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Laufberichte

Laufen im Grünen

24.07.11

100 Prozent (Schwarz)Wald, mehr geht nicht. Und mit der Temperatur? Weniger geht auch nicht mehr. Was den 39. Hornisgrinde Marathon interessant macht, das versuche ich euch zu berichten. Einen Eindruck können die Bilder vermitteln, auch wenn einiges feucht daherkommt.

Vor ein, zwei Jahrzehnten bin ich schon mehrmals auf und um die Hornisgrinde gelaufen, ein schöner Naturkurs, so meine Erinnerung an diese Zeit. Und meistens lachte die Sonne vom Himmel. Heuer schaut es bisher mit dem Sommer nur mau aus. Ein, zwei schöne und heiße Tage, dann lässt es Petrus wieder donnern und empfindlich abkühlen. Bergläufer haben in diesen Wochen noch schlechtere Karten. Es ist dort fast ein Lotteriespiel. Die bayerische Berglaufmeisterschaft in Mittenwald auf das Karwendelgebirge muss gleich wegen Schneefall abgesagt werden.

Da haben es die Teilnehmer unterhalb der 1164 Meter hohen Hornisgrinde ein wenig leichter. Zwar kommt am Wettkampfmorgen die Temperatur mit sieben, acht Grad deutlich einstellig daher, dafür müssen wir nicht um eine Absage bangen. Ich blicke nach oben auf die Abfahrtspiste Richtung Mehliskopf und sehe -  nach 50 Meter nichts mehr. Nebel!

Wer Zeit hat, kann über die Schwarzwaldhochstraße, die Bundesstraße 500, anreisen und viele Ausblicke genießen. Wen es pressiert oder wer erst am Laufsonntag anfährt, der sollte die Autobahn 5 an der Anschlussstelle Bühl verlassen. Übernachten kann man bereits am Samstag direkt vor Ort (300 Meter entfernt) in der Skihütte für wenig Geld.

Ein sportliche Vollpension bietet uns der TV Bühlertal an diesem Wochenende: Halbmarathon und Walking über zehn Kilometer am Samstag. Marathon, Zehn-Kilometer-Lauf und Schülerlauf am Sonntag. Im Gegensatz zur Höhenlage im Schwarzwald ist das Startgeld für den langen Kanten auf niedrigstem Niveau. 22 EUR für Lauf, Marathon-Infrastruktur, Urkunde, T-Shirt oder Handtuch. Für eine Massage des geschundenen Fahrwerkes soll man sich anmelden. Und wer zu den drei Schnellsten im Marathon gehört, der kann seine Teilnahme gleich refinanzieren.

Ein Parkplatz ist gleich gefunden (Parksituation ist ausreichend). Der Weg zur Anmeldung im Festzelt ist ausgeschildert. Im Festzelt werden noch die Tische der Anmeldeschalter zurechtgerückt, damit die rund 500 Sportler heute mit ihren Sachen schnell versorgt werden können. Übrigens, gezahlt wird bei Voranmeldung erst beim Abholen der Startnummern. Und für die Schüler ist die Teilnahme startgeldfrei. Damit nicht genug. Der Sponsor Schöck Bauteile spendet je Schüler 5 EUR an die Lebenshilfe.

Im Festzelt ist die Kaffeetheke schon dicht belagert. Aufgrund der Kühle geht das heiße schwarze Getränk weg wie sonst was. Die Gäste der Skihütte lassen sich noch das Frühstück schmecken. Reporterkollege Wolfgang Bernath zeigt mir seine Bilder vom gestrigen Ausflug auf die Hornisgrinde bei Sonnenschein. So was werden wir heute nicht erleben. Wir dürfen uns schon glücklich fühlen, wenn es von oben dicht bleibt. Ich bin optimistisch und lasse daher meine Funktionsjacke im Auto liegen. Eberhard Ostertag hat noch einen Vorschlag für mich: „Das ist ein Laufwetter für kurze Laufhosen.“ Für ihn und andere schon, für mich nicht.

Die Zeit bis zum Start um 08.30 Uhr verläuft schnell (die Zehner sind bereits 30 Minuten auf einem eigenen Kurs unterwegs), dann werden wir nach einem Schuss aus der Startpistole auf den Weg geschickt. Ich schieße noch einige Bilder, sehe wie es Wolfgang, auf einer Bierbank stehend, mir gleichtut, und mache mich dann auf die Socken.

Die ersten zwei, drei Kilometer verlaufen bergab auf einem Forstweg, wo Läufer zu dritt nebeneinander Platz haben. Überholmanöver müssen noch warten, die Zeit und Gelegenheit kommt schon noch.

Beim Kurhaus Sand wechseln wir kurzzeitig auf die Bundesstrasse 500 und biegen dann anschließend wieder nach rechts in einem Forstweg ein. Die Feuerwehr und Helfer haben die Ausflugsstrasse kurzzeitig für die Läufer gesperrt.

Das Hotel Plättig, das wir nach einem kurzen Wegstück erreichen, hat eine lange Geschichte. So logierte dort Kaiserin Sissi. Seit 2010 ist es aufgrund fehlender Gewinne geschlossen. Am Mehliskopf könnte man sich jetzt die Zeit auf einer Bobbahn oder im Klettergarten vertreiben, so ein Hinweisschild.

Das Feld hat sich jetzt bei Kilometer vier schon auseinandergezogen. Freies Laufen ist möglich und Überholen sowieso. Aber Vorsicht: Auch wenn der Kurs auf den ersten 25, 26 Kilometer sehr gefällig ist, sollte man sein Tempo zügeln, denn ab da geht es tendenziell wieder nach oben. Immerhin mehr als 200 Höhenmeter vom tiefsten Punkt muss man sich wieder nach oben kämpfen. Ein paar Körner brauchen wir schließlich auf dem letzten Kilometer auf der fast 10prozentigen Steigung auf der Landstraße Richtung Hundseck. Wer da noch laufen kann, der hört ihn jaulen, seinen Schweinehund.

Kilometer sechs, die erste Verpflegungsstelle. Die Versorgung ist mit Wasser, Iso, Zitronentee, Brot, Bananen und Zitronenscheiben zweckmäßig und reichhaltig. Später wird auch noch Cola im Angebot zu finden sein.

Beim Scherrhof haben wir fast 200 Höhenmeter schon verloren – und sind erst bei Kilometer 11,5. Wer möchte, kann hier einkehren, denn der Scherrhof ist ein Ausflugslokal. Einige wenige Zuschauer stehen da beim „Marathonschauen“. Viele werden wir nicht zu Gesicht bekommen, man könnte sie fast mit Handschlag begrüßen. Aber wir laufen in der Natur, keine Ortschaften werden durchquert, und da muss man sich halt auf wenig Ansprache gefasst machen.

Ich liebe solche Strecken, wo man in einem bequemen Tempo einen ruhigen Lauf machen kann. Schade, dass der Himmel recht verhangen ist. So kommt die Schönheit des Schwarzwaldes nicht so herüber, wie ich ihn in Erinnerung habe.

Wir verlassen nun die Teerstrasse und biegen auf einem Pfad ein, der mit Gräsern und Farn fast zugewachsen ist. Sollte es hier Zecken und ähnliches Ungeziefer geben, dann werden die ersten Läufer diese schon mitgenommen haben. Für Schnaken und Wespen ist es wohl heute zu kalt. Ein wenig Konzentration auf diesem Trail schadet nicht.

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Informationen: Hornisgrinde Marathon
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