Es soll mal wieder nicht zu weit sein und am besten noch im Oktober: Wie so häufig kommt bei der Suche genau ein Lauf heraus, diesmal der Bear Trail. Dieser Lauf ist der kleine Bruder des Grizzly100 am gleichen Tag und umfasst die Rennen mit 16, 25, 39, 58 und 83 km.
Nach wochenlanger Erkältung nehme ich mir trotzdem die 58 km vor, damit sich die Anreise auch wirklich lohnt. Von Düsseldorf sind es 130 km, direkt durch den Wurmfortsatz der Niederlande, Limburg, kurz nach Maastricht über die Grenze nach Belgien. Der Lauf selbst bleibt fast komplett innerhalb von Flandern, teilweise direkt an der Grenzlinie, für 4 km Kilometer geht es nach Limburg rüber.
Die Im Angebot stehenden Strecken sind recht unterschiedlich gebucht: 351 Läufer auf 100 k, 81 auf 83 km, 264 auf 58 km, 263 auf den drei Kurzstrecken. Sprich, die meisten wollen alles geben – zu den 100 km kommen noch einmal 2.400 Höhenmeter und der Abstecher in die Niederlande ist so verlängert, dass man auch kurz durch Deutschland kommt. Also ein echter Dreiländerlauf an der Wiege der Europäischen Union.
Die 58 km bieten 1.400 Höhenmeter, ohne zu steile Abschnitte, so dass man einen eher angenehmen Wald- und Wanderwegelauf vor sich hat. Man ist ja auch quasi ganz im Süden der Niederlande, da kann es schon erstaunen, dass man überhaupt auf die Höhenmeter kommt. Die Stöcke lasse ich gleich zuhause, was ok ist. Einige wenige haben sie dabei, aber mehr zur leichten Unterstützung als aus Notwendigkeit. Verpflegung gibt es bei Kilometern 11,22 und 43, man ist also ganz gut beraten, genug Wasser und Leckereien mit sich zu führen.
Die Buchung selber ist unproblematisch. Man kann modular auswählen, ob man eine Medaille, ein T-Shirt (sehr hübsch), einen Becher etc. buchen möchte. Für den Lauf mit Medaille (5 Euro) gebe ich in Summe 64 Euro aus, was noch im Rahmen ist. Der Veranstalter Bearsports hat übrigens noch jede Menge anderer Trailläufe in den Niederlanden im Angebot, die auf den ersten Blick tatsächlich einige der schönsten Landschaften der Region umfassen.
Los geht es Samstagmorgen um 8 mit der Abholung der Startnummer und um 9 mit dem Start. Also eher gemütliche Zeiten. Allerdings sind die Parkplätze direkt am Sportplatz bereits durch die um 5 Uhr startenden Langstreckenläufer belegt, so dass man entlang der Hauptstraße parkt. Das ist etwa 1 km zu gehen, sprich vor dem Lauf habe ich schon 3 km hinter mir und bin ganz froh, eine Stunde früher angereist zu sein.
Das wichtigste ist mal wieder das Wetter. Während es die gesamte Woche sehr kalt und auch etwas regnerisch war, fängt der Tag bei 13 Grad an und geht mittags auf 22 Grad hoch, bei blauem Himmel. Ein wirklich herrlicher Tag für ein paar intensive Stunden in der Natur. Die Wege sind teilweise noch etwas matschig, auch gleich am Sportplatz, den man zunächst einmal umrunden muss, aber man bekommt eigentlich nie nasse Füße.
Die Strecke würde ich insgesamt als angenehm aber auch abwechslungsreich beschreiben. Mal durch den Wald, dann lange Wege am Waldrand mit Aussicht, dann wieder über eine Wiese. Die Höhenmeter merkt man über die Zeit dann doch und es sind auch zwei, drei etwas steilere Stücke dabei. Die Landschaft erinnert manchmal an das Weserbergland und ist nicht mit den deutlich steileren und von engeren Tälern zerfurchten Ardennen im Süden Belgiens zu vergleichen. Wenn man einen Traillauf dadurch definiert, dass man Stöcke braucht, dann ist das hier eher ein Landschaftslauf mit Höhenmetern. Im Grunde aber von Ort und Strecke her einer, auf dem man auch einmal gut die 100 km wagen kann, wenn man das möchte.
Am Anfang der Strecke ist man recht viel im Wald und auf Single Trails unterwegs. Dadurch ist es noch recht voll, aber nie unangenehm. Ab und zu kommen Wanderer oder Fahrradfahrer, was aber eher nett ist. Zumindest Erstere feuern einen ja auch meist etwas an. Die Strecke ist hervorragend ausgezeichnet, nur einmal verlauf ich mich um ein paar Meter, als ich mich darauf konzentriere, eine größere Gruppe von Ausflüglern zu umlaufen und die unerwartete Abzweigung nicht mitbekomme. An derselben Stelle sind andere allerdings noch viel weiter einfach geradeaus gelaufen, wie sich später herausstellt.
Es ist eigentlich überall schön, die kleinen Orte, die auf der Strecke liegen, umlaufen wir oder berühren sie nur leicht. Einmal geht es mitten über eine Kuhweide. Die Tiere sind aber äußerst ruhig, trotz der vielen Besucher an diesem Tag. Verpflegung bei 11 und 22 passt. Nichts Besonderes, aber alles, was man braucht. Die Strecke zwischen 22 und 43 wird dann aber aufgrund der Temperatur recht lang. Man sieht dann auch nicht mehr ganz so viele Läufer, da sich das Feld auseinandergezogen hat, aber einigen, wie auch mir, ist dann auf die letzten Kilometer doch das Wasser ausgegangen. Man hätte natürlich mehr einpacken können, wobei die 2x0,4 l eigentlich eine typische Ausstattung sind. Eine spontane Extrastation, etwa bei einem der Sicherungsposten bei den Straßenüberquerungen nur mit ein paar Kanistern Wasser wäre toll gewesen. Ging aber auch so.
Die Grenze zwischen Belgien und den Niederlanden kann man übrigens nur an den Grenzsteinen erkennen, die alle das Jahr 1843 tragen, was wohl das Jahr war, als nach der Unabhängigkeit Belgiens die Grenzlinie abschließend festgelegt wurde. So richtige Highlights gibt es an der Strecke nicht, das Schloss Beusdael (mit nettem Fotorahmen am Weg) fällt hier vielleicht am meisten auf.
Was den Untergrund angeht, muss man vor allem auf die vielen losen Steine aufpassen. Da kann man schon einmal umknicken, wenn man sie falsch erwischt. Auf den letzten paar Kilometern gab es da einen ganz besonderen Hohlweg, der mit Steinen verfüllt war. Kann man laufen, muss man aber nicht. Und als man das gerade hinter sich hat merkt man, dass das mit den Steinen durchaus Absicht war, denn der zweite Teil des Hohlwegs ist (noch) nicht verfüllt und man ist in extrem schweren Schlamm unterwegs, so dass es einem fast die Schuhe auszieht.
Ab und zu trifft man auch auf wirklich schnelle Läufer. Das sind einmal die 38-km-Athleten, die eine Stunde später gestartet sind, und dann auch die Langläufer, die nach ihrem Deutschlandausflug die letzten 20 km wieder mit uns gemeinsam laufen. Ich finde das immer ganz schon, wenn die verschiedenen Gruppen eines Laufes immer mal wieder gemischt werden. Auch wenn man dann ständig überholt wird.
Vermutlich ist dies mein letzter berichtenswerter Lauf in diesem Jahr. Insgesamt waren es acht, wovon ich den Lindwurm (bei Köln, März – echt spannend, da teilweise abseits befestigter Wege) und den Haute Ardenne Ultra Trail (Trois Ponts, Belgien, Juni – einfach toll organisiert und beste Stimmung) besonders empfehlen kann.
Empfehlen möchte ich ausnahmsweise meinen neuen Lieblingsschuh, der mich nach einigen auch sehr guten Paaren von Hoka absolut überzeugen konnte: S/LAB Genesis. Sehr anständige Dämpfung, bei der man den Boden aber noch etwas „fühlen“ kann, hervorragendes Profil, auch für schlammige Strecken, leicht und schnell trocknend, gut funktionierendes Salomon Schnürsystem und als Schmankerl kurze Gamaschen, die Dreck und kleine Steine draußen halten. Leider nicht so oft im Sonderangebot, aber wenn ich daran denke, wie viel Geld ich übers Jahr alleine für Gels (gut verpackter Zucker) ausgebe, ist es die Investition allemal wert.