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Laufberichte

Poetische Reise

06.06.09
Autor: Joe Kelbel

Doch, wie gesagt, dieses Jahr ist es anders. Der Mittelrhein-Marathon ist erstmalig ein Dämmermarathon, eine Anreise, wenn auch schwierig, am selben Tag möglich. Insgesamt sind über 8500 Teilnehmer bei allen Wettkämpfen angetreten. Geblieben ist eine 42km lange Reise durch die Geschichte mit Rheinromantik pur. Neu ist ein finaler 195 Meter langer Fackellauf bis zur Reiterstatue des Kaiser Wilhelm am Deutschen Eck, wo Mosel und Rhein sich umarmen.

Vom Bahnhof Oberwesel bis zum Start sind es knapp 1 Km. Spätestens an der Bahnschranke  trifft man Bekannte und Freunde. 

„Wasserfülle, Landesgröße, heitrer Himmel, frohe Bahn!“ Pünktlich geht es los!

Schon 16 Minuten nach dem Start erreichen wir die große Ampel, die unromantisch die Einfahr zur Flußenge bei der Loreley ankündigt. Es ist die  große Radaranlage bei km 5, die die Enge an der Loreley überwacht. Sie unterstreicht, wie gefährlich immer noch die Felsen  hier sind. 2003 kenterte hier ein Fahrgastschiff, ironischerweise die MS Loreley. 41 Personen wurden verletzt.

Es ist angenehmes Abendwetter, als wir den großen Rheinbogen, um den  Loreleyfelsen laufen.

„Ich weiß nicht was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.“

Wir kommen durch St. Goar. Über uns die Burgen  Katz (1360) und Maus (1353), sowie die imposante Festung von Burg Rheinfels ( 1245). Es wird sehr kühl, ideal für neue Bestzeiten. Km 15: die Burgen der „Zwei feindlichen Brüder“: Burg Sterrenberg/(1036) und Burg Liebenstein(1200).

„Zwei Brüder zieh'n zum wilden Streit
Mit Schwert und Schild heran.
Der Aeltre kommt von Liebenstein
Auf rauher Felsenbahn.

Sie kämpfen lang und kämpfen wild,
Wie's Löw' und Tieger thun,
Und treffen endlich sich zugleich,
Da müssen Beide ruh'n.“

Der Ort Hirzenach mit  der auffallenden romanischen Säulenbasilika von 1110. Hinter Bad Salzig beginnt die endlose Rheinschleife. Letztes Jahr noch  in der gleißenden Sonne eine Tortur, dieses Jahr ein angenehmes milchig-grünes Band:

„Wohl erleuchtet, glühend-milde
Zog der Fluss im Abendschein,
Über Brück´und Stadtgebilde
Finsternisse sanken ein“

Hinter Boppard sind die Halbmarathonläufer gestartet. Denen werden wir aber nicht begegnen, sie sind schon im Ziel. Aber zunächst laufen wir durch die mittelalterliche Stadt mit der kurfürstlichen Burg am Flußufer und dem Römer-Kastell im historischen Zentrum. Hier an den sonnigen Steilhängen wächst eine Weltsensation: „Iberis boppardensis“, die Bopparter Schleifenblume!  Saaaagenhaft! Ich schmeeeeelze dahin! Oder ist es der Schweiß?

„Es schauen die Blumen alle
Zur leuchtenden Sonne hinauf;
Es nehmen die Ströme alle
Zum leuchtenden Meere den Lauf.“

Die Versorgung ist super, sie stammt noch aus Zeiten der Hitzeschlacht. Die unheimlich vielen Helfer werden ihre Getränke nicht los und bedrängen uns, doch zuzugreifen. Es ist ein regelrechtes Spießrutenlaufen durch die becherhaltenden Hände. Gegenüber Boppard wird jetzt Schloß Liebeneck (1590) sichtbar.

„Von seinen Türmen sandten
die Flaggen ihren Gruß
hinüber nach den Bergen,
hinunter nach dem Fluß“

Die Fachwerkhäuser von Spay gehören zu den schönsten am oberen Mittelrhein. Das Balkenwerk ist in seiner Anordnung nach uralten Zeichen geordnet. Am andere Rheinufer thront oberhalb von Braubach die imposante Marksburg (11. Jhr, benannt nach dem hl.Markus). Es wird dunkel. Das Rheintal ist still, da die B9 komplett gesperrt ist. Im Grün neben der Strecke singt die Nachtigall.

„ Der wandernde Wind auf den Wegen
War angefüllt mit süßem Laut,
Der dämmernde rieselnde Regen
War mit Verlangen feucht betaut.

Das rinnende rauschende Wasser
Berauschte verwirrend die Stimmen
Der Träume, die blasser und blasser
Im schwebenden Nebel verschwimmen.

Der Wind in den wehenden Weiden,
Am Wasser der wandernde Wind
Berauschte die sehnenden Leiden,
Die in der Dämmerung sind.

Der Weg im dämmernden Wehen,
Er führte zu keinem Ziel,
Doch war er gut zu gehen
Im Regen, der rieselnd fiel.“

Wir laufen durch das Stadttor von Rhens.. Geschichtsträchtige Sehenswürdigkeit (von hier unten aus nicht sichtbar) ist der steinerne Königsstuhl, hier fanden Beratungen und die Königswahl statt, bevor Frankfurt durch die Goldenen Bulle Kaiser Karls IV Wahlort wurde.

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Informationen: Mittelrhein-Marathon
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