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Laufberichte

Schau, schau, Heidenheim

11.06.06
Autor: Klaus Duwe

Premiere mit kleinen Schönheitsfehlern

 

Gleich zwei Attraktionen sollen dem Heidenheimer Stadtlauf neuen Zulauf verschaffen: der erste Heidenheimer Marathon und die Landesgartenschau, die in die Laufstrecken integriert ist. Wenn man Heidenheim mit Sport in Verbindung bringt, dann eher mit Fechten als mit Laufen. Der „Heidenheimer Pokal“ ist eines der bedeutendsten Degenturniere der Welt und die Olympia-Medaillengewinner Arndt Schmitt (Gold) und Ralf Bissdorf (Silber) sind hier zuhause.


Den Namen der Stadt in der ganzen Welt bekannt gemacht hat aber die Firma Voith, mit ca. 4.200 (30.000 weltweit) Arbeitsplätzen größter Arbeitgeber der Stadt. Man schätzt, dass ein Drittel der Papierproduktion weltweit auf Maschinen des Heidenheimer Familienunternehmens hergestellt wird. Ein anderes großes und bekanntes Unternehmen ist die Hartmann AG, die Verbandsstoffe herstellen. Ein Überbleibsel aus der einst blühenden Textilindustrie auf der Schwäbischen Alb.


Heidenheim liegt mit seinen ungefähr 50.000 Einwohnern am nordöstlichen Zipfel der Schwäbischen Alb, die wegen ihres rauen Klimas, aber auch wegen ihrer landschaftlichen Schönheit bekannt ist. Das raue Klima bekomme ich am Sonntag in der Früh zu spüren, als ich von meinem Quartier 20 km außerhalb nach Heidenheim aufbreche. 6,5 Grad zeigt das Thermometer an. Aber die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel. Zusammen ergeben das ideale Bedingungen für einen langen Lauf.


Als ich vor dem Rathaus eintreffe, sind die Aufbauarbeiten noch voll im Gange. Außer mir suchen weitere Läufer nach einem Platz zum Sitzen, nach Kaffee und vielleicht einem zweiten Frühstück. Die zahlreichen Cafés und Kneipen sind alle geschlossen. Da haben die sonst als sehr geschäftstüchtig geltenden Schwaben etwas verpasst. Gestern Abend war da schon mehr los. Einige Gaststätten hatten Nudelbuffets im Angebot. Ich war gleich in der Nähe im Mohren, hab etwas Fußball auf der Riesenleinwand gekuckt und mir die verschiedenen Nudelgerichte für sage und schreibe 3 Euro schmecken lassen.

 


Langsam füllt sich der Platz am Fuss von Schloss Hellenstein, immer mehr Läufer treffen ein. Darunter auch einige, die ich erst gestern in Liechtenstein beim Alpin Marathon getroffen hatte. „Wann liegt schon ein Marathon auf dem Heimweg,“ meint Olaf Schmalfuss und ich sehe das auch so. Allerdings bin ich mir nicht so sicher wie er, dass ein „Doppeldecker“ eine so gute Idee ist. Guggemusik bringt mich auf andere Gedanken.


Erst kurz vor dem erfreulich frühen Start um 8:00 Uhr bequemen sich die ungefähr 300 Marathonis in den Startblock, dann geht es auch schon los. Viele Zuschauer sind nicht gekommen, der Applaus stammt von den Angehörigen der Aktiven und einigen Läufern, die eine Stunde später auf der Halbmarathon- oder der 10 km-Distanz ihre Kräfte messen.


Wir laufen in südliche Richtung stadtauswärts und kommen an den erwähnten Firmen Voith und Hartmann vorbei, laufen rechts, links und wieder rechts, sind auf der Oberdorfstraße und bei der Wangenmühle haben wir das Flüsschen Brenz erreicht, dem wir jetzt entlang laufen. Meist geht es ziemlich eben und  im Schatten am Waldrand entlang, manchmal auch in der Sonne über saftig grüne Wiesen.

 


Nach 6 Kilometern erreichen wir den Ortsrand von Herbrechtingen. Zwei Kilometer weiter, wir haben uns von der Brenz etwas entfernt, erwartet uns an einer Kreuzung eine große Fangruppe mit viel Lärm und weist uns rechts auf den Radweg nach Anhausen ein. Wir laufen jetzt eine Schleife durch das herrliche Naturschutzgebiet Eselsburger Tal, überqueren auf einer schmalen Brücke die Brenz und laufen auf der anderen Seite zurück zu der Kreuzung mit den lärmenden Fans und auf dem schon bekannten Weg Richtung Heidenheim.


Zuvor, bei Kilometer 10, macht der Lauftreff des SV Zang durch lautes Rufen auf sich aufmerksam: „Mach von uns auch mal ein Bild, wir wollen auch in die Zeitung.“ Ich lasse mich nicht zweimal bitten und speichere das gut gelaunte Damenquartett (Ute, Anja, Angelika und Renate) mit ihrem Leitwolf Baldur auf den Chip. Dann sind sie weg.

 


Ich muss mich einfach zurück halten. Ich spüre meine Beine und kann mir noch immer nicht so recht vorstellen, wie das erst in zwei Stunden sein wird. Trotzdem kann ich an den Kilometerschildern feststellen, dass ich ziemlich konstant trotz Fotostopps auf 6 Min. für den Kilometer komme. Als es bei Kilometer 17 kurz über eine Rampe hoch zur Verkehrsstraße geht, grüßt der Alpin Marathon von gestern besonders schmerzhaft.


Einen Kilometer weiter hole ich den noch immer gut gelaunten Lauftreff Zang wieder ein, dem sich zwischenzeitlich Frank Fischer vom Lauftreff „Carl Zeiss“ angeschlossen hat. „Ute, langsam,“ mahnt Baldur, der sich vorgenommen hat, die Gruppe so lange wie möglich zusammen zu halten und möglichst geschlossen ins Ziel zu bringen.


Getränkestellen sind ausreichend vorhanden, deren Sortiment aber schnell aufgelistet: Wasser. Es gibt nur Wasser, nichts Isotonisches und vor allem nichts zu Essen. Wer hat sich das ausgedacht? Ich komme mit meinen Bordmitteln gut über die Runden, höre unterwegs aber einiges Gefluche.

 


Wir erreichen das Zielgelände (km 21) und kurz zuvor kommen von rechts die Halbmarathonläuferinnen und -läufer, die ja eine Stunden nach uns gestartet sind. Ihr Kurs ist eine 10,5 km lange Runde in nördlicher Richtung durch das Gartenschaugelände, der Brenz entlang und dann durch die Oststadt zurück zum Rathaus. Die Hälfte haben sie jetzt, genau wie wir. Auf dem Platz vor dem Rathaus sieht es jetzt ganz anders aus. Es müssen tausende Menschen sein, die tosenden Beifall spenden und für eine fabelhafte Stimmung sorgen. Klar, dass jeder einen Zahn zulegt und die Atmosphäre genießt.


Gleich nach dem Bahnhofsplatz ist wieder eine Getränkestelle. Dort gibt es jetzt Cola, aber kein Wasser. Cola nach 22 Kilometer? Zu früh für mich. Links geht es hinunter zur Brenz, über eine schmale Brücke und dann auf das Gelände der Landesgartenschau. Ich war skeptisch, bin jetzt aber auf den ersten Metern schon begeistert. Die vielen Besucher halten sich (meist) an die Absperrungen, bilden ein Spalier und bereiten den Läuferinnen und Läufern einen tollen Empfang.

 


Das Konzept der Landesgartenschau lautet: Heidenheim wird wieder "Stadt am Fluss". Der Park stellt die Brenz in den Mittelpunkt. Themengärten, Einzelprojekte, Ruhezonen, Spiel- und Erlebnisbereiche prägen das Bild. Ein eigens angelegter Seitenarm der Brenz  fließt durch das Gelände. Die Hinweisschilder auf Restaurants und Imbissbuden machen Appetit. Mein letzter Riegel ist jetzt fällig.


Das Gartenschaugelände (km 24) liegt hinter uns und wir kommen nach Schnaitheim, überqueren die Brenz über einen schmalen Holzsteg und laufen auf dem geteerten Radweg am Flussufer zurück. Wunderschön ist es hier. Ganz langsam nur fließt der Fluß dahin, fast meint man, man sei an einem Seeufer. Das ist typisch für die Brenz, die auf ihrer gesamten Länge von 55 Kilometern nur 70 m Gefälle hat. Sonnige und schattige Abschnitte wechseln sich ab. Es ist warm, aber immer noch im angenehmen Bereich. Es ist Leben auf der Strecke, denn die schnellen Marathonläufer überholen mich und die langsamen Halbmarathonläufer werden von mir überholt. Ich genieße den Lauf  und die Landschaft und vergesse meine schmerzenden Beine.

 

Das ist auch gut, denn gleich verlassen wir die Idylle und laufen über die für den Verkehr gesperrte Seewiesenbrücke, die die Brenz, das Gartenschaugelände, die Bahnlinie und die Schnaitheimer Straße überspannt. Die nächste Verpflegungsstelle (km 26) verdient dann endlich diese Bezeichnung. Es gibt Bananen, Iso, Cola und Wasser. Zum Glück kommen wir noch einmal hier vorbei, hoffentlich reichen die Vorräte.


Gleich geht es über eine schmale Fußgängerbrücke wieder zurück auf die andere Seite und zunächst in die Kanal- und dann in die Theodor-Heuss-Straße zu einer kleinen Schleife durch die Oststadt (km28). Dieser Streckenabschnitt ist  nicht gerade attraktiv und manche beklagen die wenigen Zuschauer. Der herrliche Blick auf das Schloss auf dem Rückweg sollte Entschädigung genug sein.


Ein paar enge Kurven und wir sind wieder in der Grabenstraße zum „zweiten Zieleinlauf.“ Fast kommt es mir vor, dass jetzt noch mehr Leute den Platz vor dem Rathaus füllen. Der Lärm ist ohrenbetäubend, das Publikum ist begeistert. Ich bin es auch und laufe noch eine Runde.

 


Auf dem Gartenschaugelände werden die Marathonis immer noch kräftig angefeuert. Ansonsten ist es jetzt natürlich ruhig auf der Strecke. Hin und wieder überhole eine Läuferin oder Läufer, mache einen Schwatz und laufe weiter. Mein Tempo hat etwas nachgelassen und meine Pausen an den Getränkestellen werden länger. Ich mische mir immer Wasser mit Cola, kühle Kopf und Waden. Ich kann den Lauf noch immer genießen. Als ich dann beim „dritten Zieleinlauf“ die 42 Kilometer voll habe, wieder mit viel Applaus und Jubel empfangen werde, bin ich nur noch glücklich.


Mit der Zielverpflegung macht der Veranstalter dann alles wieder gut. Brezel und Wurst, Bananen, Bier, Cola, Wasser, Joghurt-Getränke und bestimmt habe ich noch etwas vergessen. Mir hat es insgesamt sehr gut gefallen und ich würde mich freuen, wenn der Marathon auch im nächsten Jahr wieder stattfinden würde. Die Fehler der Premiere passieren nur einmal.

 


Streckenbeschreibung

Zwei Rundkurse (21 und 10,5 km, ein-, bzw. zweimal zu durchlaufen), durch schöne Landschaften, schmucke Dörfer und bei der Premiere durch die Landesgartenschau.


Auszeichnung

Medaille, T-Shirt, Urkunde aus dem Internet


Logistik

Alles zentral gelegen: Start- und Ziel ist vor dem Rathaus. Dort gibt es die Startnummern. Parkplätze in der Nähe.


Rahmenprogramm

In verschiedenen Gaststätten werden Pasta-Buffets angeboten


Andere Wettbewerbe

10 km, Halbmarathon, Skaten und Walken


Verpflegung

Ausreichend Getränkestationen, aber fast nur Wasser und erst bei km 26 Bananen. Einziger Schwachpunkt, kommt bestimmt nicht mehr vor.

 

Informationen: Heidenheimer Marathon
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