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Laufberichte

Schöne Hitze

18.06.06
Autor: Marco Born

Prost, Karamalz

 

Ein Hotel im schönen Koblenz, direkt am Deutschen Eck, dem Zusammenfluss von Rhein und Mosel. Der Wecker klingelt, es ist Sonntagmorgen, 05.00 Uhr. Ich frage mich: habe ich eigentlich noch alle Sinne beisammen, am heiligen Sonntag so früh aufzustehen? Aber ich kenne das Prozedere und weiß: es wird sich lohnen, so früh aufzustehen. Die Strecke kenne ich ja schon aus 2005.  

 

Eine frische Dusche und ab gehts zum Frühstück. Im Frühstücksraum trifft man alle möglichen Typen mit den wildesten Lauftreffnamen und natürlich auch die übliche Trophäenparade: Köln-Marathon 2005, Marathon Deutsche Weinstrasse 2006 (guten Morgen; ich war auch dabei), Frankfurt, München, etc... Und natürlich die üblichen Gespräche: weißt du noch, letztes Jahr...diese Affenhitze..., der Einlauf in Frankfurt in die Messehalle war wunderschön...

 

Ich bin um die Zeit noch nicht wirklich wach, halte mich vornehm zurück und schlürfe meinen Kaffee und den Orangensaft. Dazu gibts ein Wurst/Käsebrötchen, das muss reichen. Ich gehe wieder aufs Zimmer, erledige noch Dinge, die man im Hotel besser erledigen kann als in den Dixie-Häuschen an der Strecke, packe meine Laufutensilien, verabschiede mich von meiner besseren Hälfte, die mich nachher im Ziel erwarten wird und düse los Richtung Bahnhof.

 

Der Zug fährt um 06.30 Uhr und bringt die Läufer und Skater zum Marathonstart nach Oberwesel. Kurz vor 07.00 Uhr sind wir da, ich habe also noch 1 1/2 Stunden Zeit bis zum Start. Es herrschen angenehme Temperaturen, schätzungsweise 19 Grad. Ganz gemütlich schreite ich erstmal alles ab, beobachte Leute, viele ziehen sich schon jetzt um, tauchen sich in Sonnencreme, denn es werden wohl wieder 30 Grad herrschen, und laufen die ersten Meter, aber ich alter Hase gehe die Sache gaaaanz gelassen an. Hektik? Nervosität? Völlig fehl am Platz! Um 07.30 Uhr fällt dann der Startschuss für den Inlinemarathon.

 

Ich stehe direkt an der Startlinie und kann es kaum fassen, dass sich bei diesem Gedränge niemand verletzt. Dagegen ist der Marathonstart wirklich ein Kindergeburtstag.

 

Einer der Wehrtürme steht zum Verkauf, lese ich gerade. Mich würde interessieren, wer so was kaufen soll? Man hat sicher einen hervorragenden Ausblick auf den Startbereich, aber sonst?

 

Nun gut, jetzt wird’s auch für mich ernst, ich ziehe selbstverständlich mein neues SVH-Teamshirt an, laufe mich warm (wäre bei nunmehr 22 Grad nicht wirklich notwendig gewesen..) und dehne mich wie es sich gehört... Punkt 08.30 Uhr geht’s los. Der Start wurde, man hat wohl aus 2005 gelernt, um eine halbe Stunde vorverlegt, damit der Durchschnittsläufer, der nun gegen 12.30 Uhr im Ziel erwartet wird, nicht so lange in der Hitze laufen muss. Schatten wird auch dieses Jahr wieder Mangelware sein.

 

Ruckzuck sind die ersten 1.000 Meter geschafft, ich halte kurz an und wage einen sehnsüchtigen Blick zurück... Das war’s dann wieder, Oberwesel, jetzt kann’s richtig losgehen. Nach rund 5 Kilometern passieren wir auch schon die Loreley, die aber wohl heute im Freibad zu sein scheint. Zu sehen ist sie jedenfalls nicht, dafür kommt kurze Zeit darauf aber das optische Signal, dass es nun richtig losgehen soll. Die Geschwindigkeitsbegrenzung ist aufgehoben.

 

Für mich ist das das Signal, mal wieder auf die Uhr zu schauen. Ich liege  knapp unter den angestrebten 5:40 min/km und fühle mich sehr gut. Auch die nun folgenden, eher einsamen Streckenabschnitte, wo man höchstens alle 2-3 Kilometer auf einen Zuschauer unter einem Sonnenschirm trifft, ändern an meinem Wohlbefinden nichts.

 

Die Halbmarathonmarke ist mein erstes Zwischenziel. In Boppard will ich mit 1:55:00 h einlaufen, und es wird nahezu eine Punktlandung. Im Gegensatz zum letzten Jahr sind die Boppardianer wohl aber noch zu müde, um sich um diese Zeit schon aus den Betten zu schälen. Ein paar vereinzelte Zuschauer lassen sich zwar blicken, aber das bisschen Stimmung kommt  wohl hauptsächlich von den Angehörigen der Halbmarathonis, die hier um 09.00 Uhr gestartet sind. Unter anderem sind auch Angelika und Enrico Hüneborg für unseren Verein am Start und haben sich prächtig geschlagen!! Besonders Enrico gilt unter dem Aspekt, dass er sich beim SVH Hallenfussballturnier den Knöchel gebrochen hatte, die höchste Anerkennung.

 

Ich hoffe also auf die nächsten Ortschaften, denn nun kommen noch Abschnitte, die kurz vom Rhein wegführen und das Ganze so richtig einsam machen. Gute Stimmung kommt dann erst wieder in Rhens auf; ein großes Lob den dortigen Zuschauern und den Organisatoren! Die Idee mit dem Lauf durch das Tor in der alten Stadtmauer ist wirklich sehr schön.

 

Mit dem Abschnitt wird dann allerdings auch das Lustigsein beendet. Man ist nun bei km 30, und es geht auf die Mittagszeit und die entsprechenden Temperaturen auf die 30 Grad zu. Die Anzahl der "Spaziergänger" nimmt nun rapide zu, denn jetzt werden die allerletzten Körner benötigt. Mein angestrebtes Ziel 5:40min/km werde ich wohl auch nur sehr schwer halten können, aber das macht gar nichts. Bei km 35 lockt dann die Brauerei Königsteiner zu einer kurzen Verschnaufpause, aber da ich eh nicht weiß wie das schmeckt, zog ich das gute Mineralwasser vor, mache mich vom Acker und sehe endlich das lang ersehnte Schild: Koblenz

 

Leider bin ich aber erst bei Kilometer 37, der letzte Abschnitt durch Koblenz zieht sich nochmal etwas, und so ist es noch einmal eine rechte Tortour, bis man den Zielschlauch vor Augen hat und endlich, selbst nach 4 Stunden 5 Minuten und 50 Sekunden unter tosendem Beifall, ins Ziel am Deutschen Eck einläuft.

 

Ein langer Arbeitstag ist fast beendet. Für die Erstversorgung reicht mir Anja ein gutes Karamalz, und um meinen Kreislauf wieder in Schwung zu bringen, werde ich mit einem kalten Wasserschwamm versorgt. Meine Muskulatur wird mit Massage, welche der Veranstalter für die Marathonläufer kostenlos anbietet, wieder halbwegs in Schwung gebracht.

 

Was will man mehr?? Ach ja: eine Dusche natürlich!!! Die ist auch für die Fahrerin wichtig, denn ein frisch geduschter Marathonläufer ist auf der Heimfahrt doch ein angenehmerer Beifahrer, als einer, dessen Deodorant schon seit Stunden nicht mehr wirkt. Meine Medaille hängt mittlerweile neben den anderen, das Finishershirt ist bereits frisch gewaschen.

 

Informationen: Mittelrhein-Marathon
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