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Der Salzburger Marathon trägt nicht den Namen eines spendablen Sponsors, sondern den der Hilfsorganisation AMREF (African Medical and Research Foundation inc. Flying Doctors Service), die das Ziel verfolgt, einen flächendeckenden Basisgesundheitsdienst mit einheimischen Fachkräften zu ermöglichen. Sie erreicht bis zu 30 Millionen Menschen jährlich.
Mit dem Spendengeld des Salzburg AMREF Marathon wird in einer der ärmsten Regionen Kenias ein integriertes Gesundheitsprogramm unterstützt, in dem eine medizinische Infrastruktur mit einem Zentrum und fünf kleinen Krankenhäusern für ca. 25.000 Menschen aufgebaut wurde und unterhalten wird. Einer der Hauptprobleme in diesem Gebiet ist die geringe Impfrate bei Kindern und die unzureichende Betreuung von Schwangeren. Die Kindersterblichkeit ist daher besonders hoch.
25.000 Euro kommen auch 2006 wieder zusammen, soviel sei schon einmal vorweg gesagt.
Die Vorzeichen sind schlecht, zumindest was die äußeren Bedingungen anbelangt. Regen und sogar Schnee bis in tiefen Lagen ist für das Salzburger Marathon-Wochenende vorher gesagt. Ich krame meine Winterklamotten raus und fahre los. Der Wetterbericht scheint recht zu behalten. Am Samstag regnet es nur einmal und es ist lausig kalt in der Mozart-Stadt, die zum 250. Geburtstag des berühmtesten Sohnes der Stadt noch mehr als sonst im Zeichen des Komponisten steht.
Von solchen Widrigkeiten unbeirrt werden auf dem Residenzplatz die letzten Vorbereitungen für die „Lauffestspiele“ getroffen. Auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lassen sich nicht abschrecken. Am Anmeldeschalter hat man gut zu tun und man rechnet mit weit mehr als 2.000 Aktiven auf den verschiedenen Laufstrecken, was für die junge Veranstaltung neuen Rekord bedeutet. Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Helferinnen und Helfer ist nicht aufgesetzt, man spürt, dass man willkommen ist.
Die Parkmöglichkeiten rund um den Residenzplatz habe ich nicht ausgelotet. Ich denke aber, sie sind knapp. Jedenfalls gibt es mit den Startunterlagen Gutscheine für verbilligtes Parken in den umliegenden Parkhäusern. Ich wohne in der Altstadt im „Gablerbräu“ am Fuße des Kapuzinerberges und habe mein Auto nicht weit davon in einer Tiefgarage abgestellt. In ein paar Minuten bin ich vom Hotel auf der anderen Seite der Salzach und auf dem Residenzplatz.
Langeweile sollte in Salzburg nicht aufkommen. Alter Markt mit Alter Hofapotheke, Café Tomaselli (ältestes Café der Stadt), Rathausplatz und vor allem die berühmte Getreidegasse mit den vielen Geschäften und Kneipen, die allesamt mit kunstvoll geschmiedeten Schildern werben, sollten für Kurzweil sorgen. Das Geburtshaus von Mozart mit dem Mozart-Museum finden wir ebenfalls in der Getreidegasse. Nur ein paar Gehminuten sind es zum Festspielhaus. Jede Menge Sehenswürdigkeiten, aber auch vor einem Marathonlauf mühelos zu schaffen.
Es regnet noch immer. Ich erkundige mich nach dem aktuellen Wetterbericht. „Morgen hört es auf mit dem Regen. Wir wissen nur nicht, ob um 5.00 Uhr in der Früh, oder erst am Mittag,“ so die fachkundige Auskunft.
Um so größer mein Erstaunen am nächsten Morgen: Kein Regen, dafür Wolkenlücken so groß wie der Dom. Aber kalt, um die Null Grad. Das soll mir aber egal sein. Rein in die lange Winterhose, Windstopperjacke an und auf geht’s zum Startplatz. Von der Staatsbrücke aus sehe ich, dass in der Nacht Neuschnee bis in tiefe Lagen gefallen ist. Gleich fröstelt mich noch mehr.
Nicht alle sind auf die Kälte so gut eingerichtet wie ich. Während mir nur noch die Handschuhe fehlen, sieht sich Sabine Schneider Hilfe suchend nach einem Verkaufsstand um, um sich eine lange Hose zu kaufen. Fehlanzeige, es bleibt bei ¾. Das kann ihre Freude auf den Lauf aber nicht trüben. Sie feiert nämlich ein seltenes Jubiläum: Salzburg wird ihr 100. Marathon.
Dem Anlass entsprechend hat sie heute die Startnummer 100. In nur drei Jahren hat die 42-jährige Sparkassenangestellte aus dem Westerwald es auf diese stolze Zahl geschafft. „Angestiftet“ hat sie Wolfgang Schwabe seinerzeit beim Bonn Marathon. Er ist ihr mit seinem „100 Marathon Club“-Shirt aufgefallen, sie hat ihn angesprochen und er hat ihr seine schier unglaubliche Geschichte erzählt.
Gleich danach kommt die erste Verpflegungsstelle. Es gibt Wasser, Powerade und Bananen. Wir kommen auf eine Verkehrsstraße und laufen nach einem kurzen Stück rechts in die Keltenallee, wo es prachtvolle Villen zu bestaunen gibt. Schließlich sind wir im Eichenwald (km 6) und laufen am Kneissl-Moor scharf rechts herum und später auf der Berchtesgadener Straße zurück Richtung Stadt.
Vor uns sehen wir die alles überragende Festung Hohensalzburg, das Wahrzeichen der Stadt Salzburg. Es ist die größte und am besten erhaltene Burganlage Europas. Mit dem Bau wurde 1077 begonnen und in der Folgezeit wurde sie ständig mit Türmen, Mauern und Schanzen erweitert und verstärkt. Das heutige Aussehen nahm die Festung im 15. Jahrhundert unter Erzbischof Leonhard von Keutschach an. Überall an den Burgmauern ist sein Wappenbild zu sehen: eine Rübe.
Schloss Leopoldskron wurde 1736 - 1744 erbaut. Nach 1848 wohnte der abgedankte Bayernkönig Ludwig I. hier, dann verwahrloste das Schloss. 1918 kaufte der geniale Regisseur Max Reinhardt das Schloß und erweckte es zu neuem Leben, in dem er es als Kulisse für einige seiner berühmten Festspielinszenierungen nutzte.
Wir verlassen den See jetzt und laufen rechts in den Zwieselweg, wo es sich am Waldrand in den schmucken Ein- und Zweifamilienhäusern sehr schön wohnen lässt.
Ein kurzes Stück laufen wir danach auf einer Verkehrsstraße, überqueren sie nach links an der gut gesicherten Kreuzung, wo sich eine lange Autoschlange gebildet hat. Die Fahrer warten geduldig, keiner hupt oder äußert auf andere Weise Missmut. Rechts haben wir immer noch die imposante Festung im Blickfeld.
Jetzt sind wir bereits wieder in der Stadt in der Maxglaner Hauptstraße und kommen zur nächsten Verpflegungsstelle (km 15). Dort spielen sie gerade meinen Lieblings-Österreicher: Hubert von Goisern. Ich habe ihn schon ein paar Mal live auf der Bühne gesehen und bin immer wieder begeistert von seiner Stimme und seiner Musikalität. Seine beste Zeit hatte er allerdings mit den Alpinkatzen und der genialen Sängerin Sabine Kapfinger.
Ich habe einen Riesen-Spass. Auf der Reichenhaller Straße laufen wir Richtung Altstadt. und auf dem nächsten Streckenabschnitt teilen wir uns die Straße mit den Autos. Das geht problemlos, weil die Ordnungskräfte das professionell händeln und sich die Autofahrer sehr diszipliniert verhalten.
Gleich kommt die Lehener Brücke, danach laufen wir rechts ein Stück dem Fluss entlang, kommen am Kongress-Zentrum vorbei und dann zum Mirabellplatz mit dem gleichnamigen Schloss, mit dessen Bau 1606 begonnen wurde.
Nach dem verheerenden Stadtbrand 1818 wurde es im klassizistischem Stil neu errichtet. Im Mirabellgarten gibt es viele Spaliergänge, und unter anderem auch den Zwergerlgarten mit Figuren aus der Zeit, als Haus- und Hofzwerge noch zum Gefolge der Herrscher gehörten. Die groteskten Gestalten sind also sozusagen die Vorfahren der einstmals bei den Deutschen so beliebten Gartenzwerge.
Nach der Griesgasse kommt die Münzgasse und der Herbert-von-Karajan-Platz mit der Pferdeschwemme (hier wurden früher die Pferde gewaschen). Vor uns sehen wir das Festspielhaus, dann kommt der Alte Markt und schließlich der Residenzplatz. Ich bin sprachlos, als ich die vielen begeisterten Menschen sehe, die den Läuferinnen und Läufern zujubeln - und das vor der eindrucksvollen, bereits geschilderten Kulisse. Wer hier ohne Gänsehaut durchkommt, hat ein ganz schön dickes Fell.
Rechts laufen die „Halben“ ins Ziel, links geht es für die Marathonis über die Zeitmatte und dann auf die zweite Runde. Die Temperaturen sind etwas angestiegen, so richtig frühlingshaft fühlt sich das aber noch nicht an. „Overdressed“ komme ich mir noch immer nicht vor.
Ruhiger wird es jetzt auf der Strecke. Drei Läufer sind hinter mir, vier sehe ich vor mir. Christine Schwanthaler ist die erste, die ich einhole. Sie kommt aus der Nähe von Waging und macht ihren ersten Marathon. Knapp 2:10 Stunden braucht sie für die erste Hälfte, nicht schlecht.
Als ich in die Hellbrunner Allee komme, sehe ich doch eine größere Anzahl Läuferinnen und Läufer vor mir. Unter ihnen erkenne ich auch Sabine, die Jubilarin. Viele Jogger und Walker sind jetzt unterwegs und ich beneide sie um die schöne Trainingsstrecke. Gleich nach dem Schloss Hellbrunn an der Verpflegungsstelle schließe ich zu Sabine und Reinhard Klinger auf. Reinhard ist ein ganz harter Hund. 71 Jahre ist er alt und finishte seinen letzten Ironman in 13:14 Stunden. Wieder genieße ich die herrlichen Ausblicke auf den Untersberg, die Festung und am Leopoldskroner Weiher auf das Schloss.
Ein paar Meter weiter gibt es die Zielverpflegung mit Bananen, Cola, Powerade und Wasser. Und dann der spannende Moment, Sabine kommt aus dem Marathon-Zelt und präsentiert strahlend ihren Rucksack. „Läufer sind ehrlich, die klauen nicht,“ sagte sie heute Morgen. Stimmt.
Flacher Rundkurs, zweimal zu durchlaufen. Mischung aus City- und Landschaftsmarathon, beide Abschnitte vom Feinsten.
Parkplätze in den umliegenden Parkhäusern, maximal 10 – 15 Minuten zu Fuß. Abgabe der Kleiderbeutel am Residenzplatz, Gepäck in der Jahnturnhalle. Dort sind auch Duschen.
Medaille, T-Shirt und Urkunde
Insgesamt 10 Verpflegungsstellen mit Bananen, Powerrade und Wasser
Ich möchte den Verantwortlichen ihren Melderekord nicht mies machen. Aber 2.000 Läuferinnen und Läufer, davon etwas mehr als 400 Marathonis, das ist dieser Veranstaltung nicht angemessen.