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Laufberichte

Fotoshooting in der Heimatstadt

 

Nächste große Labe beiderseits der Strecke an der Rückseite der Oberbank-Zentrale.
Cola nehme ich mir dann, wenn ich nach weiteren 21km wieder hier vorbei komme. Ich schnappe mir ein Flasche Römerquelle, ich habe ein Beutelchen PowerGel runterzuspülen.

Dann geht’s leicht bergauf in den Graben, vorbei am Pfarrplatz. Medaillendekorierte Viertelmarathonis applaudieren, die schnelleren Halbmarathonis sind schon in der Ziellabe, 1h50 sind seit dem Start vergangen.

Km19, dann Hessenplatz, vor dem Park-Inn wieder Live-Musik, die Humboldtstraße runter. Rechts in die Goethestraße, 300m, rechts in die Landstraße und ich bin auf der  Zielgeraden, die aber nicht ganz gerade verläuft. Noch 1.000m, die letzten paar 100m laufen wir zwischen Straßenbahnschienen auf Kopfsteinpflaster.

Über mir höre ich einen Hubschrauber, der schnellste Läufer kann nicht mehr weit sein. Die Zuseher drängen sich an den Absperrungen, keiner will die schwarzen Gazellen versäumen. Aber erst einmal komme ich!

Das Ziel saugt mich an. Bevor ich dem Sog nachgebe, deutet mir ein Herr in gelb links abzubiegen. Ich laufe direkt in die zweite Staffelwechselzone, Karl steht da und wartet auf seinen Sohn. Im nahen Landhaus, einem ehemaligen Minoritenkloster, ist Sitz der oberösterreichischen Landesregierung. Das Kloster wurde 1785 von Kaiser Joseph II. (erstgeborener Sohn von Maria Theresia) aufgehoben.

Nach 2h04:57 löse ich beim Halbmarathon in der Herrenstraße die Zwischenzeit aus. Das ist schnell genug, um vom späteren Sieger nicht überrundet zu werden. Vorbei an der Konditorei Jindrak, hier haben unsere fränkischen Gäste gestern die Original Linzer Torte verkostet und für gut befunden. Rechts nun der neugotischen Mariendom, mit einem Fassungsvermögen von 20.000 Menschen ist der Dom die größte Kirche Österreichs. Alle angemeldeten Läufer -  19.535 an der Zahl – würden darin Platz finden.

Ein Anwohner will auf rechtlichem Wege dem Geläute der 9 Glocken den Garaus machen. Wie hat der nur eine 130m lange und 134,8m hohe Kirche übersehen können als er sich hier eine Wohnung gekauft hat?

Ein Quad mit Kameramann braust an mir vorbei. Dieses Quad ist wohl dem schnellsten Läufer voraus gefahren, der ist nun im Ziel. Karl überholt mich, nun am Weg zu seiner Tochter. So frische Beine wie er hätte ich jetzt auch gerne. Vorbei am Volksgarten, an dem das Neue Musiktheater steht. Vor zwei Jahren eröffnet, wird es vom Publikum bestens angenommen. Unlängst gab man den „Ring des Nibelungen“, alle vier Teile. „Rheingold“ habe ich mir zu Gemüte geführt, für die anderen drei Teile fehlt mir das nötige Sitzfleisch.

Es geht unter der Eisenbahn durch und ich freue mich auf km23. Bei dieser Labe treffe ich auch heuer „alte“ Bekannte, Sportler und Sportlerinnen vom ASKÖ. Es geht ihnen gut, mir weniger. Wasser und ein Schluck Powerade für mich. Auf der anderen Straßenseite ist das Quad geparkt.

Von der Wiener Straße geht es rechts in die Unionstraße, Gegenverkehrsbereich. Susanne kommt mir entgegen, die bisher einzige Österreicherin mit über 100 Marathons. Netto, wie sich Dirk auszudrücken pflegt. Das heißt: zusätzlich ist sie einige sehr beachtenswerte Ultras gelaufen. Bei km24 überholt mich der 4h15-Schrittmacher, das war abzusehen. Meine Beinmuskulatur ist knapp vor dem Verkrampfen.

Das km26 Schild dann wieder auf der Wiener Straße, Stärkung noch vor km27 beim ÖAMTC. Weiter durch den Wasserwald. Wir Läufer sind unter uns, Zuseher so gut wie gar keine. Bei km30 ein paar Schrebergartler. Sie warten wohl auf Pumuckl, den habe ich hier schön öfters einen Zwischenstopp einlegen sehen. Vogelgezwitscher ist zu hören. Echtes, keines vom iPod!

Im Stadtteil Kleinmünchen, km31, genießen die Sportler vom ASKÖ die Mittagssonne, ich hingegen greife beim Cola zu. Ein junger Helfer findet es cool, dass ich Fotos mache unterwegs. Mittlerweile bremst mich das Knipsen kaum, ich habe erkennbar an Tempo verloren.

Musik-Powerzone am Ende des Wasserwalds. Das nächste Musikstück beginnt mit einem Zitat aus „Pulp Fiction“. In besagter Szene wird zu Beginn des Films ein Diner ausgeraubt. Das Zitat ist nicht jugendfrei.

Raus aus dem Wasserwald, die Dame im Erdgeschoßfenster erkennt mich. Wir sehen uns heute bereits das vierte Jahr in Folge. Leider ist sie abgelenkt, denn sie hat das Handy am Ohr. Sie winkt mir aber zu.

In der Schumannstraße gibt es keinen Schatten, hier weht scheinbar immer der Wind.  Die Kühlung tut mir gut, die paar Höhenmeter nicht so sehr. Vorbei an einem Nachtclub, den gibt es auch schon lange.

Ein junges Mädchen, vielleicht 15 Jahre, läuft nun links von mir. Sie macht nicht mehr den allerfrischesten Eindruck. Ich muntere sie auf: „Ah, du bist ja bald im Ziel!“ An ihrer gelben Startnummer ist sie als Staffelläuferin erkennbar. „Du Armer musst noch weiter, du tust mir leid!“, tröstet sie mich. Halb so wild, ich hab’ es ja nicht anders gewollt.

Km 35,3, der letzte Staffelwechsel. Kurz darauf die erste Labestelle, an der ich heute bereits einmal war. Gut, dass ich mit der Situation hier vertraut bin. Kaum Zuseherunterstützung,  laufen ist auch Kopfsache. Aus meinem Kopfkino reißen mich wenig später Günthers Mädels, schön sie wieder zu sehen.

Die Muskelprobleme sind spätestens morgen vergessen, übrig bleibt ein weiterer gefinishter Marathon mit für mich denkbar geringem logistischem Aufwand. Aus einem mobilen Verstärker ertönt „Billie Jean“, super Drumline, besonders das Intro.  Über 100 Mio Käufer hat Michael Jacksons Album „Thriller“ gefunden, natürlich auf Vinyl.  Ich bin einer davon.

Km38, ich kann wieder durchlaufen, jedoch ist das Tempo bescheiden. Bei der letzten Labe nehme ich eine Flasche Römerquelle mit auf die restlichen 3km. Ich versuche frisch auszusehen, hier wird wieder offiziell fotografiert.

Am Ausgang der Ziellabe vorbei schöpfe ich etwas Applaus ab, Sonja und Jürgen sind nach ihren Halbmarathons längst geduscht und stadtfein. Wir sehen uns später. Ich komme abermals beim eingangs erwähnten Museum „Nordico“ vorbei. Jetzt geht es ganz leicht bergab. Erstaunlich, wie feinfühlig man werden kann. Rechts in die Goethestraße, da treffe ich auf Heinrich, einer jener zehn, die alle bisherigen 14 Linz-Marathons gelaufen sind.

Km41 und rechts in die Zielgerade, nun auch für die Marathonis. Viele Zuseher sind nicht mehr da. Die, die da sind, meinen es aber gut mit mir und applaudieren. Das Ziel ist nahe, Taubenmarkt, durch die Schmidtorgasse, endlich der Hauptplatz. Mein Fanklub jubelt mir von der Tribüne aus zu, das ist mir heute einen kleinen Umweg wert. Ein Foto, dann laufe ich zum 13. Mal in Linz über die Ziellinie, zum 7. Mal nach einem Marathon.

Ich kann mir aussuchen, wer mir die Finisher-Medaille überreicht, denn die vielen Medaillenüberreicher haben gerade nicht so arg viel zu tun. Für die Marathonis ist die Medaille aus Gold, die anderen haben sie in silber erhalten.

Hinterher bekomme ich noch ein Finisher-Shirt in King-Size, heuer mit neuem Design. Einen Schluck Bier vertrage ich jetzt auch. Bei herrlichem Sonnenschein radeln wir nach Hause. Dort befindet sich meine Ziellabe, die Evi und ich gemeinsam mit den erfolgreichen Halbmarathonis aus dem Frankenland genießen.

Wir sehen uns wieder am 3. April 2016!

 

Marathonsieger

 

Männer
1. Antony Maritiem (KEN)  2h 09min 39sec 
2. Alfred Kering (KEN)  2h 11min 55sec 
3. Abraham Bekele (ETH)  2h 13min 02sec 
9. Edwin Kemboi  (AUT)   2h 21min 03sec   österr. Staatsmeister  

Frauen

1. Sarah Jebet (KEN)  2h 32min 52sec 
2. Irene Chepkirui (KEN)  2h 35min 30sec 
3. Karin Freitag (AUT)  2h 42min 32sec  österr. Staatsmeisterin  
 

1009 Finisher

12
 
 

Informationen: Oberbank Linz Donau Marathon
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