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Mit nichts Anderem werden unsere westlichen Nachbarn häufiger in Verbindung gebracht, als mit gutem Essen und Trinken. Wer dazu nicht nein sagt und gerne läuft, sollte sich mal den Termin 22. Juni 2008 vormerken. Dann findet der nächste Marathon Vignoble d'Alsace statt. Ich verspreche Genüsse ohne Reue. Okay, ich muss das etwas abschwächen, denn jeder ist für seine Überdosis an Kilometer, Wein und anderen Köstlichkeiten und der daraus resultierenden eventuellen Nebenwirkungen selber verantwortlich.
Die Spuren der großen Spätzles-Party am Samstag sind noch am Sonntagmorgen, als ich auf dem großen Zielgelände vor der Dreifaltigkeitskirche eintreffe, unübersehbar. Die Startunterlagen am Sonntag gibt es bei „Cora“ in Dorlisheim, ein paar Kilometer entfernt, dort ist auch der Start für den Marathon (der Halbmarathon beginnt in Scharrachbergheim). „Cora“ ist eine große Supermarktkette in Frankreich, bei der auch viele Badener Stammkunde an den riesigen Fisch- und Käsetheken sind. Als Sponsor bestücken sie zusammen mit den örtlichen Winzern die 12 (!)Verpflegungsstände unterwegs und lassen sich nicht lumpen, das will ich schon einmal verraten.
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© marathon4you.de | 8 Bilder |
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Erfreulich früh (8.30 Uhr) ist der Start, 6 Stunden lässt man den Genießern für den Marathon Zeit. Gestern hat es sich ausgeregnet, heute ist der Himmel zunächst noch ziemlich bedeckt, es hat 16 Grad, 25 werden es im Tagesverlauf.
Auf dem ebenen und bequemen Radweg parallel zur Verkehrsstraße laufen wir nach Dachstein. Unterwegs kommen uns einige uralte, offene Bugattis entgegen. Fahrer und Beifahrer sind stilecht mit Lederkappe, dicker Brille und Halstuch bekleidet. Sie sind auf einer Art Wallfahrt, denn Molsheim gilt als Heimat der noblen Automarke und Ettore Bugatti, ihr Begründer, ist in Dorlisheim begraben, dort, wo wir gestartet sind.
Manchmal wären Trailschuhe nicht schlecht. Die Wiesenwege haben rechts und links tiefe, unebene Fahrspuren, in der Mitte steht hohes Gras, Landschaftslauf pur. Dafür sind die Ausblicke über die Felder und Wiesen auf kleine Ortschaften, Weinberge und auf die Ausläufer der Vogesen wunderschön. Direkt vor der Wallfahrtskapelle Maria Altbronn ist wieder eine Verpflegungsstelle eingerichtet, diesmal mit reiner „Läufernahrung“, Wasser. Cola, Obst und Riegel.
Es versteht sich, dass an den Verpflegungsstellen viele Leute versammelt sind, meist gibt es auch Live-Musik und immer viel Applaus und Komplimente für die Läuferinnen und Läufer. Es macht Spaß, auch wenn es nicht die großen Massen sind. Die Herzlichkeit ist entscheidend, und die ist nicht zu überbieten. Besonders stürmisch wird man in Wolxheim empfangen, wo es ganz ordentlich bergauf geht. Am Ortsausgang kommt gleich die nächste Steigung.
Dann wird Dahlenheim erreicht. Jetzt ist der Pinot Noir (Blau- oder Spätburgunder) an der Reihe. Diese sprichwörtlich dünnhäutige Edelrebe ist sehr temperaturempfindlich und daher sehr schwierig anzubauen. Trotzdem hat sie sich im Elsass eingebürgert. Hauptanbaugebiet ist natürlich das Burgund. Ich lasse mir ein knackiges Würstchen mit frischem Baguette schmecken, und weiter geht es nach Scharrachbergheim, das nur einen Kilometer weiter bei der Halbdistanz erreicht wird. Um 9.30 Uhr wurde hier der Halbmarathon gestartet.
Soll ich schon wieder was essen? Frisches Gebäck (Stolle) und verschiedene Marmeladen werden angeboten. Zu trinken gibt es einen Tokay d'Alsace, der eine Mutation des Blauen Burgunders ist. Als Pinot Gris ist er in Frankreich weit verbreitet, in Deutschland und Österreich kennt man ihn als Grauburgunder, bei uns im Badischen nennt man ihn Ruländer und in Italien Pinot Grigio.
Abwärts geht es durch den Ort nach Odratzheim. Nicht nur hier fallen die herrlich hergerichteten und mit vielen Blumen geschmückten alten Fachwerkhäuser auf. Nach dem hügeligen Örtchen geht es flach an einem Bächlein entlang weiter, zur Abwechslung gibt es etwas Schatten, der bei der inzwischen auf etwa 25 Grad angestiegenen Temperatur ganz gut tut. Aber schon bald sind wir auf einem Radweg und wieder voll in der Sonne. Die Strecke ist insgesamt landschaftlich sehr schön und abwechslungsreich, aber etwas anstrengend. „Schuld“ daran ist nicht nur das Auf und Ab, das besonders auf der zweiten Hälfte Kraft kostet, sondern auch die rustikalen Feldwege. Richtig erholsam sind da die langen Passagen auf den gut ausgebauten Radwegen.
Lautstark mit Sirenen macht die Besatzung der nächsten Verpflegungsstelle auf sich aufmerksam, die gut zwei Kilometer weiter kurz vor Wangen (km 29) erreicht wird. Das Angebot ist wieder ganz und gar läuferspezifisch. Der Ort wird nach einem ein Kilometer langen, knackigen Anstieg erreicht. Vor dem Niedertorturm aus dem 16. Jahrhundert gibt’s Schnecken und Riesling, dann laufen wir durch den Ort und verlassen ihn, wie wir ihn betreten haben: durch ein Tor.
Nur einen Kilometer weiter, mitten in den Weinbergen, gibt es endlich den wegen seines intensiven Geschmacks unverwechselbaren Münsterkäse. Benediktinermönche haben ihn in Münster im Münstertal "erfunden". Die Einheimischen essen ihn gerne mit Pellkartoffeln und Kümmel und trinken dazu einen Gewürztraminer. Die Qualität des Münsters wird danach beurteilt, wie mild er ist. Der hier ist es ganz besonders.
Langsam wird es Zeit, dass Schluss ist. Schluss mit dem Laufen und mit Essen und Trinken. In Avolsheim (km 39) sind wir schließlich bei den Keksen (Mignardises) angelangt. Dazu gibt es einen Crémant. So wird der Schaumwein genannt, der zwar nach dem Champagnerverfahren hergestellt wird, das aber außerhalb der gleichnamigen Region.
Die letzten Kilometer werden dann auf einem breiten, topfebenen Radweg gelaufen. Endlich ist Molsheim erreicht, die mächtige Dreifaltigkeitskirche, dann der Zieleinlauf, die Begrüßung durch den Sprecher und der Applaus der Zuschauer. Drei junge Leute stürzen auf mich zu. Ein Mädel hängt mit die Medaille um, ein Junge knipst den Leihchip ab und ein anderer hält mir ein Tablett mit (alkoholfreien) Getränken entgegen. Wenn das kein Service ist. Es geht aber noich weiter. Jeder Marathoni bekommt einen Rucksack (Ihr habt schon genug? Aber so einen nicht!), T-Shirt, eine Flasche Wein und das Übliche: Obst, Getränke …
Derweil werden die Marathonsieger unter dem Jubel der Zuschauer mit Wein aufgewogen. Die Zeiten sind nicht wichtig, Siegerin und Sieger kommen aus der Region und hatten ihren Spaß, wie alle anderen auch. Und einer muss ja schließlich gewinnen ...
So was habe ich noch nicht erlebt. Und das fast direkt vor der Haustür.
BOCH MICHAEL 02:44:40.10
KEYLING CHRISTOPHE 2:45:51.95
SCHOENENBERGER SYLVAIN 02:49:29.55
SAUNIER FABIENNE 03:39:38.55
LE ROY-BOBEL NADINE 03:58:56.00
ECK MONIQUE 04:00:43.70
Der Kurs ist hügelig mit teilweise schmalen Pfaden und holprigen Wirtschaftswegen, landschaftlich aber sehr schön und abwechslungsreich.
kostenloser Leihchip
Medaille, Rucksack, T-Shirt, Weinpräsent, Marathonteller.
Unbeschreiblich
Beim Start und im Ziel, unterwegs in den Ortschaften bei den Verpflegungsstellen.
Am Samstag gibt es die Startunterlagen im Marathon-Village in Molsheim. Am Samstag beim Startgelände in Dorlisheim (Cora). Dort ist auch ein großer Parkplatz. Teilnehmer am Halbmarathon werden per Shuttle nach Scharrachbergheim gebracht. Ziel für alle Disziplinen ist Molsheim. Kleiderbeutel-Transport und Shuttle zurück zu den Parkplatzen (ca 2 km).
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30.05.07 | ![]() |
Laufen und genießen |