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OKDie heutige Reise führt mich zu einem Dino in Sachen Volkslauf. In Staufenberg, zwischen Marburg und Gießen gelegen, begann man 1969 mit dem Oberhessen-Volkslauf. Dieser Lauf fand bis heute jedes Jahr statt und man wird ihn sicher auch in der Zukunft weiter planen und durchführen. Mir fällt kaum Vergleichbares ein, lediglich in meiner Heimat fand dieses Jahr in Gundelfingen der 45. Nordschwabenlauf statt oder an Silvester geht man in Gersthofen zum 42. Mal an die Startlinie.
Wo liegt denn eigentlich Staufenberg? Nun, eine knappe Autostunde nördlich von Frankfurt, über die Sauerlandlinie oder die Bundesstraße 3 einfach zu erreichen. Mit einem Routenplaner sicher einfach zu finden.
Da ich immer wieder gerne von den eher familiären Läufen berichte, zieht es mich an diesem Wochenende nicht ins Ruhrgebiet oder an den Rennsteig, sondern in die hessische Provinz. Die beiden großen Läufe laufen mir sprichwörtlich nicht davon. Ob aber der Lumbatalmarathon eine Fortsetzung findet, war von vorne herein nicht klar und so ist meine Planung eigentlich schon im Frühjahr relativ eindeutig.
Staufenberg ist dieses Wochenende komplett mit der Veranstaltung belegt. Der Samstag gehört vollständig den Nordic Walkern, die über 6, 10 und 16 Kilometer ihre Stöcke schwingen können. Am Sonntag werden dann neben dem Marathon auch ein Halbmarathon, ein 10-Kilometer-Lauf sowie ein Minimarathon (4,2 Kilometer) und Läufe für Kinder veranstaltet. Wer mit den Nordic-Stecken auf Kriegsfuss steht, kann am Sonntag auch über drei verschiedene Strecken wandern. Die Startgebühren sind günstig, der Marathon kostet 25 EUR, der Halbe 8 EUR und die kürzeren Strecken sind noch billiger zu haben.
Dafür erhalten wir nicht nur einen schönen Landschaftslauf an einem kühlen, aber lauffreundlichen Wettkampftag, sondern auch Medaille, Urkunde und Funktionsshirt (nur für Marathonis). Die Besten der Klassen erhalten Pokale und Sachpreise.
Am Vortag bin noch in Sachen IVV beschäftigt. Ich bin aber weniger am Laufen, eher schon als Beschäftigter der Deutschen Hammerwerke tätig – ich sitze nämlich am Stempeltisch und komme so erst am Abend weg. In der Nacht bin ich dann in Staufenberg vor Ort, der Autositz wird in die Liegestellung gebracht.
Verschlafen ist nicht möglich, denn schon um 05.30 Uhr dämmert es. Gegen 07.00 Uhr mache ich mich auf in die Stadthalle. Dort ist die Nummernausgabe großzügig aufgebaut, es gibt kein Gedränge. Ich erhalte in Kürze meine Unterlagen und lerne auch noch den „Laufchef“ Rainer Rachowski kennen.
Wer noch nüchtern ist, so wie ich, der findet schon ein reichgedecktes Kuchenbufett aufgebaut. Ja, und herzhafte Sachen mit Käse und Wurst sind auch schon zu haben. Während ich einen Kuchen verdrücke, sehe ich Jürgen Teichert umherlaufen, der mich dann auch gleich entdeckt.
In der Halle ist noch ein Sportgeschäft mit einem Stand vertreten. Interessant ist auch die Ausstellung zum 40jährigen Jubiläum des Volkslaufs. So sind alle Medaillen und Teller, sowie Zeitungsberichte und Fotos zu sehen.
Gegen 08.15 Uhr mache ich mich auf zum Start, der in unmittelbarer Nähe der Stadthalle ist. Es ist jetzt bedeckt, es sind aber schon leichte Auflockerungen zu erkennen. Mit rund 12, 13 Grad und Windstille sind es gute Bedingungen.
Punkt 08.30 Uhr werden wir auf die Strecke losgelassen. Rund 150 Marathonis machen sich auf die Strecke, die, so beschreibt es die Ausschreibung, auf befestigten und asphaltierten Wegen durch Ortschaften, Felder und Wälder führen wird. Von Anfang an ist freies Laufen möglich.
Staufenberg (2600 Einwohner) und das angrenzende Mainzlar haben wir nach wenigen Minuten durchlaufen. Staufenberg selbst wurde 1233 urkundlich als „Stouphenberch“ erwähnt. Oberhalb der Stadt ist die gleichnamige Burg zu sehen, wo jetzt die sogenannte Unterburg als Hotel ausgebaut wurde.
Wir laufen die ersten Kilometer durch freies Feld auf einer Landstraße, wo jetzt kein Verkehr zu sehen ist. Ob diese Straße für uns gesperrt wurde, weiß ich nicht. Ich glaube aber eher, dass in den Orten die Einheimischen noch auf der Matratze liegen. Fast keine Zuschauer sind zu sehen, nur ganz wenige Neugierige schauen aus den Fenstern.
Kilometer 5 führt uns in die Stadt Lollar (10000 Einwohner), wo in der Nähe die Lumda, ein kleiner Fluss und Namensgeber des Marathons, in die Lahn fließt. Hier ist auch der tiefste Punkt unseres Kurses mit 165 Metern. Interessant ist das Wappen dieser Stadt. 1711 kostete die Brückenmaut für ein Pferd einen Kreuzer. So sehen wir auf dem Wappen einen Pferdekopf, eine Brücke und eine 1-Kreuzer-Münze. Ich fotografiere das Bürgerhaus, wo mich ein erster Läufer anspricht. „Es gibt schönere Bauten als das da“, sagt er. „Eine gewisse Funktionalität wird aber schon vorhanden sein“, entgegne ich.
Es geht jetzt im Lumdatal aufwärts, die zu bezwingende Höhe ist aber gegenstandslos. Nach dem Durchlaufen eines kleinen Waldstückes auf befestigten Wegen erreichen wir Daubringen. Das Marathonfeld ist bei Kilometer 8 noch relativ dicht beieinander. Wie bei meinen letzten Reportagen habe ich vor, am Anfang mehr Bilder zu schießen und dann später bei guter Verfassung Gas zu geben.
Wir durchlaufen Daubringen ein zweites Mal, aber auf anderer Strecke und tauchen dann abermals in ein Waldstück ein. Auf rund vier Kilometer sind jetzt 40 Höhenmeter verteilt. Es sind ein, zwei wenig steile Stücke dabei, wo ich mich als Bergläufer gleich wohlfühle und ein paar Mitstreiter überholen kann. Die laufen aber immer wieder vorbei, als ich für ein Foto stehenbleibe.
Ein Läufer sprintet von hinten heran. „Hast wohl den Start verpasst“, kann ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Nein, ich war für ein kleines Geschäft im Gebüsch“, so seine Antwort. „Meine Partnerin ist weiter vorne.“ Nach Kilometer 10 verlassen wir das Waldstück. Ich überhole das Pärchen und sehe vorne auf seinem Trikot neben der Startnummer ein zweites Schild. Da steht: Hase für Renate. Aha. Der schnelle Mann hat einen Auftrag. Das lasse ich los, und alle lachen.
Mittlerweile sind wir in Treis angelangt und laufen parallel zu einer Bahnlinie. Der Ort zählt aufgrund seiner zahlreichen Fachwerkhäuser zu einer der schönsten Orte im Lumdatal. Viele Helfer stehen an den Einmündungen und regeln den kaum vorhandenen Verkehr. Das ist gut organisiert. Ja, bei der so langen Tradition des Oberhessen-Volkslaufs weiß jeder Helfer um seinen Auftrag und Aufgabe.
Die folgenden Kilometer eilen wir, zum Teil auf Begegnungsstrecken, nach Allendorf. So kann ich gerade noch einen Blick auf die zwei Führenden erhaschen. Wie weit die schon von mir entfernt sind? Zwei, drei Kilometer werden es schon sein.
Allendorf tangieren wir nur kurz. Die Stadt mit gut 4000 Einwohnern wurde bereits in den fuldaschen Schenkungsregistern als „alten Dorfa“ genannt. Wie in der Geschichte anderer Städte wurde hier mehrfach gezündelt, geplündert, gehungert und man plagte sich mit der Pest herum. Das Wappen zeigt den Hessischen Löwen. Es geht wieder zurück. Gerade auf den Begegnungsstrecken spricht man sich untereinander an. Der Jürgen kommt entgegen und lacht. Er hat Freude auf dieser Strecke, das sehe ich ihn an. Er läuft ja jede Strecke nur einmal, Wiederholungen gibt es für ihn nicht.
Kurz danach finden wir auch eine Verpflegungsstelle, die gleich zwei Mal angelaufen wird. Wasser, süßer Tee, Iso, später auch Cola und Bananen werden angeboten. Ja, da brauchen wir nicht meckern. Ich glaube, dass alle vier Kilometer dieser Service angeboten wird. Das reicht vollständig aus. Meist werden die Getränke gereicht.
Halbzeit feiern wir nach dem Ortsausgang von Trais. Hier werden wir noch informiert, dass auf den fließenden Verkehr geachtet werden muss. Ein paar wenige Fahrzeuge kreuzen nun unseren Weg. Die nächsten Kilometer laufen wir auf Splittwegen, zum Teil parallel zur Lumba.
Kilometer 24, wieder in Mainzlar, jetzt kommt der schwerste Teil der Strecke. Auf den nächsten drei Kilometern stellen sich 100 Höhenmeter uns in den Weg. Noch in der Ortschaft fällt mir ein Seniorenläufer des SV Staufenberg auf. Es ist Karl-Heinz Weil, der bereits der Fraktion 60 angehört und der einen starken Eindruck hinterlässt. Während wir uns in Mainzlar schon die beginnende Steigung hocharbeiten, kommen uns die Halbmarathonis bereits in Scharen entgegen. Die haben nur mehr wenige Kilometer bis zum Ziel. Für uns beginnt jetzt die Wahrheit.
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© marathon4you.de | 55 Bilder |
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