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Laufberichte

Connemara – Landschaft pur im Nordwesten Irlands

26.03.06

Co-Autor: Karlheinz Kobus

 

Typisch Irisch


Auf der Marathonmesse des Dublin Marathons Ende Oktober 2005 bekamen wir Informationsmaterial des Connemara Ultra Marathons in die Hand. Karlheinz beschloss mehr oder weniger sofort, sich anzumelden. Als ich dann Anfang Februar erfuhr, dass man als Teilnehmer am Ultra bereits am Vortag den Marathon laufen kann, gab es auch für mich kein Halten mehr, und ich meldete mich ebenfalls an.

 

Am Freitag, dem 24. März musste ich dann sehr früh aufstehen (04:00 Uhr), um mit der ersten Straßenbahn zum Hauptbahnhof Stuttgart zu fahren. Von dort ging es mit dem ICE zum Flughafen Frankfurt und mit einem Bus weiter zum Flughafen Hahn im Hunsrück, wo wir mit  einer irischen Billigfluglinie abhoben und auf dem Flughafen Kerry in Irland landeten. Dort wurde ich dann ganz herzlich von Andrea und Karlheinz in Empfang genommen, welche schon zwei Tage vorher auf ähnlichem Wege angereist waren.

 

Um auch touristisch etwas von Irland zu sehen, besichtigten wir die Cliffs of Moher, eine spektakuläre Klippenlandschaft im Westen Irlands. Hier ragen die Steilfelsen bis zu atemberaubenden 200 m aus dem Meer.

 

Am nächsten Tag trafen wir uns um 11:00 Uhr in Maam Cross mit weiteren 6 Läufern/innen und einem Rollstuhlfahrer. Nach Ausgabe der Startnummern fuhren wir mit einem Kleinbus zum Start des Marathons am Ufer des Lough Inagh.

 

Nach einer Gedenkminute für Barbara Slachetka (eine polnische Ultraläuferin, die lange Jahre in Deutschland gelebt hat und noch letztes Jahr hier am Start war; sie verstarb im Oktober 2005 nach langer schwerer Krankheit) starteten wir pünktlich um 12:00 Uhr.

 

Zunächst liefen wir  auf einer welligen Landstraße mit wenig Autoverkehr 10 Kilometer immer gerade aus. Dann ging es rechts ab und ca.  5 km bei Gegenwind und Regen erst ganz ordentlich bergauf, dann wieder bergab am Killary Fjord entlang nach Leenaun.  Dort hatten wir dann die Halbmarathon-Distanz erreicht. Weiter führte uns die Strecke für rund 4 km bergauf und weiter wellig an einzelnen Bauernhöfen entlang bis nach Maam. Dort, etwa 7 km vor dem Ziel, begann noch einmal ein steiler Anstieg und der Regen wurde immer stärker.

 

Nach 3 ½ km hatten wir die Passhöhe erreicht und es ging leicht abfallend ins Ziel. Dort kamen wir nach 4:42 Std. triefend nass an. Wir erhielten von Mick Rice, dem racedirector des heutigen Tages, eine Medaille und ein T-Shirt.

Andrea, die den Tag zu einem Ausflug nach Clifden genutzt hatte, holte uns ab und wir fuhren nach Cong. Hier fanden 1951 die Dreharbeiten zu dem Hollywood-Klassiker „ Der Sieger“(„The Quiet Man“) mit John Wayne und Maureen O’Hara statt. Wir übernachteten in der Jugendherberge.

 

Am nächsten Morgen durften wir wieder bei Zeiten aufstehen. Gott sei Dank war unsere Laufbekleidung an und auf der Heizung getrocknet. So fuhren wir wieder nach Maam Cross. Heute war hier entschieden mehr los als gestern. Für den Ultra waren 80 Teilnehmer/- innen angemeldet. Als wir noch Mario Ulbrich aus Dresden trafen war das deutsche Starterfeld komplett. Es wurde ein reichhaltiges Frühstück angeboten: Kaffee, Tee, Brot, Bananen und ein Joghurtdrink.

 

Gegen 08:40 Uhr brachte ein Bus die Teilnehmer/- innen des Ultramarathons zum etwa 1,5 Kilometer entfernten Startplatz. Auch heute zeigte sich das Wetter typisch irisch: Regen und Wind. So blieben wir alle bis unmittelbar vor dem Start im Bus sitzen.

 

Der Start erfolgte um 09:00 Uhr. Nach kurzer Zeit kamen wir wieder in Maam Cross vorbei, wo bereits viele Marathonläufer/- innen, welche auf die Busfahrt zu ihrem Start warteten, als Zuschauer/- innen an der Strecke standen. Dies sollten für die nächsten Stunden die letzten sein – wie gestern sahen wir nur noch Schafe an der Strecke.

 

Zunächst ging es auf recht flacher Straße einige Kilometer geradeaus, dann rechts ab am Lough Inagh vorbei, bis wir den Startplatz des Marathons passierten. Immer wieder gab es kurze Regenschauer. Die Verpflegung bestand überwiegend aus Wasser, nur an einigen  wenigen Stellen gab es Müsliriegel oder Kekse und einmal sogar ein isotonisches Sportgetränk.

 

In Leenaun konnten wir dann unsere Ortskenntnis vom gestrigen Marathonlauf nutzen: Wir kauften uns in einem kleinen Laden eine amerikanische Brause. Das Wetter wurde immer irischer. Und auf den letzten 15 km regnete es ununterbrochen. So war es auch nicht weiter tragisch, dass es an den beiden letzten Verpflegungsstellen nichts mehr gab. Karlheinz schwächelte etwas und mir verhalf die amerikanische Brause zu einem Höhenflug, so dass ich mich 12 km vor dem Ziel absetzte.

 

Unsere Zeiten im Ziel: 6:55 Std. und 7:17 Std. Als Lohn erwartete uns wiederum eine Medaille und ein weiteres T-Shirt. Und wir waren wieder nass bis auf die Knochen. Wir labten uns an der gut sortierten Zielverpflegung: heiße Suppe, heißer Kaffee oder Tee, Sandwiches und Joghurtdrinks.

In den vergangenen Jahren spielte sich das alles im Peacock Hotel vor Ort ab. Leider war es dieses Jahr wegen Umbau geschlossen. Daher fand die Bewirtung in Zelten statt, was bei diesem Wetter zu einer nassen und schlammigen Angelegenheit wurde – sehr schade.


Wir fuhren wieder zurück in die Jugendherberge in Cong. Nach einer heißen Dusche und einem vorzüglichen Abendessen war die Welt dann wieder in Ordnung.

 

Am nächsten Tag fuhren wir beizeiten zum Flughafen Kerry, von wo aus wir unseren Heimflug antraten.

 

Fazit:

Ein schöner Lauf durch die tolle Landschaft von Connemara, der am wenigsten besiedelten Gegend Irlands.

 

Weitere Infos: Das Startgeld für den Ultra-Marathon beträgt 65,-- Euro. Darin enthalten: Busfahrt von Galway und zurück, Zusendung der Startunterlagen inkl. umfangreichem Programmheft, üppige Verpflegung vor und nach dem Lauf, ausreichende Verpflegung während dem Lauf, Medaille und T-Shirt.

 

Auch die Startgebühr für den Marathon am Vortag war hier bereits enthalten.

 

Insgesamt beteiligten sich an der Veranstaltung knapp 1800 Teilnehmer/- innen: 80 beim Ultra, 473 beim Marathon und 1240 beim Halbmarathon.


Die Veranstaltung findet jedes Jahr am letzten Wochenende im März statt. Eine frühzeitige Anmeldung ist ratsam, da das Teilnehmerfeld begrenzt ist.

 

PS: Wie wir erst zuhause übers Internet erfuhren, verstarb ein 31 jähriger Läufer aus England während des Marathons. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und bei seinen Freunden.

 

 


 
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