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Laufberichte

Auf Kaiserspuren

 

Ein Mammut- ääh Marathonprogramm geht mit dem Albmarathon zu Ende. Fünf Marathons innerhalb vier Wochen ist eine stattliche Aufgabe. „Wenn einer das aushält, dann du,“ meinte man in Vereinskreisen.

Zeitig in der Frühe mache ich mich von zuhause auf die Socken. Übers Land führt mich die Reise durch Nördlingen im Ries und Aalen nach Schwäbisch Gmünd. Während anfangs noch der Nebel die Sicht einschränkt, habe ich im Bereich der Landesgrenze ein Wetterschauspiel: Die Sonne ist noch nicht ganz aufgegangen, von Westen nieselt es leicht und ich fahre in einen riesigen Regenbogen hinein. Schaun mer mal, was Petrus uns heute präsentieren will.

 

Vor dem Start

 

Parkplätze sind im Umkreis von zehn Minuten Fußmarsch zur Genüge vorhanden (gebührenpflichtige Parkhäuser in der Innenstadt, kostenlose im Umkreis der Großsporthalle). In einer Nebenstraße zur Sporthalle finde ich eine Parklücke. Der Hinweg zum Start- und Zielbereich ist ausgeschildert. Außerdem verläuft hier bereits die Streckenführung.

Im Prediger, dem ehemaligen Dominikanerkloster, werden die Startnummern ausgegeben. Die Ausgabestellen sind deutlich gekennzeichnet nach Streckenlänge, Vormeldung und Nachmeldung. Es gibt keinerlei Wartezeiten.

Mitte des 14. Jahrhunderts erfolgte an der Stelle des Predigers ein Kirchenneubau. Später wurde das Bauwerk als Kloster bis zum Jahr 1802 genutzt. Die Mönche mussten umziehen und der neue Eigentümer widmete das Gebäude in eine Kasernenanlage um. Die Kirche war zuerst ein Magazin, später ein Pferdestall. Seit fast 100 Jahren steht der Prediger im Eigentum der Stadt, erst in den letzten Jahren wurde das Haus umfangreich renoviert. Das Stadtmuseum und die Galerie im Prediger sind da jetzt untergebracht.

Für eine kleine Stadtbesichtigung habe ich trotz der 50 Kilometer Lauferei noch ein wenig Zeit. Gegenüber des Predigers am Johannisplatz liegt die romanische Johanniskirche (aus 1225), ein Wahrzeichen der Stadt, die knapp 60.000 Einwohner hat. Beim Bau der Kirche haben die Bauherren geschlampt, sodass der Turm eine Neigung zur Seite von einem Meter hat. Man muss genau hinschauen, dann sieht man den Makel.

Am Marktplatz dominiert das Neue Rathaus (aus 1760), das ursprünglich als Patrizierhaus erbaut wurde. Nur einen Steinwurf vom Rathaus entfernt sehe ich das Heilig-Kreuz-Münster, das in dieser Form im 14. Jahrhundert errichtet wurde. Im Umkreis des Gmünder Münsters, so  wird das Gotteshaus von den Einheimischen genannt, findet ein samstäglicher Wochenmarkt statt. Die Besucher nehmen von den wenigen Läufer, die sich jetzt umschauen, kaum Notiz. Zurück am Johannisplatz gebe ich meinen Rucksack mit den Wechselklamotten in einem Zelt ab und stelle mich in den Startkanal.

 

Erste Kilometer in Schwäbisch Gmünd

 

Die letzten Sekunden werden herunter gezählt und punkt 10.00 Uhr heißt es „Go“ für die Teilnehmer des 50 km-Sparkassenlaufes, des 50-km-Staffettenlaufes und des 25-km-Rechberglaufes. Der Zehnkilometer- und der Kinderlauf starten später. Das herbstliche ruhige Wetter hat noch für zahlreiche Nachmeldungen gesorgt.

Wir rennen auf den großen historischen Marktplatz, vorbei am Grät, dem ältesten Haus hier am Platz. Auf der Mitte befindet sich der Marienbrunnen mit der Doppelstatue der Madonna im Strahlenkranze aus dem Jahr 1686. Am oberen Ende tangieren wir kurz das Heilig-Geist-Spital und schon haben wir die gute Stube von Schwäbisch Gmünd verlassen.

Jenseits der Rems ist die Großbaustelle mittlerweile beendet. Der größte Teil der Stadt ist mittlerweile untertunnelt und der Durchgangsverkehr auf der Bundesstraße 29 ist in die Röhre verbannt. Aber aufpassen. Wer da zu schnell unterwegs ist, wird geblitzt und gegebenenfalls zur Kasse gebeten.

An der Schwerzer- und Großsporthalle verlassen wir das Stadtgebiet in westlicher Richtung flussabwärts der Rems. Die Rems ist ein 78 Kilometer langer Fluss, der bei Neckarrems in den Neckar fließt. Erst vor vier Wochen sind da gut 1000 Athleten bei der Premiere des Remstal Marathons von Waiblingen nach Schwäbisch Gmünd gelaufen.

 

Anstieg im Beutental

 

Nach rund sieben Kilometer verlassen wir das Remstal. Im Beutental entlang des Beutenbaches gewinnen wir sehr langsam Höhenmeter vom Vorderen in Richtung Hinteren Knauppis. Jenseits des Baches sehen wir die Einöde Schnellhöfle und gleich danach die Beutenmühle, wo man inmitten der Natur Urlaub machen kann. Urlaub auf dem Bauernhof, oder: „Reisen im Ländle“.

Hinten raus im Beutental nimmt dann die Steigung zu, denn im Vergleich zum Remstal müssen 100 der 1070 Höhenmeter hier belaufen werden. Wir sind noch nicht ganz oben, da erblickt man schon die Burg Wäscherschloss, die hoch über dem Beutental thront. Hier dürfte bereits im 10. Jahrhundert eine kleine Burg bestanden haben, Grabungsfunde deuten darauf hin. 1271 wurde das Schloss bereits urkundlich erwähnt in einem Streit zwischen dem Kloster Lorch und einem Ritter namens Konrad der Wascher. 2011 wurde die Anlage zum Schloss des Jahres in Land Baden-Württemberg erkoren.

An der Kapelle Wäscherhof haben wir zum ersten Mal freie Sicht auf den Hohenstaufen, den ersten der drei Kaiserberge. Auf einem Radweg laufen wir in Richtung Wäschenbeuren, einer Gemeinde mit 4000 Einwohner.

 

Der Hohenstaufen wartet

 

Bei der Verpflegungsstelle schlabbert gerade ein Hund aus einem Becher sein Wasser. Der lässt sich auch nicht stören, als ich ihm mit meiner Kamera ganz nahe komme. 16 Tankstellen sind für Mensch und Tier eingerichtet. Wasser, Iso, warmer Tee, Banane, selbstgemachte Müsliriegel, Hafertrank und Weißbrot werden angeboten. Und wer nur sein eigenes Futter verträgt, dem wird auch geholfen und die Eigenverpflegung hergefahren.

Ab Kilometer 15 nimmt die Steigung auf dem Haidweg wieder deutlich zu, denn der Hohenstaufen ist jetzt schon sehr nahe gekommen. Die Stimmung im Feld ist und bleibt enthusiastisch, wie bei Martin und Claudia. Viele Marathonis beschließen mit dem Albmarathon ihre Saison und lassen es heute ausklingen.

Unweit der Spielburg (eine abgerutschte Kalkstein-Felsgruppe, Kilometer 16) wartet eine Feuerwehr auf uns zum Löscheinsatz gegen durstige Kehlen, denn danach wartet die Rampe auf den Hohenstaufen. Gut 100 Höhenmeter sind es.

Der Hohenstaufen ist ein Zeugenberg der Schwäbischen Alb. Zeugenberge sind durch Erosionsvorgänge entstanden. Weicheres Gestein erodierte und härteres Gestein blieb stehen.  Auch die beiden anderen Kaiserberge gehören dieser Unterform der Inselberge an.

Der Name leitet sich aus seiner Form ab, ähnlich einem umgedrehten Kelch (Stauf). Oben am Gipfel auf 684 Meter Seehöhe befindet sich die Ruine Hohenstaufen, die Stammburg der Staufer. Wir müssen uns zuerst noch ein paar Meter durch eine rutschige Wiese hoch kämpfen. Spikes wären angebracht, um Haftung an den Boden zu bringen. Im Wald geht es nur kurzzeitig gemächlich weiter, dann müssen wir weiter steil um den halben Berg herumlaufen. Einige Minuten dauert die Plagerei, dann bin ich oben auf dem Gipfelplateau. Zwar wird hier keine Zeit genommen, aber Raum für Beschiss gibt es nicht, denn eine Videokamera wird betrieben und die Startnummern aufgeschrieben.

Nach ein paar Augenblicken des Schauens mache ich mich auf den Abstieg, der uns auf dem gleichen Weg hinunterbringt. Die Sportler auf dem Hinweg sind schwer am Schnaufen und Schwitzen, und mir ist es vor einigen Minuten nicht anders gegangen.

Unten biegen wir scharf links ab und laufen dann oberhalb des Ortes Hohenstaufen weiter, das bereits zu Göppingen gehört. Am Waldrand sehen wir zuerst die evangelische Kirche und gleich danach die katholische Barbarossakirche. Am Ortsrand führt uns die Laufstrecke auf einen asphaltierten Radweg in Richtung Aasrücken. Die Landesstraße biegt nach links unten und der zweite Kaiserberg wartet auf uns. 20 Kilometer haben wir hinter uns.

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Informationen: Sparkassen Alb Marathon
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