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Laufberichte

Deich auf, Deich ab

 

15 Jahre Küstenmarathon in Otterndorf, der letzte Laufbericht auf M4Y stammt aus dem Jahr 2004. Da wird es doch Zeit, dass mal wieder einer unserer laufenden Reporter hier aufschlägt. Gesagt, getan.

Es ist  Weltkindertag  und so laufen heute auch Spitzenathleten mit Volksläufern für den Kinderschutzbund, sowie für die Kinder- und Jugendarbeit der ausrichtenden Sportvereine. Und wer könnte einen solchen Lauftag besser eröffnen, als die Kindergartenkinder der Stadt auf ihrem Bambini-Marathon über 421,95 Meter. Neben dem Kinder-Marathon gibt es natürlich auch einen echten Marathon über 42,2km auf einem 4 Rundenkurs. Für Halbmarahonis heißt es 2 Runden laufen und auch für die 10km und 5km Läufer gibt es ein Laufangebot. Das Startgeld für den Marathon liegt zwischen 30€ und 35€. Die Startunterlagen gibt es am Samstag von 14:30 Uhr bis 17:30 Uhr und am Sonntag vor dem Lauf ab 8:00 Uhr in der Sporthalle des Schulzentrums in der Schulstraße.

Ich bin heute mal wieder mit meinem Lauffreund Dieter unterwegs. Dieter ist letzten Sonntag in Köln seinen 18. Köln-Marathon gelaufen und ich war in Wolfsburg. Gemeinsam sind wir nun an der Küste in Otterndorf, ca. 15 km östlich von Cuxhaven.

Otterndörp, wie die Einheimischen sagen, hat ca. 7.000 Einwohner und liegt direkt am meistbefahrenen Schifffahrtsweg der Welt, der Elbmündung. Durch die Stadt fließt die Medem,  die hier in die Elbe mündet. Die idyllische Kleinstadt erhielt 1400 von Herzog Erich von Sachsen-Lauenburg die Stadtrechte. Den Namen hat sie nach alten Überlieferungen, weil es in der Medem früher viele Fischotter gab. Aus dem einstigen Fischerdorf ist eine Kaufmannssiedlung an der Handelsstraße zwischen Hamburg und Cuxhaven entstanden.

Wir reisen schon am Samstag an und können so die wunderschöne Altstadt zu Fuß erkunden. Besonders schön sind die Fachwerkhäuser mit den Klinkerfassaden wie z.B. das Kranichhaus, das Rathaus, die Lateinschule, das Torhaus, das Schloss, das Hadlerhaus oder auch die Stadtscheune.

Viel moderner ist die Turnhalle des Schulzentrums, wo sich die Startnummernausgabe befindet. Schnell und habe ich meine Startnummer. Es gibt für den Marathon 55 Voranmelder und 5 Nachmelder. Mal sehen, wieviel morgen starten und ins Ziel kommen.

Schon um 9 Uhr ist zwischen dem Kirchplatz und Rathausplatz richtig Betrieb. Viele Kinder in Begleitung ihrer Eltern, Großeltern, Onkeln und Tanten sind schon ganz aufgeregt, denn bald geht es für sie los. Am Weltkindertag werden sie den Lauftag und damit den 15. Küstenmarathon eröffnen.

Der erste Weltkindertag war am 21. September vor 60 Jahren. Er wurde durch die Vollversammlung der Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um die Rechte der Kinder, die Freundschaft unter den Kindern und Jugendlichen zu fördern und die weltweit die Regierungen aufzurufen, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) zu unterstützen.

Um 9:30 Uhr starten die kleinen Renner mit den afrikanischen Eliteläufern und –läuferinnen. Als Ehrengast ist Luminita Zaituc (Marathonbestzeit  2:26:01) mit ihrer kleinen Tochter mit dabei. Die „Mini-Marathon-Strecke“ von 421,95 Meter nehmen rund 300 Kindergartenkinder unter ihre kleinen Füßchen. Die Familien am Rand machen ein Riesenspektakel. Einfach toll zu sehen, mit wieviel Spaß die Kinder laufen.

Dann wird es langsam ernst für die Großen. Norbert König, Sportreporter beim ZDF, absolviert einen Modreations-Marathon und läuft später die 5km mit. Zunächst begrüßt er die die afrikanischen Eliteläufer und stellt jeden einzelnen mit vielen Infos vor.

Um 10 Uhr starten die 10km Läufer, die auch von den Afrikanern angeführt werden. Dann um 10:15 Uhr sind die Marathonis und die Halbmarathonis dran. Im Startblock entdecke ich wieder Lauffreunde aus ganz Deutschland. Alle kennen unser Portal und freuen sich,  einen der laufenden M4Y-Reporter so weit im Norden zu sehen.

Am Rathaus fällt der Startschuss und es geht über die Marktstraße vorbei am Puppenhaus, das heute offen ist. Hier werden ca. 1.300 Puppen, Puppenstuben und Stofftiere aus der Zeit von 1890 bis heute gezeigt.

In Otterndorf sind am Küstenmarathontag traditionell die Geschäfte geöffnet, was der Zuschauerfrequenz in der Stadt und an der Strecke zugutekommt. Rund 200 Halb-  und 50 Marathonis machen sich auf die Strecke. Die Halben laufen, wie schon gesagt, 2 Runden. Für mich und ca. 50 andere Läuferinnen und Läufer stehen 4 Runden auf dem Programm.

Beim Chinesen geht es scharf links ab und am Schulzentrum vorbei. Die Gruppe hat sich hier schon gut sortiert und es ist Platz genug auf der abgesperrten Straße. Wir folgen dem Liebesweg an dessen Ende zwei Damen das Feld bis zum letzten Läufer anfeuern. Und das bis zum bitteren Ende in der  4. Runde. Einfach super Klasse.

Nun geht es über den Katzenkopf vorbei an Obstspalieren in Richtung Deich. Über Zutrifft und Beufleth kommen wir an den Hadelner Kanal. Es geht über die Brücke und gleich nach links zwischen Deich und Kana bis zum Segler Bootshaus. Hier gibt es einen kurzen aber heftigen Anstieg auf den Deich, von dem aus man einen herrlichen Blick über die Salzwiesen und den Hafen hat. Allerdings bläst uns auch ein kräftiger Wind entgegen.

Hinter der Schleuse laufen wir auf der Deichkrone entlang. Unzählige Kuhfladen hat man entfernt, um den Läufern ungetrübte Lauffreude zu ermöglichen. Wir kommen zum Hafen, wo am Gasthaus die zweite Getränkestelle eingerichtet ist. Dann heißt es 800 m zwischen Grünstrand und Wasser gegen den Wind. Für die Kitesurfer genial, für die Läufer harte Arbeit. Die Hafenanlagen im Hintergrund sind in ca. 20km entfernt und gehören zu  Cuxhaven. Die großen Pötte sind auf der Fahrt nach Hamburg oder sie kommen von dort. Auf der folgenden Begegnungstrecke begrüßt man sich und ich bin fleißig am Fotografieren.

Neben dem Deich geht es vorbei an verschiedenen Ferien- und Freizeiteinrichtungen bis zur Kehre beim  Wasser- und Landschaftspark Seenland. Rund 500 Plätze hat der Campingplatz und die Seen dazwischen bieten viele Möglichkeiten für den Wassersport. Mit den vielen Imbiss- und Souvenirbuden sieht es hier aus wie auf einem Rummelplatz. Wir laufen weiter Richtung Schleuse.  Neben dem Schöpfwerk zeigt eine  Bronzeplastik eine Gruppe Arbeiter beim Deichbau. Ein Hinweis auf die schwere Arbeit, die verrichtet wurde, um  die Menschen vor dem Meer zu schützen.

Wir überqueren die Medemschleuse und kommen an den Prenzliner Platz. Neben den historischen Häusern gibt es wieder Versorgung. Alle Helfer sind sehr engagiert und freundlich. Wir überqueren den Hadelner Kanal und laufen zurück zur Innenstadt, beklatscht und bejubelt von vielen Zuschauern. Noch einmal gibt es Flüssiges, dann sind wir auf dem kleinen schmalen Schlossgraben mit den schön restaurierten kleinen Fachwerkhäusern.

Historische Häuser auch am Kirchplatz. In manchem Mauerwerk entdeckt man Giebelsteine, die an einen Besen erinnern. Damit wollten sich die Menschen vor Bösem schützen. Eine Bronzeplastik zeigt den Utröper (Ausrufer), seinerzeit praktisch der Nachrichtensprecher,  der Neuigkeiten und die Entscheidungen der Dorfobersten verkündete. Dieter weiß mir zu erzählen, dass er noch selber in seinem Dorf an der Weser den Ausrufer mit der Schelle erlebt hat.

Dann geht es vorbei an der Kirche in Richtung Ziel. Am Rathaus habe ich meine 1. Runde. Die ersten drei, natürlich Kenianer, sind schon im Ziel des „Halben“. Die Siegerin, auch eine Kenianerin kann ich mir gerade noch vom Leib halten und werde nur von drei Läufern der Halbmarathonstrecke überrundet.

Es folgt die 2. Runde, auf der mich noch einige Halbmarathonis begleiten. Der langsamste Halbmarathonläufer braucht 3:33 Std. für die 2 Runden. Ich beende die 2. Runde wie die erste in 1:10.

In der 3. Runde wird es dann einsam für die Läufer, aber einige Zuschauer sind noch da und feuern uns bis zum Schluss an. Die Passage am Wasser ist jetzt noch windiger und die Wellen reichen bis zur Laufstrecke.

Auf der letzten Runde begleitet mich der Besenradler. Es wird hart. Der Wind hat noch einmal zugelegt und kommt direkt von vorne. Ich habe keine Chance, kann nicht dagegen anlaufen und muss gehen. Aber ich ziehe es durch und erreiche das Ziel. Es folgen Interview, Medaillenempfang, Erinnerungsfotos und Verpflegung in der Scheune.  Alles ist noch ausreichend vorhanden, Bier, Kuchen und Obst. Auf meiner Urkunde steht „ 2. Platz M60“  Also schnell duschen, um pünktlich zur Siegerehrung auf das Treppchen zu steigen.

Als Fazit kann ich nur sagen: Gut, dass ich hier dabei war. Der Küstenmarathon ist eine ganz tolle Veranstaltung, organisiert mit sehr viel Herz und Liebe.  Im Cuxland erwarten einen freundliche und hilfsbereite Menschen, auf und abseits der Laufstrecke.  Ich komme sehr gerne wieder.

Im Marathonziel waren 50 Männer und Frauen. Es liefen leider nur 5 Frauen, da sie alle in unterschiedlichen Altersklassen liefen, waren alle Siegerinnen und erhielten einen schönen Sachpreis. Also nächstes Jahr wieder zum Weltkindertag nach Otterndorf.

 

Marathonsieger:
1. Hosea Tuei   Elite M    2:20:29
2. Julius Cheruiyot Koech  Elite M    2:21:44
3. Martin Schulze   MTV Treubund Lüneburg 3:15:08

Marathonsiegerinnen:
1. Prisca Kiprono   Elite W    2:50:49
2. Sylvia Tenai   Elite W    3:04:54
3. Birgit Grewe   TSV Neuenwalde  3:42:55

 

Bilder aus Otterndorf

 

 

 

Informationen: Küstenmarathon
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