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Laufberichte

„We shall overcome“

09.04.06

Hier meine Eindrücke und Erlebnisse vom Radfahren, Saunieren und natürlich auch Laufen bei dem 2. Obermain-Marathon am 9. April 2006 in und um Bad Staffelstein herum:

 

Ich reiste mit meinem Rennrad und einem voll gepackten Rucksack (Schlafsack, Luftmatraze)von Poxdorf über Bamberg und Breitengüsbach (60 km in 2,5 h) an. Der erste Eindruck bei der Einfahrt in Bad Staffelstein: Der Marathon war deutlich signalisiert, überall Plakate und Anfahrtshinweise zur  Startnummernausgabe,  zum  Ziel an der Obermain-Therme und zum Start am Rathaus.

 

Adam Riese,  der  große deutscher Rechenlehrer,  ist ein Sohn dieses schmucken Städtchens. So gibt es hier nicht nur eine Adam-Riese-Apotheke sondern auch eine Adam-Riese-Halle. Wahrlich ein riesiger Bau und bestens geeignet für die Laufartikelverkaufsmesse, die Startnummernausgabe und die gastronomische Versorgung. Auch der Transponder  für die Zeitnahme durch die Firma „Start und Stopp“ ist mit 5 x 5 cm riesig. Die Pfandgebühr von 5,--€ bekommt  Frau und Mann nach dem Zieleinlauf zurück erstattet.

 

Gefreut habe ich mich über die tolle Qualität von dem Klimatex-Lauf-Shirt in einem wunderschönem Orange. Ich habe zwar so um die 100 T-Shirts in meinem Laufschrank, aber das von marathon4you.de mit meinem Namenszug auf der Brust und das vom 2. Obermain-Marathon werden in den nächsten Jahren, wenn ich nicht gerade als Brocken-Hexerich „Bodo“ laufenderweise unterwegs bin, so manche schöne Gegend in Deutschland und Europa sehen.

 

Aber wieder zurück zu Bad Staffelstein und seiner wunderschönen Landschaft, die nicht zu unrecht auch als der Gottesacker des Frankenlandes bezeichnet wird: In der Basilika „Vierzehnheiligen“ wurde am Samstagnachmittag extra für die Läufer und Nordic Walker ein ökomenischer Gottesdienst gehalten. Der äußerst rührige Veranstalter Karl-Heinz Drossel vom TSV Bad Staffelstein mit seiner großen Helferschar hatte wirklich an alles gedacht: so standen Vereins- und auch Privatfahrzeuge um 16.45 Uhr vor der Adam-Riese-Halle bereit, um uns  kostenlos nach „Vierzehnheiligen“ und zurück zu bringen.

 

Das herausragende Ereignis war dort das Erwachen der Königin der Instrumente, der gewaltigen Kirchenorgel. Immer vor dem Palmsonntag zu Ostern wird hier die Orgelsaison eröffnet und welches große Glück hatten doch die über 100 Läufer mit ihren Angehörigen, dass sie bei prächtigem Sonnenschein, der durch die großen Kirchenfenster leuchtete, das erleben konnten. Werke von Johann Sebastian Bach aber auch wunderbare Tocata-Klänge aus dem frühbürgerlichen Frankreich – es war einfach gewaltig, wie der Solist an diesem Instrument wahrlich alle Register seines Könnens zog. In einem Stück spürte man förmlich, wie das dumpfe Wintergrollen durch das lustige Frühlingsgezwitscher immer mehr verdrängt wurde.

 

Noch etwas hat mich dort sehr berührt: Zu Anfang haben wir alle das wunderschöne und so optimistische amerikanische Volkslied mit afrikanischen Ursprung „We shall overcome“ gesungen: „Eines Tages wird das Gute siegen. Ja,  mit all meiner Kraft glaub ich daran: eines Tags wird Friede sein…“


Abends ließ ich es mir dann nicht mehr nehmen, die freie Eintrittkarte für alle Läufer in die Obermain-Therme noch auszuprobieren. 2 Eis-Salz-Aufgüsse habe ich richtig genießen können. Wahrscheinlich ist das nichts für jedermann, aber Uli Etzrodt ist schließlich nicht jedermann! Außerdem, wer gut und tief auf einem Matrazen-Lager in der Peter-J.-Moll-Halle unmittelbar neben der Adam-Riese-Halle schlafen will, der kann so eine Thermal-Bad-Sauna abends sehr gut gebrauchen!

 

Aber jetzt zu meinen ganz persönlichen Erlebnissen bei dem Lauf. Ich bin mit 4:29:04 eine neue persönliche Bestzeit seit mehr als 10 Jahren gelaufen. Und das bei insgesamt 691 Höhenmetern. Noch lange werde ich mich daran erinnern, dass ich dank einer guten Vorbereitung verbunden mit einer gehörigen Gewichtsreduzierung- (so um die 15 kg in einem Jahr), diesmal so richtig gut unterwegs war.

 

Mein Laufkamerad Rafael war auch wieder bei mir und so lieferten wir uns einen beherzten Fight, den ich knapp mit 4,5 Minuten Vorsprung bis in´s Ziel für mich entscheiden konnte. Mein Internet-Coach Hans Sütterlin lief zeitgleich mit uns in Zürich. In der Zentralschweiz war das Wetter mit Kälte und Dauerregen weitaus schlechter als hier. Hans kam dort nach 4:37 mit schmerzenden rechten Knie an. Ich hatte den Vergleich unter uns dreien gewonnen und lüge nicht wenn ich sage, dass ich mir das so auch fest vorgenommen hatte.

 

Der 2. Obermain-Marathon war somit auch eine gelungene Generalprobe vor der Harzquerung (51 km) und dem GutsMuts-Rennsteiglauf – dort natürlich auch die Große Strecke über knapp 73 km.

 

Alles lief gut: 5:30 Minuten/Kilometer auf den ersten 4 Kilometern. Der Waldweg rauf nach Kloster Banz hat mich an der einen steilen Serpentine etwas an den Aufstieg nach Wengen zum Jungfrau-Marathon erinnert, aber wirklich nur an der einen Serpentine.

 

Schneller Bergablauf in das Frühlings erwachende Maintal, offene Kirchtore an der Basilika Vierzehnheiligen. Vorbei an dem Brauereitrunk, nein an der Klosterbrauerei der Familie Trunk. Flach, aber mit etwas Gegenwind weiter zum sagenumwobenen fränkischen Hauptberg: dem Staffelberg.

 

Riesenpanorama. Jetzt Rückenwind. Lützows wilde Jagd. Sigrid Eichner begrüßt und schnell weiter. Bergab, immer tiefer und schnell ins Tal.

Wieder vorbei an den gut gestellten  Kilometermarkierungen. Wann gab es das schon in den letzten Jahren bei mir, dass ich bei Kilometer 25 immer noch um die 6 Minute/Kilometer laufen kann. Rausch, tiefe Glücksgefühle.

Bunt geschmückte Osterbrunnen,  Helfer allerorts. Verpflegung und Getränke bestens. Neben Wasser und Tee auch Cola und Apfelschorle. Äpfel, Bananen und Nussriegel. Läuferherz, was willst du mehr?


Bei km 37 kam dann erst jemand mit so einem ganz kleinen Hämmerchen. Wirklich nur ein kurzes Aufbäumen und weiter geht die Post. Viel Wasser, viele Angler. Wir wollten uns auch was angeln. Nämlich die Medaille und den gefüllten Bierkrug im Ziel.

 

Oh weh,  jetzt links oder rechts im Kurpark kurz vor dem Ziel lang? Ach ja: links. Im letzten Moment: Einlauf in das Stadion. Ehrenrunde. Puls 162 Schläge / Minute. Bei den hübschen Mädchen in den silberblauen Kostümen Puls 166. Endspurt. 4:29:04.

 

Glückliche Augen,  wohin ich schaue. Sicherlich meine besonders. Platz 22 in der Altersklasse. Noch bei keinem meiner über 250 Marathonläufe (und länger) habe ich so eine tiefe Genugtuung über das aufgegangene Trainings- u. zugleich Abspeckkonzept in mir gespürt. Noch lange wird das schöne Lauf-Wochenende in Bad Staffelstein in mir nachklingen.

 

Liebe Kreislauf-Ärztin in der Reichsbahn-Betriebspoliklinik Berlin-Schöneweide:

 

Danke für das Rezept aus dem Jahr 1983! Sport ist doch die beste Medizin!

 

Informationen: Obermain-Marathon
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