Zum dritten Mal darf ich in der Donaumetropole Linz laufen, 2006 und 2014 war ich schon hier und ich muss zugeben, die Abstände sind mir viel zu groß. Denn man verpasst etwas. In Linz gibt es nicht nur viel zu entdecken, sowohl in der Stadt als auch im Umland, sondern die Veranstalter können auch Marathon. Außerdem haben sie eine pfeilschnelle Strecke.
Gut 200.000 Einwohner hat die Hauptstadt des Bundeslandes Oberösterreich, sie ist damit nach Wien und Graz die drittgrößte Stadt Österreichs. Linz ist auch eine alte Stadt, denn bereits um 400 v. Chr. gibt es erste Siedlungsspuren im Bereich von Urfahr und Freinberg. Wahrscheinlich wurde diese Siedlung von den Kelten Lentos genannt. Im 19. Jahrhundert führte die sogenannte Pferdeeisenbahn von Gmunden über Linz nach Budweis. Sie diente dem Salzhandel zwischen dem Salzkammergut und dem böhmischen Becken.
Ich nehme dieses Mal nicht die Eisenbahn, die mit Pferden gezogen wird, sondern wähle einen modernen Zug aus deutscher Produktion, denn die Reisezeit aus meiner Heimat über Regensburg und Passau dauert nur etwas mehr als drei Stunden. Mit dem Auto wäre man nicht schneller. Nach meiner Freitagsschicht bin ich dann schon am Spätnachmittag in Linz. Den Bahnhof müssten sich deutsche Entscheidungsträger bei Bahn und Kommunen anschauen, es hat viel Platz, es sind viele Geschäfte vorhanden und es ist auch sauber. Am Bahnhofsvorplatz bzw. im Tiefgeschoss kann man in zahlreiche Busse und Straßenbahnlinien einsteigen. Gleich nochmal ein Lob an die Linzer: Die Linien verkehren sehr häufig und pünktlich.
Leider nur eine unterdurchschnittliche Leistung hat der abgeliefert, der für das Wetter zuständig ist. Denn es regnet ohne Unterlass und eine Besserung ist erst am späteren Wochenende zu erwarten. Italientief und Höhentrog sorgen dafür, dass es im angrenzenden Mühlviertel noch einmal weit heruntergeschneit hat.
Ein günstiges Quartier habe ich im Jugendgästehaus gefunden, das etwa in 20 Minuten fußläufig vom Bahnhof erreicht werden kann. Die Jugendherberge liegt gleich neben der TIPS und Raiffeisen Arena. Warum ich das erwähne? Nun, dort werden die Startnummern ausgegeben. Nach dem Einchecken gehe ich in wenigen Minuten in die Arena hinüber. Dort werden bereits ab Mittag die Startunterlagen im hinteren Teil der Halle ausgegeben. Das Startsackerl enthält zusätzlich noch einige Getränke und wer mag, kann sich noch vom Bäcker eine große Vollkornsemmel mitnehmen. Es liegen auch noch die aktuelle Ausgabe der OÖNachrichten bereit. Lange warten brauche ich nicht, denn mit Manpower hinter der großzügig aufgebauten Ausgabe wirst du allem versorgt.
Der ChampionChip hat hier mittlerweile auch ausgedient, denn die Tendenz geht zu Einwegchips, die auf die Rückseite der Startnummer geklebt werden. Wer sich zeitig anmeldet, muss für die Volldistanz 66 Euro zahlen, bis einen Tag vor dem Lauf kann auch noch gegen ein höheres Startgeld gemeldet werden. Nur wer sich erst am Lauftag dazu entscheidet, der schaut in die Röhre.
Gut 11.000 Meldungen stehen in den Büchern. Ein wenig Luft nach Corona ist da schon noch drin, aber da müssen wir nach ein wenig zuwarten. Vielleicht wäre ein wenig Abstand zum Marathon in der Bundeshauptstadt Wien angebracht, denn die zwei großen Laufveranstaltungen binnen einer Woche machen sich gegenseitig Konkurrenz. Leider musste der Junior Marathon im Sportpark Lissfeld wegen der Witterung in den Mai verschoben werden, die Graswege sind durch den Regen tief geworden und da tut man den Kindern keinen Gefallen, wenn man die Läufe durchzieht.
Trotz der gestrichenen Kinderläufe bleiben viele Bewerbe übrig, wo jeder „halbwegs Fitte“ etwas für sich finden kann. Personen mit Handicap können sich beim Handbikemarathon messen. Für Inlinerfreunde steht die gleiche Distanz auf dem Programm. Jedermann und jedefrau können beim Viertelmarathon mitlaufen. Oder vier Leute teilen sich die Marathondistanz in unterschiedlich langen Teilstrecken auf. Keine halbe Sache sind die 21,1 Kilometer und beim Klassiker über die Marathondistanz geben sich Profis und Amateure ein Stelldichein, nach dem Motto, vorne die Bleistifte und hinten die Radiergummis. So wie ich, der gespannt ist, ob er nach Leipzig im Januar noch Marathon kann. Schaun mer mal.
Am nächsten Tag hat sich das Wetter nicht gebessert, es regnet leicht vor sich hin bei etwa fünf Grad. Die Handschuhe liegen da, wo sie hingehören, nämlich zuhause und ich überlege, auf der Sportmesse nebenan ein Paar zu erwerben. Am Vormittag steht dann ein Termin an, Kürzel „ 5KM-9PM-SAT“. Es gibt nämlich auch hier einen parkrun, wie in vielen Städten. Diese ungezwungene Laufeinheit wird ohne Stress immer samstags um 09.00 Uhr über fünf Kilometer ausgetragen. Eine Teilnahme ist kostenlos und eine Zeitnahme erfolgt ebenfalls. Ich nenne meine Zeit nun mal nicht, sonst heißt es wieder, der Reporter kriegt nicht genug von der Rennerei. Ich werde Fünfter im Gesamtfeld und verbessere mit meiner Zeit so nebenbei den Altersklassenrekord beim Donauradweg parkrun deutlich.
Am Nachmittag besichtige ich dann die Altstadt Linz und schaue mir noch das Start- und Zielgelände an, damit ich am Wettkampftag nicht unnötig Umwege laufen muss. Die Exkursion dauert dann nicht so lange, wie ich geplant habe, denn irgendwann friert es den härtesten Hund. Ich marschiere zurück in die Unterkunft und lasse den Abend ausklingen.
Sonntag, der Marathontag:
Am Frühstück werfe ich zur Sicherheit noch einen Blick auf des Programm und ich erschrecke. Ich bin davon ausgegangen, dass unser Start (zusammen mit den Halbmarathonis) um 10.00 Uhr erfolgt, tatsächlich geht es eine halbe Stunden früher auf die Strecke. Ein wenig Hektik breitet sich aus. Doch ich schaffe Frühstück, Check Out und den Marsch zur Bushaltestelle pünktlich. Gegen 08.30 Uhr bin ich dann im Anton-Bruckner-Haus, das etwa fünf bis zehn Minuten vom Hauptplatz entfernt ist. Dort können wir die Kleider abgeben, die bewacht werden.
Rund 30 Minuten vor meinem Start gebe ich meinen Koffer ab und ich mache mich auf dem Weg über die Untere Donaulände und Hafenstraße zur Brückenrampe der Autobahn 7 (Mühlkreisautobahn). Von oben höre ich bereits Moderation und Musik. Mehrmals werden die Teilnehmer aufgefordert, sich in Richtung Startlinie zu bewegen. Scheinbar gibt es da noch Plätze.
Nach wenigen Minuten habe ich mitten im Feld meine Position gefunden. Noch ein paar Minuten zum Start, da fällt mir ein, dass auch Gerhard mit seinen Freunden des 100 MC Austria hier laufen wird. In einer Zeitung stand, dass er heute seinen 712. Marathon finishen will. Ich lasse meinen Blick schweifen, da sehe ich ihn keine zehn Meter entfernt. Wir begrüßen uns, schäkern noch ein wenig herum und dann kommt noch Herbert dazu. Ermahnen muss ich die Burschen noch, da sie bei ihrer Nationalhymne herumkaspern und nicht dem Anlass entsprechend stramm stehen wollen.
Gleich danach erfolgt der Startschuss und nach ein, zwei Minuten setzt sich das Feld langsam auf der Autobahn in Richtung Prag in Bewegung.
Wir überqueren die Donau und nach knapp zwei Kilometer verengt sich die Laufstrecke, Konzentration ist gefordert, damit man den Vordermann nicht in die Hacken tritt. Ich sehe vor mir zwei Mädels, bei denen auf dem Trikot „eh scho wurscht“ steht. Ein anderer, mir bekannter Läufer kommt von hinten heran. Kurz vorher sah ich die gleiche Person neben der Strecke bei einer Wasserentsorgungsprozedur mit seinen neuen blütenweißen Laufschuhen. „Dein Schuhputz hat gelitten, “ sag ich zu ihm. „Eh scho wurscht“, antwortet er.
Kilometer drei, wird sind nun auf der Freistädter Straße im Stadtteil Dornach unterwegs, die Zuschauer stehen trotz der Kühle dicht gedrängt an der Straße. Ich ziehe meinen Plastikumhang aus, es wird darunter warm. Nach zwei weiteren Kilometern laufe ich die erste Tränke an. Wasser, Iso, später wird auch Cola, Gel und Bananen gereicht. Ich greife mir einen Becher, leere diesen und mache mich auf den Weiterweg. Ja, für gute Zeiten ist die Temperatur heute genau richtig, du brauchst nicht so viel trinken und die Strecke ist ja schnell. Doch ein wenig muss ich berichtigen, denn einige Wellen sehe ich auf den ersten Kilometer. Aber es ist jetzt noch deutlich zu früh, schon eine erste Prognose zu treffen.
Über die Leonfeldnerstraße nähern wir uns dem Stadtteil Urfahr, den seinen Namen aus dem Wort Überfahrt hat. Diese war nötig, um von hier nach Linz zu kommen oder das Salz über die Donau in Richtung Böhmen zu schaffen. Vor gut 200 Jahren hat Kaiser Franz I ein (halb)jährliches Volksfest, den Urfahranermarkt, genehmigt, jeweils im April und im September. Am Eingang des Marktes, der nächste Woche beginnen wird, laufen wir vorbei. Später biegen wir auf Ferihumer Straße nach links ab auf die Hauptstraße, die in Richtung Süden führt.
Linkerhand, kurz vor der Nordrampe der Nibelungenbrücke, sehen wir das Ars Electronica Center, wo das Museum für Elektronische Kunst untergebracht ist. Auf der anderen Straßenseite regiert die Stadtspitze in Neuen Rathaus. Es geht auf die Nibelungenbrücke. Kurz zuvor lese ich auf einem Transparent „Teilnehmen ist wichtiger als Siegen“. Die im Jahr 1940 erbaute Brücke ist mit Bannern und Flaggen fast „zugekleistert“. Man merkt, der Veranstalter beherrscht seine PR-Aufgaben, die Berichterstattung in den Medien vor, während und nach dem Rennen ist bestens. So wird dieser Marathon im TV live übertragen, während man bei uns den deutlich größeren Marathon aus Berlin aus dem Programm der ARD streicht.
An der Südrampe der Brücke können wir bereits einen ersten Blick auf den Hauptplatz werfen, doch der Kurs biegt links in die Untere Donaulände ein. Vorbei am Lentos Kunstmuseum und vorbei am Brucknerhaus sind die ersten zehn Kilometer auf Höhe des Parkbades geschafft. Meine App leistet gute Dienste und sagt mir gute Kilometersplitts ein, die teilweise deutlich unter sechs Minuten liegen. Danach wechseln die Staffeln und bringen frische Kräfte ins Rennen. Gut gelöst hat man den Staffelwechsel, denn die ersten Teamläufer werden nach links ausgeleitet und können so an ihre Nachfolger den Stab weiterreichen, ohne dass die Marathonis behindert werden. Nun ja, ein wenig eng ist es im Übergabebereich schon, aufgrund der 470 Teams ist das kein Wunder. Du hörst Rufe und siehst Schilder und Fahnen, ein wenig hektisch ist es dort.
Die Khevenhüllstraße und Franckstraße bringen uns ins Franckviertel, ich kann mich langsam von Pacer für die 4.15 Stunden lösen. Die Linzer haben viele Zeitläufer engagiert, Laufzeiten von drei bis fünf Stunden werden in 15-Minuten-Abständen abgedeckt. So können sich viele Läufer den Pacern anschließen. Wir unterqueren die Bahn und kurz nach Kilometer 14 kann der Bayer seinen weiß-blauen Himmel finden. Im „Wirzhaus zur ewigen Ruh“!
Die Wiener Straße ist eine der Ausfallstraßen, die nach Südosten führt. Wir laufen jetzt stadteinwärts und können bereits zum dritten Mal bei Kilometer 15 direkt vor der Musikschule verpflegen. Wer hier verhungert und verdurstet, ist selber schuld. An den ausgeschilderten Tischen gibt es kein Gedränge. Viele Helfer unterstützen die Ausgabe. Gleich nach dem Linzer Friedhof (St. Barbara) unterqueren wir wieder die Bahnlinie, der Hauptbahnhof ist fast in Sichtweite.
Es wird wieder lauter, deutlich mehr Zuschauer stehen jetzt auf der Seite, gerade hier, wo man fast fußläufig zum Zielgelände entfernt ist. Livemusik durch eine Band, da stehen immer mehr Personen und machen Stimmung und sorgen für Laune bei den Läufern. Die Elisabethstraße bringt uns in Rathausviertel, noch gut zwei Kilometer für die Halbmarathonis, die ihren Zieleinlauf fast nicht mehr erwarten können. Die werden schneller!
Der Kurs wendet zweimal nach links, Laufrichtung wieder nach Süden bis zum Hessenplatz, dann geht es nochmal nach rechts zum Volksgarten. Wer keinen Blick auf eine Karte geworfen hat, meint, es geht kreuz und quer in der Innenstadt umher.
Noch ein Kilometer bis zur Halbzeit. Die Landstraße ist quasi das Herz von Linz, Geschäfte links und rechts, Kopfsteinpflaster und Straßenbahnschienen. Teilweise weichen die Läufer, ich auch, auf die Gehsteige aus, denn da lässt es sich etwas gelenkschonender laufen. Jedoch zwingt uns dann laufendes Absperrgitter wieder auf den pflasterrustikalen Untergrund zurück. Irgendwann muss die Marathonweiche kommen, bei der wir abbiegen müssen. Ich weiß nicht mehr, wo das war, bin ich vielleicht in meinem Tran zu weit gelaufen? Ich sehe schon den Hauptplatz vor mir, dann kommt überraschend am Taubenmarkt die Trennung. Ein Helfer steht da und klaubt die Marathonis aus der nunmehr sprintenden Meute heraus.
Von einer auf die andere Sekunde wird es ruhig im Feld. Von fünf Athleten laufen vier ins Ziel. Jetzt beginnt der richtige Marathon. Hoffentlich hat man sich nicht vom hohem Tempo anstecken lassen. Die zweite Schleife ist nicht deckungsgleich mit der ersten, lediglich die letzten sechs Kilometer werden wir nochmals genießen dürfen.
An der Herrenstraße sehe ich rechts den Linzer Mariendom, eine katholische Kathedrale mit einem 135 Meter hohen Turm. Das Gotteshaus wird auch Mariä-Empfängnis-Dom genannt und wurde 1862 bis 1924 errichtet. 20.000 Leute haben drinnen Platz, damit ist das die größte Kirche in Österreich. Auch der Stephansdom in Wien ist nicht größer, nur ein wenig höher.
Was mir hier auch auffällt: Viele Firmen und Organisationen haben ihre Teams zum Laufen geschickt. Der gemeinsame Sport hat positive Wirkung auf das Arbeitsleben und Sozialverhalten. Jetzt laufen wir auf der anderen Seite am Volksgarten vorbei und unterqueren abermals die Bahnlinie. Auf der Unionstraße befindet sich ein Wendepunkt auf Höhe der Westbrücke. Auf den knapp drei Kilometer können wir dann uns gegenseitig beobachten. Ich sehe viele Mitläufer beim Pacer der vier Stunden, Gerhard ist in unmittelbarer Nähe und hat vielleicht einen Kilometer Vorsprung zu mir. Er ist, soweit ich das beobachten kann, gut in Schuss und in Fahrt. Nur wenige Minuten später sehe ich den 4.15er-Zeitläufer, der ist mir zwei Mitläufern fast Alleinunterhalter. Besser schaut es beim 4.30er Pacer aus. Und dann auch bei mir, denn das Pendelstück endet – endlich.
Kurz nach dem Bulgariplatz weist ein Wegweiser in die Neue Welt. Wer da nicht aufpasst, läuft wieder auf die Autobahn, ohne Pickerl, aber jetzt mit Verkehr. Es geht nun ruhig auf der Bundesstraße 1 Richtung Salzburg, Adabeis (Zuschauer) sind nur wenige zu sehen. Kilometer 30, wir tangieren nun den Wasserwald. Zwar kommt von der Mühlkreisautobahn viel Verkehrslärm herüber, aber die Vögel lassen sich nicht stören, ihr Gesang ist unüberhörbar. 30 Kilometer liegen hinter mir, die Beine werden langsam schwerer, dennoch ist der Kilometerschnitt immer noch deutlich unter sechs Minuten.
„Am Langen Zaun“ heißt nun die Straße. Die Wochenendhäuserl sind aufgrund der kühlen Temperaturen meist verschlossen, deshalb sind auch kaum Leute an der Strecke. Da müssen wir halt durch. Der Kurs dreht am Erholungspark Kleinmünchen wieder nach Norden. Ein längeres ödes Stück wird dann mit Musik beschallt. Der umtriebige Betreiber dieser Anlage muss einige hundert Meter Kabel zu den vielen Lautsprechern verlegt haben. Wiederholt fängt es zu regnen an.
Immer dann, wenn ich mir eine Schimpftirade zurechtlege, lässt dieser wieder nach, aber es bleibt sakrisch kühl. Kurz vor dem 35. Kilometer bearbeitet einer sein Akkordeon unter dem Schirm seiner Begleiterin. Gleich danach wechseln bei meinem Linzer Feuerwehrkameraden die Staffeln ihre letzte Kraft ein.
Langsam trennt sich die Spreu vom Weizen. Immer häufiger kommen Staffelläufer von hinten, während einige Marathonis ihrem hohem Tempo Tribut zollen müssen. Kurz nach dem 38. Kilometer sitzt einer hinter seinem Klavier, unter einem großen Regenschutz und spielt … „Mamma Mia“ … von Abba. Treffend zum Verlauf des Marathons, denn just fängt es wieder zum Tröpfeln an.
Am Pfarrplatz hinter den Einzäunungen erholen sich die Finisher von ihren Strapazen, nur noch gut zwei Kilometer für uns. Etwas stutzig macht mich, dass meine Laufuhr mittlerweile einige hundert Meter schon weiter ist. Hat der Marathon vielleicht etwas mehr als die geforderten 42,195 Kilometer?
Ein kleines Stück weiter feiert eine Gruppe uns Marathonis mit Ottakringer aus der Dose. Vor zwei Stunden hat man mir eine Halbe angeboten, aber mir war es zu kalt. Ein Schluck ja, aber nicht mehr. Und jetzt? Entgegen meiner bayerischen Mentalität bleibe ich nicht stehen, denn es wird eine gute Zeit werden, das sagt mir meine Ratio und ich renne weiter.
Zwei Rechtskurven und wir sind endlich auf der Landstraße, ich rieche Stallluft. Der letzte Kilometer, vor mir rennt einer barfuß zwischen den Straßenbahngleisen. Ich kann gar nicht hinschauen. Erwin, so heißt der Kerl, kommt nur ein breites Grinsen aus auf mein Deuten auf sein nicht vorhandenes Schuhwerk. Am Taubenmarkt sehen wir schon das Ziel, dann wird unsere Laufstrecke immer breiter.
Nochmal volle Konzentration, damit kein Fehltritt in die Gleise geschieht. Und dann kommt die rote Zeitmessmatte, die Uhr zeigt oben eine 4.07 Stunden an, meine Nettozeit ist wohl ein, zwei Minuten schneller. Nach kurzem Ausschnaufen packt mich wieder die Arbeitswut und ich fotografiere, was mir vor die Linse kommt.
Toll, dass auch hier sich die Staffeln kurz vor dem Ziel treffen und dann gemeinsam einlaufen. Die einen Lachen, anderen kann man die Anspannung und Anstrengung im Gesicht ablesen. Einige wollen Wasser, das wir hier verabreicht bekommen. Und das Bier? Der Helfer deutet in eine Gasse und sagt: „Da kann man dir helfen“. Ich hole mir meine Medaille und gehe dann auf den Pfarrplatz, wo wir Marathonis das verdiente Finishershirt in Empfang nehmen. Und dann sehe ich Gerhard mit einem breiten Grinsen. Er ist dem 4 Stunden-Pacer noch davongelaufen, mit einem negativen Splitt in der zweiten Hälfte. Das wird gefeiert am Bierstand, wo noch ein weiteres Fass angezapft werden muss. Nach dem dritten Becher habe ich genug, nicht jedoch das 100 MC Austria-Team, das noch wartet, bis der Karli in seinem rosa Dress erscheint. Der wurde mit einem ganzen Tross in Ziel geleitet, als Letzter.
Mein Fazit:
In Linz beginnt’s, sagt ein Sprichwort. Stimmt, denn für Läuferinnen und Läufer nimmt jetzt die Frühjahrslaufsaison den Anfang. Eine pfeilschnelle Strecke, da hätte ich heute ohne meine Reportertätigkeit die vier Stunden unterbieten können. Netto sind es dann 4.04 Stunden und der schnellste Kilometer war der 42! Viele freundliche Helfer, die an alles denken. Was Ewald Tröbinger begonnen hatte, setzt jetzt Günther Weidlinger in der richtigen Richtung fort. Ewald ist in Rente gegangen und wurde just für sein Lebenswerk in Sachen Donau Marathon vom Landeshauptmann Thomas Stelzer mit der Silbernen Verdienstnadel das Landes Oberösterreich geehrt.
Einen Verbesserungsvorschlag zum Schluss: Bitte holt euch einen gescheiten Schirmherrn, dann spielt Petrus auch mit. Wär das nicht was für den Herrn Landeshauptmann?
Ergebnisse:
Marathon Männer
1. Simon Boch, 2.09.25
2. Evans Kimtai Kiprono, 2.09.56
3. Jackson Kemboi Rutto2.12.02
Marathon Frauen
1. Teclah Chebet, 2.27.18
2. Domenika Mayer, 2.28.47
3. Rebecah Jeruro Cherob, 2.30.04
Teilnehmerzahlen:
Marathon: 540
Halbmarathon: 2443
Viertelmarathon: 3257
Staffelmarathon: 470 Teams