Wir verwenden Cookies um Ihnen eine bestmögliche Nutzererfahrung auf unseren Websites zu bieten. Mit der Nutzung unserer Seiten und Services erklären Sie sich damit einverstanden. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
OKGraubünden Marathon. Der härteste Marathon der Welt. Over The Top, so heißt es auf der Homepage. 2682 positive Höhenmeter, nur 402 negative. Der Mathematiker denkt, da komme ich hoch hinaus. Und in der Tat, denn das Ziel liegt heute nach der Softvariante auf den Piz Scalottas in 2010 auf dem 2865 Meter hohen Rothorn. Nur um mal zu verdeutlichen, der Start in Chur befindet sich auf 585 Meter Seehöhe. Und dazwischen musst du laufen. Und noch mehr schnaufen und genug saufen.
Als Neuerungen wird ein Staffelwettbewerb, bei dem sich drei Freunde (oder auch Freundinnen und Mix-Teams) den langen Kanten aufteilen. Zusätzlich darf der Nachwuchs auf einem Hindernisparcours seine Kräfte auslassen. Wem die Lauferei zu suspekt ist, darf am Tag danach (Sonntag) mit Stecken walken.
Was gibt es zum Lauf zu berichten? Nun, für Surfer ist der Link www.graubuenden-marathon.ch nützlich, denn alle Informationen können dort abgerufen werden. Eine Anmeldung via Datasport mit direkter Bezahlung (Kreditkarte oder per Lastschrift bei deutschem Konto) ist auch eingerichtet.
© marathon4you.de | 10 Bilder |
© marathon4you.de | 10 Bilder |
Wer am Vortag anreist, sollte sich zweckmäßig in Lenzerheide sein Quartier suchen, denn im RaceOffice (Schule) können die Startunterlagen gleich mitgenommen werden. Für die Startgebühr von 95 CHF (Nachmeldung plus 20 CHF) erhalten wir nicht nur ein unvergessliches Laufabenteuer, sondern auch ein schwarzes Funktionsshirt, ein Diplom (via Internet), Gutschein für die Nudelparty, freie Postbusbenutzung Chur/Lenzerheide/Bivio/Davos, eine Medaille, Massage und natürlich den Rücktransport vom Rothorn mit der Bahn. Ausgesetzte Preisgelder, gestaffelt von 500 bis 1500 CHF, jeweils für Damen und Herren, sorgen dann auch für internationale Beteiligung.
Am Wettkampfmorgen spaziere ich zum Busbahnhof auf der Lenzerheide, da sehe ich schon von weitem einen Vereinskollegen. Roland Rigotti, der in den Ferien gerne internationale Rennen mitnimmt, will heute bei den 20 Meilen laufen. Den langen Kanten traut er sich noch nicht zu, aber auf kurzen Läufen bei mir in der Heimat rennt er schon in der Spitze mit. Ich schau mal, ob ich ihn für 2012 für das Rothorn motivieren kann. Ja, nächstes Jahr finden beim RothornRun (11,5 Kilometer, 1414 Höhenmeter) die Schweizer Berglaufmeisterschaften statt. Und wem das eine zu lang und das andere zu kurz ist, es gibt auch einen Halbmarathon von Churwalden nach Lenzerheide.
© marathon4you.de | 26 Bilder |
© marathon4you.de | 26 Bilder |
Der Postbus kommt mit Schweizer Gründlichkeit auf die Minute genau. Der Aussicht wegen gehen wir bei dem Doppeldeckerbus gleich in das Obergeschoss und können so die Talfahrt und die Aussicht genießen. Auch wenn das nicht jedermanns Sache ist, wenn der Chauffeur die Kiste durch die wenigen Serpentinen steuert. Der Weg vom Omnibusbahnhof, ein futuristischer Bau, zum Startgelände auf der Quaderwiese ist ausgeschildert und dauert nicht mal zehn Spazierminuten.
Da läuft gerade das Geschäft bei der Startnummernausgabe. Wettermäßig wird es nicht schlecht werden, auch wenn in der Nacht die Temperatur auf der Lenzerheide in die Nähe des Gefrierpunktes gesunken ist. Jetzt hat es rund zehn Grad und die Wolkendecke zeigt erste schüchterne Lücken.
Was ziehe ich an? Ganz kurz zu laufen, ist für den Läufer im Mittelfeld riskant. Einmal ausgekühlt auf der Höhe, da wirst du nicht mehr warm und eine Erkältung ist wohl noch das geringste Übel. Ich denke, eine Radlerhose, zwei dünne Kurzarmshirts plus Windjacke um die Hüfte reicht dicke. Der Rucksack ist dagegen voll gepackt mit Wechselkleidung. Denn der wird zum Rothorngipfel transportiert und das ist auch nötig, denn ein Temperaturunterschied von rund 15 Grad zwischen Start und Ziel ist realistisch.
Einige bekannte Läufer laufen mir über den Weg, so Thomas Schmidtkonz, der von den Berglaufmeisterschaften in Slowenien schwärmt. Ich werde mal auf seiner Homepage das anschauen. Heute wird er sich Zeit lassen. Die Startzeit, 09.15 Uhr, rückt immer näher.
Dann ist es soweit. Startschuss und los geht’s auf die lange Reise durch das Land des Steinbocks. 30 Kilometer Anlauf holen und dann aufs Rothorn, einfach gesagt. Wir durchlaufen die schöne Altstadt von Chur (585 Meter). In der Fußgängerzone der Poststraße sehen wir viele Zunft- und Bürgerhäuser aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Fast in jedem Fenster hängen Fahnen. Davor, oder vielleicht vor der Strecke, oder vor mir (?), zieht einer den Hut und grüßt mit seiner Berliner Schnauze: Dieter Fromme - wo ist der denn nicht zu Hause? Gleiches gilt auch für Joachim Kortyka, der am nächsten Tag auf der Bettmeralp einen Halben laufen will.
© marathon4you.de | 33 Bilder |
© marathon4you.de | 33 Bilder |
Wo liegt eigentlich Chur? Einfach gesagt, auf halber Strecke zwischen München und Mailand. Es liegt am Rhein und ist etwa 70 Kilometer vom Dreiländereck Schweiz, Österreich und Deutschland entfernt. Chur ist die Hauptstadt des Kantons Graubünden und hat neuerdings die Bezeichnung „Chur, die Alpenstadt.“ Hier fanden Wissenschaftler 5000 Jahre alte Siedlungsspuren. Damit ist Chur die älteste Stadt der Schweiz. Um 15 vor Christus marschierten die Römer ein und machten den Ort im Jahr 284 zur Provinzhauptstadt. Der Beitritt der Bündner zur Eidgenossenschaft wurde 1803 vollzogen, 17 Jahre später wurde Chur Kantonshauptstadt. Heute leben hier 35000 Menschen.
Sehr schnell verlassen wir aber Chur und machen bereits die ersten Höhenmeter auf asphaltierter Strasse gut. Der motorisierte Verkehr und die Rhätische Bahn nach Arosa teilen sich hier die Fahrbahn. Während die Gleise in einem Felsloch nach Arosa verschwinden, laufen wir über ein Gewässer und die Steigung beginnt.