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Laufberichte

Der Dom ist das Ziel

 

Eigentlich mag ich die Großstadt Marathons ja nicht. Hohe Kosten, viel logistischer und zeitlicher Aufwand sind fast immer notwendig. Aber schon wenn man sich die Laufberichte und Bilder auf Marathon4you anschaut, bekommt man Lust, in die besondere Atmosphäre des Köln Marathons einzutauchen. Ich bin mir schon im Vorfeld sicher: Schön wird’s in Kölle am Rhing!

Im Mai starteten wir vom Verein einen Laufkurs mit dem Ziel, eine Gruppe auf den Halbmarathon vorzubereiten. Wir planten als gemeinsames Abschluss Vergnügen den Start in Köln, teils begleiten die Trainer die Halbmarathon-Rookies, ein paar möchten dann doch lieber sogar den Marathon laufen. Fünf Monate, drei Trainingseinheiten pro Woche sind eine vernünftige Vorbereitung um 21,1 km bewältigen zu können. Für die volle Distanz sollte man sich etwas mehr Zeit nehmen.

Leider stürzt Tanja beim Warmlaufen am Samstag und statt dem geplantem Carbo-Loading, verbringen wir den Abend in der Notaufnahme. Eine Fraktur und 6 Wochen Gips bedeuten einige Planänderungen. Somit geht es für mich Sonntag früh allein nach Köln. Empfohlen wird die Anreise mit der Bahn. Der Start findet auf dem Ottoplatz in Köln Deutz statt, dieser befindet sich unmittelbar vor dem Bahnhof Köln Messe Deutz. Das Ticket ist mit der Startnummer kostenlos. Da die Verbindung Siegerland-Köln nicht die schnellste ist, entschließe ich mich, mit dem Auto anzureisen. Vom Parkhaus der Lanxess Arena laufe ich 500 m bis zum Ottoplatz.

Die Startnummer mit dem Goodie-Bag musste man sich bereits Freitag oder Samstag auf der Running EXPO in der Motorworld Köln abholen. Für Autofans eine gute Gelegenheit, hier noch etwas Benzin zu schnuppern. Alternativ war ein Versand der Unterlagen für 25 € zu buchbar. Sehr teuer finde ich, aber es kommt immerhin die Größe eines Schuhkartons mit Rucksack und Kölschglas darin.

 

 

Seit 2012, als ich hier meinen 9. Marathon überhaupt lief, war ich nicht mehr in Köln. Das Gänsehautfeeling ist sofort wieder da, als ich zum Ottoplatz komme. Die Halbmarathonis sind schon um 9 Uhr gestartet. Rund 18.000 sind gemeldet, gibt der Streckensprecher zum Besten. Für den Marathon sind es 7600. Über alle Bewerbe mit Staffel Marathon, Schul-Marathon und Kinderlauf, die Kleinen ohne Zeitmessung um den Dom, werden 30.000 Anmeldungen gezählt. Den Marathon Startplatz konnte man sich ab 95 € sichern, für die Spätentschlossenen geht es bis 125 € rauf.

Die Startaufstellung ist nach bei der Anmeldung genannten Zielzeiten in 4 Blöcke unterteilt, farblich gekennzeichnet und Helfer achten beim Check-In darauf, dass man seinen Block auch findet. Frische 10 Grad und etwas windig sind etwas unangenehm, in der Sonne lässt es sich aber aushalten. Pünktlich um 10:30 geht die erste Startgruppe auf die Reise, im jeweiligen Abstand von 4 Minuten folgen die weiteren.

 

 

Kurz nach dem Start verengt sich die bisher vierspurige Startaufstellung auf zwei Fahrspuren, es ruckelt kurz im Feld und der sanfte Anstieg auf die Deutzer Brücke zieht das Feld dann leicht auseinander. Wir genießen hoch über dem Rhein den Blick auf Köln, südlich mit den markanten Kranhäusern am Rheinauhafen, dem Schokoladen Museum und voraus das Maritim Hotel. Nach Norden hin der Groß St. Martin, der Fernsehturm Colonius und natürlich der Kölner Dom, welcher uns nach jetzt noch 41 km Sightseeing erwartet.

Nach Verlassen der Schäl Sick, der falschen rechtsrheinischen Seite, geht es am Rhein entlang bis Rodenkirchen und unter der Severinsbrück hindurch am Rheinauhafen entlang. Vorbei an historischen Gebäuden wie das Alte Hafenamt und dem Bayenturm. Dann das markante Siebengebirge, ehemals ein Lagerhaus, inzwischen ausgebaut mit teuren direkt am Rhein gelegenen Wohnungen. Die Spitze kommt uns entgegen, sie haben nach 35 Minuten ca. 11 km hinter sich gebracht. Begegnungstrecken mit den schnelleren und eher gestarteten Läufern sorgen für Kurzweil und man hat kaum Zeit, den Rheinblick zu genießen.

 

 

Wir erreichen den ersten VP, es gibt kühles Wasser. Groß gekennzeichnet sind die Becher Rückgabebehälter, finden tun diese aber dennoch bei weitem nicht alle. Nach 5 Kilometern unterqueren wir die Rodenkirchener Brücke, welche die Autobahn A4 hinüberführt. Eine Runde durch Rodenkirchen und wir haben mit dem 7. Km beim Sommerhof die südliche Schleife unserer Runde erreicht und es geht am Rhein entlang nordwärts. Hier kommt uns bereits der Aufräumtrupp entgegen, die Strecke wird direkt hinter den Schlussläufern gekehrt und gefegt.

Wir laufen einen Kilometer durch Bayenthal, der zweite VP ist erreicht und dann wieder am Rhein entlang nordwärts. Ich überhole Mehmet, der aus den verkleideten Läufern nochmal deutlich hervor sticht. Er schleppt nämlich allen Ernstes einen ca. 20 kg schweren Baumstamm auf seiner Schulter mit sich rum. Und das nicht zum ersten Mal, er hat diese Kraftübung zu seinem Markenzeichen gemacht.

Bis Kilometer 11,5 bleiben wir am größten deutschen Strom, dann biegen wir links in das Severinsviertel ein, um Richtung Altstadt Süd laufen. Es läuft gut, ich passiere die 4:45er Pacer und ahne, dass ich meinen Übermut noch bereuen werde. Nach fast 14 km sind wir wieder am Heumarkt am Fuße der Deutzer Brücke und haben die Südschleife und ein Drittel des Marathons geschafft.

 

 

Wir biegen nach Osten ab Richtung Neumarkt, es geht durch das Mauritius- und Rathenau-Viertel raus Richtung Uni-Viertel. Immer wieder sind Trommler an der Strecke und heizen uns ein. Eine kleine Runde durch Sülz und wieder zurück. Das „Raus“ und „Zurück“ sind jeweils Begegnungsstrecken von 1 km Länge und somit sehr unterhaltsam. Bis km 19 kann ich die Pacer halten, dann werde ich langsamer. Ehe man sich versieht, ist die Halbmarathon Distanz geschafft. Inzwischen ist es warm geworden, bis 17 Grad sind angekündigt, in der Sonne dürfte es auch etwas darüber liegen.

 

 

Durch Alt-Lindenthal geht es nach Melaten, wo wir den westlichsten Punkt der Strecke passieren und für die kommenden 2 Kilometer wieder stadteinwärts über die breite Aachener Straße laufen. Die nächste Begegnungsstrecke durch das Belgische Viertel und vorbei an dem weit sichtbaren Colonius, geht es raus bis Ehrenfeld. Plötzlich höre ich eine bekannte Stimme. Es ist Dirk, der Köln-Botschafter, der fast schon traditionell als 5-Stunden-Pacer unterwegs ist. Und das, obwohl ihn gestern sein Dackel in den Arm gebissen hat. Schlecht erzogen, der Krummbeiner. Mein Tempo ist futsch, ich muss ihn ziehen lassen.

Vorbei am Media Park geht es auf die letzte große Schleife raus bis Nippes. Immerhin werden wir mit Konfetti Kanonen beschossen. Auf fast 4 km kommen uns die Schnelleren entgegen, dann eine ca. 1,5 km lange Lollipop-Runde durch Nippes. Jetzt schauen wir auf die hinter uns liegenden Kameraden. Das sorgt erneut für Abwechslung – und Ablenkung. Wir sind ungefähr bei km 30, wo bekanntlich der Marathon beginnt.

 

 

Kampf ist angesagt, auch bei Alex, er macht heute seinen ersten Marathon. Das Fluchen klappt schon ganz gut. Mal schauen wie die Stimmung ist, wenn der Schmerz geht und der Stolz kommt. Melanie ist als Marienkäfer unterwegs und lässt es ruhig angehen. Betty und Alba sind als Schlussläufer auf der Strecke und kommen mir kurz vor der Schlange an Kehrmaschinen entgegen.

Die letzten Kilometer führen durch die Innenstadt. Alleine sind ja fast nie unterwegs, überall sind Zuschauer. Aber jetzt wird es so richtig laut. Die Trommler geben alles und die Stimmung treibt einen voran. Einen möglichen Physio-Boxen-Stopp übergehe ich, aber an der folgenden Kölsch Theke mache ich eine Vollbremsung.

Bei Kilometer 40 biegen wir wieder Richtung Neumarkt ab, einmal drüber und durch den aufgeblasenen Hai des Eishockey Clubs „Kölner Haie“, dann geht es in die Hohe Straße. Selbst Sonntag, wenn alle Geschäfte geschlossen haben, sind in dieser Haupteinkaufsstraße viele Menschen unterwegs. Unter der Woche kommt man hier im Laufschritt nicht durch.

Am Wallrafplatz sind wir direkt vor dem Dom und biegen auf die 200 m Zielgerade ein. Die letzten 100 m mit rotem Teppich. Jubel von den Zuschauertribünen. Wo gibt es so was, nach über 5 Stunden noch so viele Zuschauer? Ich bin platt, im doppelten Sinn des Wortes. Der Streckensprecher heißt die Läufer namentlich willkommen. 42,195 km sind geschafft.

 

 

Es gibt eine hübsche nachhaltige Holzmedaille, dann geht’s ab in den Finisherbereich. Wohl dem, der einen Sponsor wie die REWE hat. Es gibt alles, was das Herz begehrt, viele Getränke, Obst, Wurst und Gebackenes. Mein Favorit ist ein knackiges Baguette mit Fleischwurst, nach dem ganzen Iso auf der Strecke ist mir etwas Herzhaftes der krönende Abschluss. Ein leckeres Kölsch, dann starte ich den Rückweg zum Parkhaus. Oje, 2,5 km bis zum Auto, da bin ich wieder beim eingangs erwähnten „logistischen Aufwand“. Aber der Köln Marathon ist mir das allemal wert.

Schön war‘s, die Organisation und die Stimmung perfekt, die unzähligen Helferinnen und Helfer immer gut drauf. Toll, dass ich mithelfen durfte, die Stadt wieder einmal für einen Tag in den Ausnahmezustand zu versetzen. Kölle Alaaf!

Marathon
Männer – 4341 im Ziel
2:12:36 – Demeke Tadesse - Äthopien
2:18:14 – Chakib Lachgar – HSpanien
2:20:37 – Adane Weletaw – LG Telis Finanz Regensburg

Frauen – 1277 im Ziel
2:29:40 – Zinash Mekonnen -Äthopien
2:35:12 – Failuna Matanga - Tansania
2:49:01 – Franziska Rennecke – Team be.Vegt.de

Staffel Marathon – 759 im Ziel
Schul Staffel Marathon – 91 im Ziel

Halbmarathon

Männer – 7923 im Ziel
1:04:35 – Tom Förster – MTV Braunschweig
1:05:45 – Jonny Dahlke – TSV Bayer Leverkusen
1:05:45 – Linus Korsmeier – Milers Colonia 2020

Frauen – 6100 im Ziel
1:09:49 – Esther Pfeiffer – TK zu Hannover
1:16:13 – Annasophie Drees – TSV Bayer 04 Leverkusen
1:16:16 – Addisalem Alemu – LG Telis Finanz Regensburg

 

Informationen: Generali Köln Marathon
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