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Laufberichte

Castelló de la Plana Marathon (Spanien)

16.02.25 Special Event
 

Schon mal davon gehört? Den Marathon im spanischen Castelló de la Plana an der Costa del Azahar (Küste der Orangenblüten) gibt es schon seit 15 Jahren. Der Termin Mitte Februar bietet sich an für eine Reise in die Stadt am Meer. Da müssen wir hin.

Lufthansa bietet wieder einmal einen günstigen Flug an, sodass wir am Freitagnachmittag in den Süden nach Valencia abheben. Per Cercanias, einer Art S-Bahn, sind wir nach anderthalb Stunden im 60 Kilometer entfernten Castelló.

Die 171.000 Einwohner zählende Stadt ist keine Hochburg des internationalen Tourismus. Es gibt nur eine überschaubare Anzahl an Sehenswürdigkeiten. Vorteil für uns, dass dort Hotels und Restaurants noch sehr günstig sind. Etwas herausfordernd hingegen, dass man hier kaum Englisch spricht. Aber dank einiger Sprachkenntnisse unsererseits und mit Hilfe der Online-Übersetzer kommen wir auch in Lokalen mit der Speisekarte gut zurecht.

Castelló liegt in der Comunitat Valenciana, einer Region südlich von Katalonien. Das hier gesprochene Valencianisch ist denn auch eine Variante des Katalanischen, sodass viele Ortsnamen zweisprachig angegeben sind, in Spaniens offizieller Amtssprache Kastilisch und eben in Valencianisch. Das Bier nennt sich „cervesa“, wobei die Kneipe gegenüber dem Hotel als „birreria“ firmiert,  was  uns gar nicht spanisch, sondern italienisch vorkommt. Etwas verwirrend, aber wir sind hier ja nicht auf einer Sprachreise.

 

 

Am Samstag geht es für uns ans vier Kilometer entfernte Meer. Der Bus ist für Marathonis kostenlos. In einer ehemaligen Lagerhalle, in der auch ein Spielcasino untergebracht ist, gibt es die Startunterlagen. Zuvor konnte man auch kostenlos an einem Frühstückslauf teilnehmen. Im Preis von 75 €, der einen Monat vor dem Start gilt, sind ein schönes Laufshirt, ein Netz Mandarinen, Hühnerbrühe und ein schönes Veranstaltungsheft in spanischer Sprache enthalten. Eine kleine Marathonmesse gibt es auch.

Das Wetter ist schön und wir wollen einige Orte an der Costa del Azahar ansehen. Einen Leihwagen für einen Tag gibt es kurz entschlossen für 15€. Im Moment blühen die Mandelbäume in weiß und pink. Die Altstadt von Peníscola erwartet uns leider mit regenverhangenem Wetter. Auf der Burg, errichtet im Mittelalter von den Tempelrittern und ab 1415 Rückzugsort des Gegenpapstes Benedikt XIII, wurden viele Filme gedreht, darunter „El Cid“ oder „Game of Thrones“. Die Küste selbst ist der wichtigste Urlaubsort für Spanier. Ausländer sieht man erst seit Kurzem hier.

Auf dem Weg zurück versäumen wir es leider, den Meridian Parc zu besuchen, den Punkt, an dem der 0. Längengrad mit dem 40. Breitengrad zusammentrifft.

 

Marathontag

 

Start und Ziel liegen am und im Parc Rivalta, einem eleganten Stadtpark aus dem 19. Jahrhundert. Generell bewundere ich immer wieder die schönen und gepflegten Parks in Spanien. Der Start selbst liegt zwischen dem alten Bahnhofsgebäude, dem riesigen Gebäude des Kaufhauses „El Corte Inglés“ und der Arena. In dieser Ecke Spaniens gibt es noch Stierkämpfe und in der ganzen Stadt weisen Plakate auf die Festwoche „La Magdalena“ im März hin. Erinnert wird damit  an die Verlegung der Stadt vom Hügel der Magdalena an die fruchtbare Küste im Jahr 1251. Das Fest, welches tief in der lokalen Kultur verwurzelt ist, wird am dritten Samstag der Fastenzeit gefeiert und bietet Bewohnern wie Besuchern ein lebendiges und farbenfrohes Erlebnis mit Konzerten, Feuerwerken und eben auch Stierkämpfen.

Da der neue Bahnhof ein paar Straßen weiter unter die Erde verlegt wurde, den AVE-Hochgeschwindigkeitszügen schnellere Fahrt zu verschaffen, starten wir auf der neuen Straßenachse quasi auf der ehemaligen Zugstrecke. Um 9 Uhr beginnt der Wettbewerb über 10 Km. In Castelló verbesserte 2022 die Äthiopierin Yalemzerf Yehualaw den damaligen 10-km-Straßen-Weltrekord der Frauen auf 29:14. Also eine Rekordstrecke. Sponsor ist der lokale Wasserversorger FACSA, an dessen Brunnen wir am Morgen vorbeikamen. Es ist noch recht neblig, bei 11 Grad. Aber es soll sonnig bei 17 Grad werden, sodass die meisten Teilnehmenden sommerlich gekleidet sind.

 

 

Auf 9:17 Uhr ist unser Start angesetzt. Es gibt Startblöcke, deren Zutritt kontrolliert wird. Für mich eher uninteressant, da alles über 4 Stunden im letzten Block zusammengefasst wird. Und es geht pünktlich los. Die 1000 Startenden sind schnell auf der Strecke, denn aufgepasst: In Spanien zählt immer die Bruttozeit, weswegen die 4:15-Pacer zügig losrennen Jetzt verstehe ich auch, warum es beim Madrid Marathon letztes Jahr sechs offizielle Startschüsse gab, um gerechtere Bruttozeiten pro Block zu erreichen. Robert aus Belgien, einer der 4:15-Pacer, erzählt, dass er schon Veranstaltungen erlebt hat, bei denen alle Pacer im ersten Block stehen und man sich dann erst mal von hinten an sie heran kämpfen muss. Aber hier in Castelló sind wir alle in zwei Minuten auf der Strecke. Und die Altersklassenwertung nach Geburtstag verschafft mir noch mal einen Start in der Gruppe 55-59.

Die Strecke selbst ist sehr interessant: Es gibt zweieinhalb Runden in der Stadt samt Pendelstrecken, dann geht es ans Meer und, wieder zurück in der Stadt, dann noch mal auf eine größere Runde, Der Streckenplan sieht wild aus, es wird aber keinerlei Probleme geben. Für Orientierung sorgt zusätzlich eine grüne Marathonlinie.

Dafür warten viele Zuschauerinnen und Zuschauer auf uns und gefühlt alle 500 Meter eine Animationstruppe. Ich bin begeistert, anscheinend lebt die Stadt für diese Veranstaltung.

 

 

Castelló ist eher eine schmucklose Stadt: Meist rechtwinklige Straßen mit unterschiedlichen Häusertypen Seite an Seite. Also schmalste Altstadthäuschen mit einem oder zwei Stockwerken durchsetzt mit Wohnhochhäusern aus den 1960ern  und 1970ern. Für mich als Hobby-Stadtplaner gibt es da viel zu sehen und oft den Kopf zu schütteln.

Im Nebel erscheint ein hoher Turm. Der gehört zum Stadion Estadi SkyFi Castàlia
des CD Castellón. Spannend wäre jetzt das Neubaugebiet links von uns gewesen, so man was davon sehen würde. Dort gibt es auch eine Vielzahl von Einfamilienhäusern samt Pool. Ansonsten fällt auf, dass große Wohnblöcke in geschlossener Bebauung abrupt in Felder übergehen. So was wie eine lockere Bebauung am Stadtrand gibt es hier erst bei den ganz neuen Projekten.

Die Plaça de Maria Agustina, ein runder Platz mit schönen Bauwerken drumherum, fällt auf, da dort ein riesiger Baum steht. Und nebenan ein Animationsteam des Sponsors BP. Auf einigen Plätzen, so wie hier, werden heute Orangen verkauft. In der Farbe Orange gehalten sind auch die WC-Häuschen, die recht häufig an der Strecke stehen und damit nicht zu übersehen sind.

 

 

Viele traditionelle Gruppen mit Trommeln und Schalmeien spielen für uns auf. Tarotas und Tenoras werden die Blasinstrumente genannt.

Bei Kilometer fünf zeigt sich schon die Sonne und eine riesige Fitnesstruppe. Vier Kilometer durch die Stadt zurück. Hatte ich oben Runden gesagt? Diesmal ist es eine Parallelstraße. Also Abwechslung ohne Ende. Irgendwo mittendrin die Trennung von den 10ern. Wobei ich noch einige Nachzügler wahrgenommen habe. Kurz danach laufen wir dann parallel. Wir sind in Zielnähe, Dann wieder nach Norden, zurück in den Nebel.

Manche Streckenstücke sind richtig nett: Palmen auf dem Mittelstreifen der Avinguda dels Caputxins. Ich komme mit Alejandro in einem Laufhemd aus Sri Lanka ins Gespräch. Der arbeitete dort vor ein paar Tagen noch, im Auftrag einer Fliesenfabrik aus der Umgebung von Castelló,. Er ist etwas lädiert, ich eigentlich auch. Aber die aufkeimende Erkältung habe ich wohl zu Hause gelassen.

 

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Website Castelló de la Plana Marathon

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Spannend: Immer mal wieder neue Streckenteile gemixt mit bekannten Teilen. Und wieder bei den farbenfrohen Personen vorbei. „Castellón, eine Provinz gegen /'LGBTQI-Phobie im Sport“. Ein spannender Kontrast zu den Schalmeien-Truppen. In Castelló findet jeder seinen Platz. Eine große Trommelgruppe wartet vor der augenärztlichen Clinica Baviera, die auch Sponsor ist.

Es folgt eine 2,5 km lange Begegnungsstrecke: Da jagt der 3-Stunden-Pacer mit einem ganzen Pulk im Gefolge an mir vorbei. Dazwischen viel Luft und wenige Laufende, so wie ich. Zwei Herren in Schwarz-Rot-Gold, die mir entgegenkommen, erfahren erst von mir, dass ich sie für Deutsche gehalten habe. Es hat aber nichts mit unserer Fahne zu tun. Dann ruft jemand meinen Namen. Dieter aus Augsburg ist auch so ein Marathonreisender wie Judith und ich. Aber einer von der schnellen Sorte. Er kommt sogar ein Stück zurückgelaufen. Mensch, Dieter, lass dich nicht von mir ausbremsen. In 3:23:28 wird er heute schnellster Deutscher werden.

Die Blechbläser bringen uns mit fetziger Filmmusik richtig in Schwung. So sehr, dass ich der 4:15er- Truppe näher komme. Wäre ja gut, wenn ich schöne Bilder mit Läuferinnen und Läufern machen könnte, beispielsweise vor den Bergen im Hintergrund. Dort könnte man auch schöne Wanderungen unternehmen.

 

 

Kilometer 16, wir schwenken auf die Avinguda del mar. Schnurgerade vier Kilometer bis zum Mittelmeer. Im Mittelstreifen fährt die TRAM, ein Oberleitungsbus auf rotem Bodenbelag. Wir bleiben auf den Fahrspuren der Autos. Die Entgegenkommenden sind hier 12 Kilometer vor mir. In der Ferne sieht man die Häuser am Meer. Ich bin fast bei dem 4:15-Grüppchen und fasse den Entschluss, einen richtig schnellen Halbmarathon hinzulegen. Das wird mich am Ende wahrscheinlich umhauen, aber so schnell wie heute war ich letztmals in der Vor-Corona-Zeit.

Am Hafen eine kleine Schleife, damit wir am Leuchtturm vorbeikommen. Hier ist auch die Halle, in der es gestern die Startnummern gab. Wir sind in Grau des Castelló. Halbmarathon in 2:03 h. Judith feuert mich an, sie legt heute viele Kilometer gehend zurück.

Begegnungsstrecke, parallel zum Meer, das man leider auch bei einem Blick in die Querstraßen nicht sieht. Aber trotzdem: Links ein Pinienhain, der Parc del Pinar, wunderschön gepflegt, später ein Golfplatz. Rechts ein Erholungsheim des Militärs. Über uns ein Motorsegler. Im Silene Hotel sitzen die Gäste auf dem Balkon und sonnen sich. An der Wendestelle dann endlich der Blick aufs Meer: Goldener Sand, wunderbar. 10 Meter von uns entfernt wartet eine Cessna auf die Startfreigabe. Hier befindet sich der Aeroclub Castelló.

Zurück. Die 4:30-Gruppe liegt noch weit hinter mir. Ich bin immer hin und weg. Es ist so schön hier. An einem privaten Verpflegungsstand  bekomme ich Gummibärchen und Marshmallows.

Kilometer 26: Vier Kilometer schnurgerade. In der Ferne die Häuserfront der Stadt. Leicht bergauf? Verpflegungsstellen gibt es alle fünf Kilometer und dazwischen noch Wasserstellen. Die sind bei der Wärme nicht schlecht. Das Wasser wird in 0,3-Liter-Flaschen ausgehändigt, Iso in 0,5 -l-Flaschen das ist während des Laufens eher unpraktisch. Außerdem warten an jedem VP Bananen und Gel-Tütchen auf Abnehmer. Und immer die Frage: Welches Kind mache ich glücklich, wenn ich mir von ihm die Flasche anreichen lasse?

 

 

Kilometer 30, zurück in der Stadt. Die Kühle in den schattigen Straßenschluchten tut gut. Bis Km 34 noch mal bekanntes Terrain. Die AkteurInnen an den Animationspunkten sind noch voll bei der Sache. Unglaublich, wie lange die Zumba-Damen durchhalten. Ich bin nun doch erschöpft, was ja zu erwarten war. Da muss ich durch und wackle so dahin, Gehpausen sind nicht drin. Wir kommen in unbekannte Gefilde. Neubaugebiet, dann eine Straße mit alten herrschaftlichen Villen. Das Ganze gespickt mit einigen Höhenmetern. Ich höre zwei Herren Deutsch sprechen. Da kann ich noch überholen,

Die Carrer Major ist eine zentrale Achse, die hinter der Cocatedral de Santa Maria vorbei geht. Die ist von hier leider nichts zu sehen. Die Kirche wurde im Laufe der Jahrhunderte oft durch Brände und zuletzt im spanischen Bürgerkrieg zerstört. Der 58 m hohe Glockenturm El Fadrí ist das Wahrzeichen der Stadt. Die älteste der elf Glocken datiert von 1604. Es folgt nochmal der Platz mit dem riesigen Baum, andere Drehrichtung. Dann in der Parallelstraße wieder zurück, teilweise mit Pflasterplatten als Untergrund, die aber gut zu laufen sind.

Kilometer 41: Noch mal ein Schlenker: die Avinguda del Rey en Jaume ist quasi die grüne Innenstadtlunge mit vielen Cafés. Highlight: Das Postamt aus dem Jahr 1932. Es wurde im historisierenden spanischen Neomudéjarstil und valencianischen Jugendstil erbaut. Das Gebäude erinnert an eine mittelalterliche Burg und ist mit sechs kleinen Türmchen ausgestattet.

 

 

Vor uns ein großes Kreuz auf der Passier de Ribalta. Plaza de la Independencia, dann die letzten 195 Meter im Park. Wunderbar. Mit 4:28:10 (netto) komme ich ins Ziel, dummerweise noch von vier Herren in der gleichen Altersklasse überspurtet, mit denen ich mir auf den letzten Kilometern ein Rennen geliefert habe.

Wir erhalten je eine viereckige Medaille und ein Handtuch des Sponsors BP. Das ist mal eine gute Idee, um die übliche Wärmefolie und den Müll danach zu vermeiden. Wobei die Sonne heute genügend Wärme spendet. Es gibt Iso, Wasser und Bier von Estrella mit Alkohol. Und Pizza sowie Paella Valenciana mit Huhn. Wer will, kann die Massage- und Duschmöglichkeiten nutzen.

 

Fazit:

 

Auf jeden Fall eine empfehlenswerte Veranstaltung. Da passt alles. Es sind auffallend viele Zuschauerinnen und Zuschauer an der Strecke und bei den zahlreichen Animationspunkten. Die Strecke ist sehr abwechslungsreich und führt an den Sehenswürdigkeiten Castellós vorbei. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist sehr gut. Es handelt sich um einen schnellen Marathon; die statistische Mitte lag bei 3:36 h! Das Ziel ist fünfeinhalb Stunden geöffnet. Alle Informationen gibt es nur auf Spanisch/Valencianisch. Hotels sind sehr günstig. Restaurants und Cafés auch, wobei es meist keinen Preisaushang gibt.

In der Nähe befinden sich die Flughäfen Castelló, Valencia und Reus. Empfehlenswert ist auch der Besuch von Valencia, wo sich eine ganz andere Welt eröffnet. Auf einmal befindet man sich inmitten riesiger Touristenmassen, denn natürlich gibt es hier viel mehr zu sehen. Aber da könnte man ja auch zum Marathon im Dezember hinfahren.

 

 

 

 

 


 
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