Mein letzter Aufenthalt in Linz ist schon ein Weilchen her. Vor acht Jahren lief in der heute knapp 200000 Einwohner zählenden Großstadt den Marathon. Es ist Zeit, wieder lauftechnisch etwas in Oberösterreich zu unternehmen. Interessant wird das allemal, denn die Linzer haben nicht nur eine schnelle Strecke, sondern sie wollen auch ein gehöriges Stück vom Marathongeschäft in Österreich mitnehmen.
Oberösterreichs Landeshauptstadt liegt rund 90 Kilometer stromabwärts von Passau im schönen Donautal. Zu erreichen ist sie via A 3 und der österreichischen A 7. Mich schickt das Navi durch Passau und dann auf Bundesstraßen entlang der Donau. Wer ein wenig Zeit mitbringt, der könnte ja noch die Schlögener Donauschlinge besichtigen.
Nachdem ich am Freitagmittag genug für das Bruttosozialprodukt gearbeitet habe, mache ich mich auf die Reise. Nur mit wenig Verspätung, denn um Regensburg gibt es einen kleinen Stau, komme ich am Spätnachmittag in Linz an.
Erster Anlaufpunkt ist die Tips Arena Linz in der Innenstadt. Mein Tipp für alle Teilnehmer: wer es sich einrichten kann, soll die Unterlagen schon am Freitag abholen, denn am Samstag während der Schülerläufe werden die Parkplätze knapp. Im hinteren Teil der Arena werden die Startnummern ausgegeben und man erhält das Startsackerl, in dem Nudeln, Getränke und Riegel nebst einiger Werbung zu finden sind. Sehr großzügig ist die Ausgabe aufgebaut, denn du musst keine Minute warten und wirst sofort zuvorkommend von den freundlichen Helfern bedient.
Gegenüber werden die Zeitmeßchips ausgegeben. Und da kann man wählen: Entweder den eigenen gelben ChampionChip verwenden, einen gelben Chip kaufen oder einen Einmalchip ausleihen.
Wer sich frühzeitig anmeldet, zahlt für den Marathon 49 EUR. Wer bis zum Samstag wartet, löhnt 75 EUR und wer sich erst am Sonntag entschließt, schaut in die Röhre, denn so spät geht nichts mehr. Was ist die Gegenleistung für das Startgeld? Für Finisher gibt es das Funktions-Leiberl und für alle Teilnehmer Medaillen und Urkunden (online). Die ersten 1000 Halbmarathonteilnehmer bekommen ebenfalls ein Shirt.
Vielleicht profitieren die Linzer davon, der Marathon in Wien nächste Woche ausgebucht ist, denn über 17000 Meldungen gehen bis zum Anmeldeschluss ein und mit den Nachmeldungen am Freitag und Samstag wird die 18000er-Marke gerissen. Ein neuer Teilnahmerekord.
Weitere Läufe gehen über den Halb-, den Viertelmarathon sowie Inliner und Handbiker über die halbe Distanz. Ein Staffelmarathon für vier Läufer ist ebenfalls eingerichtet. Sehr lobenswert sind die Kinderläufe. Beim Junior Marathon gibt es für die schnellsten 2300 Meldungen Freistarts. Der Nachwuchs läuft je nach Alter 40 Meter, gut 400 Meter oder 4,2 Kilometer auf der Laufbahn oder in zwei Runden um das Sportgelände. „Auf der Gugl“ sagen die Einheimischen zum Stadion. Ich werde den Herbert nach der Bedeutung fragen, der ist in Linz nämlich „dahoam“. Ob er auch auf die Strecke geht, konnte er in der Woche vorher nicht sagen, er will sich jedoch ein Hintertürchen offen halten.
Wer sich noch mit Laufutensilien versorgen oder ein Schnäppchen machen will, wird auf der Laufmesse fündig. Die Nudelparty (6 EUR) findet im Obergeschss statt. Der Bierzapfer dort ist gut gelaunt. „Heute kriegst ein Alkoholfreies gratis dazu“. So werden die Durstigen zufriedengestellt. Die Nudeln werden in der Normal- oder Vollkorn-Variante serviert, mit einer feinen Tomaten-, Bolognaise- oder Bärlauchsauche. Und mit Stil, denn Plastikgeschirr ist hier verpönt. Ein kleiner Spaziergang in die Dämmerung hinein beschließt den Freitag.
Nach dem opulenten Frühstück im bei Läuferinnen und Läufern sehr beliebten ARCOTEL NIKE mit Karreespeck, Kaswurst und Linzer Torte will ich laufend die nähere Umgebung erkunden. So ganz nebenbei lerne ich den OK-Chef Ewald Tröbinger kennen. Im Hotelaufzug! Für den Sonntag wünschen wir uns viel Erfolg.
Am frühen Nachmittag gibt es die Schülerläufe Die Kinder werden in ihren Startboxen gesammelt und dann getrennt nach Jahrgängen und nach Buam und Madln an die Startlinie geführt.
Die beiden Helfer haben alle Mühe, den quirligen Nachwuchs vor einem Frühstart zu bewahren. Doch je älter die Buam werden, desto nervöser werden sie. „Wenn die antreten, dann haltst die nimmer auf,“ sagt einer. Und fast in jedem Rennen kommt ein Kind zu Fall. Bei den Madln sind dann feuchte Augen zu sehen, während die Buam mit einem Motivationsspruch „Renn da nach“ sich auf die Verfolgung machen.
An die 2700 Kinder haben schließlich gemeldet, das Grinsen im Gesicht des OK-Chefs spricht deutlich für sich, er ist hochzufrieden mit dem Auftakt des 13. Linz Marathons. Wer die vielen sportlichen Kinder sieht, braucht sich um die Zukunft des Laufsports keine Sorgen machen.
Im Hotel wird bereits ab 06.00 Uhr das Frühstück angeboten. Die Lage der Unterkunft ist genial, denn sie liegt zwischen Brucknerhaus (da kann man seine Kleidung abgeben) und dem Parkbad (hier kann man nach dem Lauf duschen). Zum Start sind es keine zehn Minuten Fußmarsch. Am Nebentisch hocken einige der schnellen Gazellen aus Kenia. Sind die deshalb so schnell? Ich sehe auf ihren Tellern Frühstücksbohnen mit einer Art Tomatensauce. Bei dem Mahl wäre ich höchstens schnell auf dem Häuserl.
Ich gebe meine Kleidung im Anton-Bruckner-Haus ab und mache mich auf den Weg entlang der Donau zur VÖEST-Brücke. Und da läuft mir jemand bekanntes über den Weg: Renate Werz. Die freundliche Schwarzwälderin hat einen Österreichurlaub gebucht, läuft heute in Linz und nächste Woche in Wien. Jetzt hofft sie, dass sie innerhalb des Zeitlimits von sechs Stunden bleibt.
Auf der Autobahnbrücke, die Marathon- und Staffelläufer laufen links, für die Halbmarathonis ist die rechte Fahrbahn vorgesehen, herrscht schon tolle Stimmung: Musik, Informationen, Interviews. Die Zeit vergeht in Nu. Ich werde noch Zeuge, wie ein Schütze seinen Böllerstutzen schussfertig macht. Da wird der Fotograf neugierig und erkundigt sich, wo denn der Schütze beim Start stehen wird.
Dann kommt der Count-Down, ein Lobgesang auf den Marathon, die Bundeshymne und dann die letzten hektischen Sekunden. Die Trassierbänder werden entfernt, die Papparazzi suchen verzweifelt einen noch besseren Platz und der Böllerschütze lässt seinen Schuss kommen. Mir pfeift es mächtig in den Lusern. Los und pack ma's.
Für den Start der Läufer hat man hier kurzerhand die A7, die Mühlkreisautobahn, gesperrt. Nach dem Überqueren der Donau verlassen wir die A7 am Exit 15 Linz-Dornach fast als Geisterfahrer, ääh -läufer, denn wir laufen auf der verkehrten Seite. Zwei Kilometer auf der Autobahn, eine verrückte Sache.
Bei Kilometer zwei fällt mit der Dieter auf, in seinen muskelbetonten Laufklamotten. Der Kurs biegt auf die Freistädter Straße ein und zusammen mit den Halbmarathonis wird es fast ein wenig eng. Die Stimmung ist toll. „Folge mir, ich lauf zum Kaiser Bier“ lese ich bei einem anderen auf dem Rücken. Gerne, aber Alk-Bier geht heute gar nicht, ich muss ja noch heimfahren.
Kilometer fünf, die erste Tränke. Es gibt alles, Wasser, Isogetränke, später Cola, Riegel, Gel, Bananen. Super die Betreuer an den Tankstellen, die reichen alles zu. Wer sich Wasser mitnehmen will, schnappt sich eine 0,5-Liter-Flasche.
Durch mein emsiges Reportergeschäft ist der 3.45-Pacer (weitere Zeitläufer gibt es im 15 Minuten-Abstand) auf und davon und ich habe liebe Mühe, dass mir das nicht auch noch mit dem über vier Stunden passiert. 111 Jahre alt ist die Pöstlingbergmusik und die Kapelle unterhält uns mit schmissigem Liedgut.