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OKLudwig Freter und Edgar Karl (Supporter)
Der Badwater-Ultramarathon - ein Lauf über 216 km inmitten der Wüste von Kalifornien. Dieser Herausforderung stellen sich jährlich ca. 90 Läufer und Läuferinnen aus der ganzen Welt. Das Hauptkontingent der Starter kommt aus den USA, aber auch aus Neuseeland, Australien, Brasilien, Marokko, Frankreich und aus Deutschland reisten die Teilnehmer an, um das Tal des Todes (Death Valley) vom 86m unter dem Meeresspiegel gelegenen Badwater-Punkt - dem tiefsten Punkt der westlichen Hemisphäre - aus zu durchqueren und das Mount Whitney Portal in der Sierra Nevada zu erklimmen. Dabei steht den Athleten ein Zeitlimit von höchstens 60 Stunden zur Verfügung, diesen Lauf unter geradezu lebensfeindlichen Bedingungen zu meistern. Aber nicht nur die Distanz von 135 Meilen - also 216 km - allein, sondern vor allem die Hitze und auch die 4300 Höhenmeter, die insgesamt über 3 Pässe hinweg zu bewältigen sind, machen diesen Lauf zu einem der härtesten seines Genres. Vergleichbar ist dieser Wettkampf in etwa mit einer 216 km langen Besteigung des Mont Blanc, bei Temperaturen, die 1913 mit 56,7 ° C den Hitzerekord in der Welt aufstellten und nur noch einmal 1922 in der lybischen Wüste in Azeria mit 57,8 ° C durch heißere Temperaturen überboten wurden. Diese extreme Hitze verhalf diesem Tal auch zu seinem Namen, da so mancher früher Siedler „ohne Klimaanlage“ sein Leben lassen musste.
Death Valley - Steinwüste, ausgedörrte Salzseen, Sanddünen und vor und unter den Läufern bis zu über 70 ° C heißer Asphalt.
“Gibt es denn da noch jemanden, der so etwas freiwillig auf sich nimmt?”, wird sich nun der eine oder andere fragen; und die Antwort lautet “ja!”.
Hubert Karls Wunsch für seinen 50. Geburtstag war es an diesem außergewöhnlichen Rennen teilzunehmen. Wobei er sicher schon im Voraus wusste, was auf ihn zukommen wird, da er in der Ultraszene schon lange kein unbeschriebenes Blatt mehr ist. Bereits 25 Jahre ist er Läufer und seit er 1989 seinen ersten Ultramarathon finishte, ein so genannter Ultraläufer, der mittlerweile an über 110 solcher Wettkämpfe teilgenommen hat. Hierzu zählt auch der Spartathlon, den der Läufer des TV Zeil inzwischen 12 mal bewältigt hat und der mit seinen 245 km zusammen mit dem Badwater-Ultramarathon um den Titel des härtesten Nonstop-Rennens der Welt wetteifert.
Natürlich zählt zur Vorbereitung auf den Badwater-Ultra neben den Formalien auch eine gesunde Ernährung und ein ausgiebiges Training. So bildeten die Monate Mai und Juni den Grundstock als Trainingsaufbau mit zahlreichen Wochenkilometern und zusätzlich die Teilnahme am Rennsteiglauf im Mai über 73 km und zwei längeren Trainingseinheiten von je 50 km.
Außerdem erwiesen sich die Berichte und Tipps, die man sich von ehemaligen Teilnehmern und Betreuern eingeholt hatte als sehr hilfreich, bevor es am 3. Juli mit dem Flugzeug von Frankfurt aus Richtung Las Vegas gehen konnte.
Dort angekommen musste man erst einmal mit den vorherrschenden 42°C zurechtkommen, ohne auch nur an größere Aktivitäten, wie laufen zu denken. Doch die verbleibenden 10 Tage bis zum Start des Laufes wurden von Hubert dann noch dazu genutzt, sich zu akklimatisieren und um nicht aus dem Training zu kommen. Verbunden mit einer 3000 km Rundreise durch die Weststaaten war es ihm so z.B. auch möglich Trainingsläufe von jeweils 3 Stunden in so verblüffenden und wundervollen Kulissen, wie dem Arches National Park und dem Bryce Canyon zu absolvieren, bevor er sich noch direkt im Death Valley gelegenen Ort Furnace Creek an die dortige Hitze gewöhnen und dort nochmals drei Tage jeweils eine Stunde trainieren konnte.
Bedeutende Dinge geschehen bei der Anpassung an die Hitze: Herzschlag, Körpertemperatur und der Salzgehalt im Schweiß sinken unter Belastung, während die Schweißrate zunimmt.
Essen und Trinken
sind einer der Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Absolvierung eines Ultras, insbesondere bei Extremläufen wie diesem. Nicht die Beine, sondern Magen und Darm bestimmen oft den Ausgang. In der Lage zu sein, genügend Flüssigkeit aufzunehmen, ist einer der zentralen Punkte beim Badwater Ultra. Mit 50 l vorbereiteten Getränken, wie einer Elektrolytlösung aus Kalium und Natrium, mit Kochsalz angereicherten Anis-Kümmel-Fenchel Tee, Trinkwasser das ebenfalls mit 600 mg Kochsalz pro Liter angereichert war, einem löslichen Kräutertee gegen Unterzuckerung, drei Sixpacks alkoholfreiem Bier und Coca Cola sollte der Flüssigkeitsbedarf gedeckt werden. Als Essengrundlage dienten Brote mit vegetarischen Kräuteraufstrichen, sowie Obst und verschiedene Riegel und Waffeln.
Und somit konnte es für Hubert und seine Crew von nur zwei Mann und einem voll getankten Fahrzeug - wohingegen nahezu alle anderen Teilnehmer mindestens 3 Betreuer und meist zwei oder drei Supportfahrzeuge hatten - und 2 Kühlboxen voll Eis und Handtüchern im Gepäck am morgen des 14. Juli losgehen.
Start an der Lache Badwater
Kein schlechtes Wasser, keine giftige Pfütze. Nur Salzwasser, erbarmungslos der Sonne ausgesetzt und dennoch auch an diesen für uns so unwirtlichem Ort – Leben: Salzschilf, Insekten, Gliederfüßer und eine spezielle, nur hier vorkommende Schneckenart. Ein paar Meilen entfernt, im Salt Creek, der von Quellen gespeist wird, lebt der Salt Creek Pupfish, der nirgendwo sonst existiert. Über Jahrtausende hat er sich langsam angepasst als der große See, der einmal das Death Valley bedeckte, allmählich austrocknete, zur Salzwüste sich wandelte, die zurückbleibenden Tümpel immer salzhaltiger wurden.
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© AdventureCORPS.com | 3 Bilder |
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© privat | 6 Bilder |
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Dadurch dass sich unser Läufer fast keine Pause gönnte, waren wir als Betreuer das ganze Rennen ständig unter Dauerstress und hatten immer voll zu tun um ihn optimal zu versorgen.
Zur Mittagszeit erreichte er dann Lone Pine als sechster in der Gesamtwertung und konnte guter Dinge den letzten noch bevorstehenden Pass angehen, vor dem so mancher Läufer erst einmal im Pool bei der Kontrollstation entspannt und Kraft schöpft. Doch das sah Huberts Taktik nicht vor. Er wollte sein Wunschziel erreichen und kämpfte sich mühsam den Berg zum Mount Whitney Portal hinauf. Links und rechts der Straße hatte man einen wunderschönen Blick auf die außergewöhnlichen Felsformationen der Alabama Hills. In dieser Gegend wurden früher viele Western mit John Wayne und auch die Fernsehserie Bonanza gedreht.
Und endlich war es soweit. Nachdem er abwechselnd von seinen zwei Betreuern fast den ganzen Berg zu Fuß begleitet wurde, nahmen die letzten 20 km bergauf ihr Ende und das Ziel in 2530 m Höhe war erreicht.
Von den vorbereiteten 50 Litern Flüssigkeit trank er 36 l.
In den 29,5 Stunden verbrauchte der Läufer 16700 kcal.
In den flachen Teilstücken wurde als höchste Herzfrequenz 130 erreicht und
über die Pässe stieg sein Puls nie über 142 Takte.
Die höchste Temperatur betrug 49 ° C, die niedrigste in der Nacht auf der zweiten Passhöhe 17 ° C.
Vom Veranstalter wurden wir beim Briefing vor den Gefahren durch die Tierwelt gewarnt, hatten aber zum Glück keine Begegnung mit Klapperschlangen und Skorpionen.
Es gewann der Mexikaner Jorge Pacheco das Rennen in 23:20 Stunden vor dem Ungarn Akos Konya, der 23:49 Stunden benötigte und auf dem dritten Platz folgte schon mit Jamie Donaldson aus den USA die erste Frau, die die Strecke in 26:51 Stunden absolvierte!