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Laufberichte

Salz auf der Haut

 

Es war an einem schönen Abend im Mai. Tanja eröffnet mir, dass sie Anfang Juni mit ihrer Tante wandern geht. Ich schaue in die Terminliste auf Marathon4you und finde einen Tipp: Salzkotten! Kenne ich noch nicht und ist im Gegensatz zu Salzburg und Stockholm in der Nähe. Die TorTour de Ruhr steckt mir dann noch nach 2 Wochen in den Beinen, aber in Ostwestfalen-Lippe erwarten mich nur wenige Höhenmeter, das sollte passen. Start ist um 8:30, also lieber Anreise am Vortag. Die Hotels sind leider schon ausgebucht, aber ich finde privat noch eine Unterkunft zwei Orte entfernt. Also geht es ganz spontan in die Sälzerstadt Salzkotten.

Kotten waren Gebäude, in denen unter anderen auch Salz gesiedet wurde, so interpretiert man den Namen Salzkotten als “bei den Salzsiedehütten“. Schon 1160 werden die ersten Salzsieden erwähnt. Stadtrechte bekam das heute ca. 25.000 Einwohner zählende Salzkotten bereits im Jahre 1247, es liegt in Nordrhein-Westfalen im Kreis Paderborn.

Ich reise den Samstag ganz entspannt an, es sind Regenschauer und maximal 17 Grad angekündigt. Vor Ort dann die große Überraschung: das Thermometer zeigt 25 Grad, die Sonne brennt vom Himmel und über Salzkotten ist nicht ein Wölkchen zu sehen. Ich erinnere mich an Marios Bericht, als er hier auf der Strecke durchgebraten wurde. Kurzer Check, es soll über Nacht noch Regen kommen und morgen erwarten uns 10-19 Grad, voraussichtlich trocken. Optimal!

Die Abholung der Startnummer ist nachmittags in der Stadtbibliothek möglich, in rund 500 m Entfernung gibt es ausreichende Parkmöglichkeiten bei der Sälzer Lagune östlich vom Zentrum und westlich bei Penny und Lidl. Vor ein paar Tagen kam eine Email mit meiner Startnummer, so sollte eine zügige Ausgabe stattfinden. Auf der Startnummer steht Manuela! Man stellt fest, dass ich nicht gerade wie eine Manuela aussehe und dass hier wohl was vertauscht wurde. Nach kurzer Suche erhalte ich meine richtige Startnummer und der Name passt. In den Abend hinein gibt noch eine offizielle Eröffnung der Veranstaltung mit Live Musik und einer Pasta Party.

 

Raceday

 

Die Nacht brachte die erhoffte Abkühlung mit Regen und Gewitter. Leichter Nieselregen bei 10 Grad, dies könnte noch etwas besser werden. Ich umfahre das Zentrum, um nicht mit Straßensperren konfrontiert zu werden und erreiche die ausgewiesenen Parkplätze. Die Parksituation vor Ort ist gut und nicht überfüllt. Bis zum Start beim Bürgerturm sind es 600 m.

 

 

Dieter und Heike kommen mir entgegen, Kollege Markus finde ich im Starterfeld, Michaela und Jens sind da, Sascha macht einen Pacer beim Halbmarathon. Fern der Heimat und doch fühlt man sich wie zu Hause. In der Startliste habe ich einen großen Namen gefunden und begebe mich auf die Suche. Natürlich werde ich in den ersten Reihen fündig und freue mich sehr ein paar Worte mit Birgit Lennartz wechseln zu können. Viele deutsche Meisterschaften konnte sie gewinnen, 13 Goldmedaillen, 10 davon auf ihrer Paradedisziplin, den 100 km. Zusammen mit Helmut Urbach hält sie den Rekord,  7mal Biel gewonnen zu haben. Sie möchte es heute ruhig angehen lassen. Das habe ich auch vor. Mal schauen, wie viele Stunden am Ende zwischen uns liegen werden.

Auf dem Podest am Start werden vom Organisator noch ermunternde Worte ausgesprochen, der Bürgermeister schließt sich dem an, und mit einem Startschuss pünktlich um 8:30 Uhr schickt uns der Hauptsponsor und Namensgeber, Herr Klingenthal, auf die Strecke. Laut Meldeliste starten rund 140 zum Marathon und 450 zum Halben. Insgesamt sind rund 2500 Aktive am Start, nach 2092 Finishern im letzten Jahr eine deutliche Steigerung. Toll finde ich das stärkste Teilnehmerfeld: 600 Bambinis sind gestern schon durch die Stadt gefegt.

 

 

Wir schlängeln uns durch die Stadt und kommen schon nach wenigen Metern in den Genuss, den Zielbereich am Rathaus zu passieren. Viele Zuseher sind zum Anfeuern gekommen, von der Bühne aus wird moderiert und motiviert. Auch der erste VP erwartet uns bereits hier. Durch schmale gepflasterte Gässchen an der Kirche entlang biegen wir über einen Parkplatz auf die abgesperrte Hauptstraße ein. Hier erwartet uns auch schon eine Fankurve, mit Schildern und Getöse fühlt es sich wie auf einem großen City-Marathon.

Für die Fans hat man sich dieses Jahr etwas Besonderes ausgedacht und die „Vorgarten-Fan-Fiesta“ ins Leben gerufen. Jede Gruppe konnte sich im Vorfeld anmelden. Während des Rennens fährt eine Jury die Strecke ab. Alle Beteiligten werden mit etwas „Kühlem“ von Sponsor Warsteiner versorgt und die kreativsten prämiert. Eine schöne Idee, um mehr Stimmung an den Streckenrand zu bekommen.

 

 

Vorbei am Westerntorturm schwenken wir stadtauswärts. Flach und Teer, das ist mein Revier. Meinen Fotostopps geschuldet holen mich Markus und Adalbert ein und es beginnt eine gemütliche Gesprächsrunde. Über eine Straße geht es Richtung Verne, alles ist weiträumig abgesperrt. Eine schmalere Straße, einmal abbiegen und wir überqueren die Heder, deren Quelle südlich von Salzkotten liegt und bereits um das Jahr 836 eine Erwähnung findet. Sie wird nach 11,8 km in die Lippe fließen.

Wir biegen in einer leichten Steigung rechts ab nach Klein Verne und erreichen den zweiten unserer vier Verpflegungspunkte. Alle 2,5 km versorgt zu werden ist echter Luxus! Jetzt geht es auf die große Verner Straße und wir haben ein Begegnungsstück mit den Schnellen, die schon auf dem Rückweg an uns vorbeifliegen. In Verne drehen wir eine Runde durchs Dorf und erreichen am Sportplatz schon den nächsten VP. Wir verlassen den Ort, es folgt ein  langes Geradeaus-Stück: 2,5 km die Verner Straße entlang zurück nach Salzkotten. Mehrere Hot-Spots sorgen für Stimmung und Kurzweil. Unter einer Unterführung erwartet uns VP4, hier machen Mädels im Spalier richtig Stimmung, gleich ein dutzend Becher werden uns entgegen gehalten.

Zweimal  Kreisverkehr, dann biegen wir in die Sälzerhalle ab, und durchlaufen zumindest deren Flur auf einem roten Teppich. Gefühlt könnte jetzt das Ziel der ersten Runde erreicht sein, aber wir dürfen noch eine Runde an der Saline vorbei über die Sälzerwiesen drehen und überqueren noch einmal die Heder. Dann erst kommt endlich wieder der Markt auf uns zu, wo uns die Cheerleader mit ihren Pompons anfeuern. Eine schöne abwechslungsreiche Runde liegt hinter uns, Adalbert haben wir irgendwann verloren, während Markus und ich uns in Erzählungen verloren. 10,5 km sind geschafft, das gilt es noch 3mal zu wiederholen.

 

 

Die zweite Runde läuft gut, man ist nie allein auf der Runde und das Wetter ist optimal. Trocken und frisch. Inzwischen ist das 10 km Rennen gestartet und belebt die Strecke. Man nimmt andere Läufer, Hot-Spots, Schilder und die Gegend schon bewusster wahr, als in der ersten Runde, ein paar hübsche Fotos entstehen. Und erstmalig schaffe ich einen negativen Split, die zweite Runde ist tatsächlich schneller wie die erste.

In der dritten Runde ist die Luft dann aber raus, ich werde langsamer. Markus bleibt bei mir, wir haben immer noch was zu erzählen. Auf der Strecke wird es noch einmal lebhaft,  denn jetzt sind auch die 5 km Läufer dabei. Eine schöne Aufteilung, so ist die ganze Zeit was los.

 

 

Auch in der letzten Runde werde ich nochmal langsamer und verliere das Ziel, unter 5 Stunden zu bleiben, aus den Augen. Auf den letzten Metern jage ich mit Adalbert ins Ziel. Michaela erwartete uns leicht durchgefroren und hängt uns die erkämpften und verdienten Medaillen um. Adalbert folgt der Empfehlung der Orga und testet das Kneippbecken direkt hinter dem Zieleinlauf.

Markus und ich überqueren noch den Trailabschnitt über den Kütfelsen, einer erdgeschichtlich relativ jungen Kalksinterbildung und damit geologisches Wahrzeichen von Salzkotten. Vorbei an der Saline kommen wir in den Verpflegungsbereich, welcher zu vorgerückter Stunde schon ziemlich geplündert ist. Wir bekommen noch Bier und Malzbier, es gibt noch Melone, Banane und Müsliriegel. Die angepriesenen Kuchenmeister Küchlein haben andere genossen. Schade, dass man für die langsameren Läufer nicht ein Kontingent zurückhält.

Trotzdem ist der Klingenthal Salzkotten Marathon eine durchaus als perfekt zu bezeichnende Veranstaltung, die zurecht als Tipp auf Marathon4you gelistet ist. Es hat mir sehr gut gefallen.  

 

Marathon
Männer
2:29:14 – Miguel Molero Eichwein – Spiridion Schleswig
2:43:52 – Dominik Möller – HHS Hannover
2:44:12 – Lukas Dotzauer – Milers Colonia 2020

Frauen
3:11:20 – Lea Doppelbauer
3:19:00 – Mathilda Waidelich – h_da (Hochschule Darmstadt)
3:22:47 – Sophie Kollmeier – ASG Teutoburger Wald
14. - 3:58:17 – Birgit Lennartz – LLG St. Augustin

134 Finisher

 

 

Informationen: Klingental Salzkotten Marathon
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