt sich einen kleinen Jungen, der sie auf den letzten 500 Metern begleiten soll. Ganz schön weit für einen etwa Dreijährigen. Irgendwie schafft der es aber an der Hand der Läuferin, mit mir mitzuhalten. Was ist da falsch? Egal, mit 4:28 laufe ich durch den Zielbogen. Überglücklich.

Zielverpflegung: Wasser, Iso, Bananen und Orangenstücke gibt es noch in ausreichender Menge. Aber hatte ein Zuschauer nicht ein Schild „Think of the wine at the finish line“ in die Höhe gehalten? Eine leere Versprechung, hier gibt es weder Wein und noch Bier.

Vor dem Verlassen erhalten wir noch ein Finisher-Shirt, das mit seinen weiß-blauen Streifen auch gut in München getragen werden kann. Wenn man denn 1860er Fan ist.

Sharon vom 100 Marathon Club UK ist auch wieder da, nachdem ich sie erst vor einer Woche auf Lanzarote getroffen hatte. Auch sie war heute schnell unterwegs. Dann treffe ich Judith und wir machen uns auf den Weg zum Hotel.

Was für ein Marathon.

 

Fazit:

 

Málaga an der Costa del Sol ist ein vorweihnachtliches Erlebnis. Die geschmückten und beleuchteten Straßen, die Lichtershows an vielen Orten und dann eine Altstadt mit so vielen schönen Restaurants und Bars. Plus viel Kultur, der Dom, die römischen Ausgrabungen, die maurische Festung. Und die Strände laden zum Sonnenbaden ein. Wer es günstiger will, kann ein Strandhotel im Badeort Torremolinos buchen. Von dort sind es 30 Minuten mit der S-Bahn nach Málaga.

Der Marathon ist sehr gut organisiert. Die Infos im Internet und per mail sind sehr gut. Die Strecke ist abwechslungsreich und bietet von kilometerlanger Rennstrecke bis zu belebten Stadtvierteln und trubeliger Altstadt alles, was Marathonreisende glücklich macht. Besonders schön ist die Palmenallee am Malagueta-Strand im Licht der Morgensonne. Einige Höhenmeter sind anfangs und auf den letzten 10 Kilometern zu bewältigen.

Mitte Dezember kann es auch Wind und Regen geben. Zeitnahme ab km 10 alle fünf Kilometer mit guter App für Begleitende. Für spanische Verhältnisse ist die Teilnahme eher hochpreisig. Dieses Jahr waren zwei schöne Laufhemden enthalten. Leider wird wie in Spanien üblich die Bruttozeit für die Platzierung verwendet, auch für die weiter hinten Startenden.    

Wer einen hervorragenden Stadtmarathon Mitte Dezember bei lauftauglichen Temperaturen sucht, wird ihn hier finden.

 

Sieger Marathon

1 VINCENT   KIPKORIR KIGEN              02:08:05

2 MICAH       KIPKOSGEI CHEMWENO 02:09:21

3 ANDREW   ROTICH KWEMOI              02:10:20

 

Siegerinnen Marathon

1 AYNALEM DESTA GEBRE                    02:25:10

2 ADANECH MESFEN MEKONNEN       02:26:01

3 GOJJAM     TSEGAYE ENYEW             02:26:13

 

Finisher

Marathon 5.733

Halbmarathon 6.492

 

75 Nationen

 

 

 


 
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