Infolge des gemeinsamen Starts der Voll-, Halb- und Vierteldistanzläufer ist das Getümmel auf dem Startgelände so groß wie bei einem der einschlägigen Großmarathons. Beim Blick über die Menschenflut ist kaum ein Unterschied zum Auftrieb etwa in Berlin oder Frankfurt auszumachen, wo der Startkanal gleichfalls besonders breit angelegt ist.
Klaus Sobirey (2011)
„Land der Berge, Land am Strome“, die Bundeshymne wird gespielt, dann wird’s nach dem Schuss aus einem Antik-Stutzen Ernst und es geht los. Der Anblick der autofreien Autobahn in Richtung Prag erinnert an Bilder aus dem Jahr 1973, als man sich wegen der Ölkrise das Autofahren an einigen Sonntagen verkneifen musste.
Klaus Duwe (2009)
Nach zweieinhalb km verlassen wir die Autobahn und laufen nun stadteinwärts. Ab hier gibt es sehr viel Publikum. In dieser Gegend wohne ich, ich sehe viel bekannte Gesichter. Hier spüre ich den Wind zum ersten Mal unangenehm, trotzdem, meine Haube wird mir zu warm. Da steht mein Fan, Evi, ich reiße mir die Haube vom Kopf. Ein leichter Anstieg über gut 1km folgt – auch hier großes Zuseherinteresse. Es folgt die erste Labe, es gibt Wasser und Iso.
Herbert Orlinger (2012)
Nicht Kaiserstraße oder Königsallee heißt die Fußgängerzone in Linz, sondern ganz einfach Landstraße. Sie führt direkt zum Hauptplatz und ist mit ihren vielen historischen Gebäuden rechts und links ziemlich spektakulär. Dazu kommen die vielen Zuschauer, die mächtig Stimmung machen.
Andreas Greppmeir (2019)
(Klaus und Margot Duwe)
Fast im Zickzack laufen wir in der Altstadt: Fabrikstraße, Dametzstraße, Goethestraße und Landstraße. Letztere ist das Herz von Linz. Geschäfte links und rechts. Heute erfreuen uns einige Cheerleader-Girls, eine Augenweide. Ein wenig Aufmerksamkeit braucht man als Läufer, denn der Untergrund ist gepflastert und die Schienen der Trambahn sorgen für einen rustikalen Untergrund. Musiker bearbeiten ihre Trommeln ohne Unterlass.
Die Halbmarathonis haben das Tempo nun gehörig angezogen, denn auf der Landstraße kann man den Zielsprint anziehen. Nur noch geradeaus, dann sind die Halben im Ziel. Die halten sich rechts und sind gleich „dahoam“, wir biegen ab.
Anton Lautner (2014)
Wir kommen zum 1924 erbauten neugotischen Linzer Mariendom, nach dem Fassungsvermögen mit 20.000 Personen die größte römisch-katholische Kirche Österreichs – nach der Höhe ist dies der Stephansdom. Nach und nach rücken die Staffelläufer nach. Ich laufe am Park vorbei in Richtung Bahnhofstraße, wo ich heute Morgen schon aus Wien kommend vorbeigestapft bin. Ein Sandler, der hier im Park seinen Unterstand aufgeschlagen hat, pumpte mich um Kleingeld an.
Viel Applaus bekommen wir von einer größeren Stammtischrunde, die Leute sind gut drauf, die Musik ist aufgedreht. Und die Frau am Fenster im Hochparterre des Familienhauses meine ich bei früheren Läufen hier schon gesehen zu haben. Den Leuten beim Laufen zuzusehen, scheint doch nicht ganz uninteressant zu sein.
Anton Reiter (2018)
Judith und ich werden oft überholt, meist von Staffelläufern mit gelben Gürteln, an denen die Nummern mit dem Staffelchip angebracht sind. Viele Anwohner nutzen die Chance für einen Frühschoppen an der Strecke. "S'gmiadliche Eck" hat Tische an den Laufweg gerückt. Für uns gibt es eine Verpflegungsstelle. Zurück im Park kommen wir an einer extra ausgewiesenen Ruhezone vorbei. Gleich dahinter dröhnt es mit erheblicher Phonzahl aus Lautsprechern. Der Veranstalter hat an einigen ruhigeren Bereichen Musikbeschallung organisiert. Echt super, mein Lauftempo erhöht sich.
Andreas Bettingen (2016)
(Klaus Sobirey)
Auch an entlegenen Stellen postieren sich Fans und unterstützen die Läufer. Ich bin beeindruckt. Und überrascht. Linz ist eine Industriestadt und hat bestimmt seine nicht ganz so attraktiven Seiten, aber viele Grünzonen. Zum Beispiel den Wasserwald, ein Paradies für Jogger und Walker. „Am langen Zaun“ heißt die schmale Siedlungsstraße mit den schmucken Einfamilienhäuschen hier. „Hast du Durst, hast du Hunger?“, werde ich gefragt und eine Frau rennt so lange neben mir her, bis ich ihr die Wasserflasche abnehme.
Klaus Duwe (2009)
Bei der Labe gibt es Musik, Cheerleader und Zuseher, die jeden der vorbei kommt hochleben lassen. Wunderbar, vielen Dank dafür! Noch im Wasserwald, km33, steht jenseits des Zauns ein Techniker mit einer Armada an Lautsprecherboxen. Ich biete ihm meine vorhin angebrochene Wasserflasche an, er nickt, ich werfe sie ihm über den Zaun. Es läuft gerade die Kennmelodie von „Miami Vice“. Ich bin begeistert, Musik aus meinen jungen Jahren, toller Sound. Als wir den Wald verlassen und wieder zu Häusern kommen, werden wir aus dem Erdgeschoß raus angefeuert. Wir verabreden uns wieder für nächstes Jahr.
Herbert Orlinger (2012)
Kilometer 41: Wieder biegen wir ein in die lange Zielgerade auf der Landstraße. Noch einmal lassen wir uns von der anhaltend fantastischen Stimmung tragen, die zunimmt, je näher das Ziel rückt. Der letzte Kilometer wird dem Läufer in Linz leicht gemacht. Man wird förmlich ins Ziel getragen. Selten habe ich bei einem Marathon einen dermaßen emotionsgeladenen Schlusskilometer erlebt. Wie oft habe ich das Ende des letzten Marathonkilometers herbei gesehnt. Hier nicht. Fast schon bedauere ich, als sich auf einmal der Linzer Hauptplatz vor mir öffnet. Pastelfarbene Barock- und Rokokofassaden säumen den repräsentativen, langgezogenen Platz, in seinem Zentrum überragt durch die riesige Dreifaltigkeitssäule. Zum Marathonfinale sind hohe Tribünen für die Zuschauer beidseits des Zieleinlaufs errichtet worden, zudem eine große Bühne mit public viewing-Leinwand, diverse Zelte. Tausende bevölkern den Platz und feiern die Ankömmlinge. Was für eine Szenerie! Ich fliege ins Ziel ....
Klaus Sobirey (2011)
Ein schöner Stadtmarathon mit allem, was dazu gehört: schnelle und abwechlungsreiche Strecke, 100.000 Zuschauer, Stimmung bei gutem Preis-Leistungs-Verhältnis in der drittgrößten Stadt Österreichs, die neben dem Marathon noch vieles an Kultur, Natur und Gastronomie für ein verlängertes Wochenende zu bieten hat.
Andreas Bettingen (2016)