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Laufberichte

25 Jahre Lebenslauf

 
Autor: Joe Kelbel

Kürzlich hob man einen alten Entwässerungsgraben bei Eschollbrücken aus. Dabei fand man Reste einer römischen Brücke, einer Brücke über den Neckar. Zwar mündet der Neckar jetzt bei Mannheim, also 50 km südlicher in den Rhein, aber zur Römerzeit war die Mündung te er bei Trebur. So ganz vergessen hat der Neckar die 100 km seines alten Bettes nicht, auf dem Satellitenbild sieht man seine wohlgeformten Abdrücke, die landwirtschaftlich nicht genutzt werden können und nun als Überlaufbecken fungieren.

Der erste Abschnitt unserer 5 km Runde führt an so einem Abdruck entlang, auf einem Damm nämlich, der genau dem alten Mäanderarm des Nekars folgt. Der Damm soll verhindern, dass sich der Altneckar mit dem 5 km entfernten Rhein verbindet und damit Stockstadt und Biebesheim überflutet.

Die Versandung des Neckars begann, als die Römer den Odenwald abholzten. Sie ging so schnell voran, dass sie innerhalb von einigen Jahren den Neckar nicht mehr für den Transport nutzen konnten, und Obelisken, Bausteine und Särge in den Steinbrüchen (Steinernes Meer) unvollendet zurückließen.

 

 

Viele Läufer werden den heutigen 50 km Lauf unvollendet lassen. Immer wieder höre ich etwas von „Saisonbeginn“ und „Trainingslauf“. Die 25 km-Läufer werden zwei Stunden nach uns starten. Unter ihnen sind auch einige ehemalige Ultraläufer. Namen will ich nicht nennen, denn sonst weiss jeder Leser sofort, wer 10 kg zugenommen hat.

25 Jahre gibt es nun den Ultra von Eschollbrücken und ich kann niemanden erkennen, der hier seinen 25ten läuft. Die Laufkundschaft wechselt. Unverändert über alle Jahre ist die liebevolle und stressfreie Organisation.

Gleich ist auch die Lokation, nur die Info für das Navi hat sich geändert: Statt „Außerhalb 7“ gibt man nun „Waldfrieden 23“ ein. Der TSV Eschollbrücken-Eich e.V. hat nun dieselbe Adresse, wie der Friedhof, ist jetzt also mitten unter uns.

Bisher gab es mit den Startunterlagen immer ein Duschgel und eine Tafel Schokolade. Das Duschgel gibt es nicht mehr, aber statt der Aldischokolade bekommt man jetzt eine Ritter Sport. Die Sorte kann man sich in einer großen Kiste, die grimmig vom Platzwart bewacht wird, aussuchen.Die Zeitumstellung gibt es auch nicht mehr, der Termin ist um eine Woche vorverlegt worden. Die Strecke ist die alte, nur neu vermessen und wie immer bestenlistentauglich. Also los geht´s!

 

 

Hinter dem Sportstadion mit seinen gewellten Fußballplätzen geht es auf oben erwähnten Damm, der altes Nekarwasser vom Rheinwasser trennen soll. Dafür gibt es bei km 1 ein Pumpenwerk, das das Altneckarwasser Richtung Rhein befördert. Sollte der Rhein das nicht mehr wollen, regeln Flutwehre die Fliessrichtung, Rheinwasser fliesst dann in die Überlaufbecken. Scheint nicht oft der Fall zu sein, denn die Trockenheit liebenden Kiefern sehen ganz gesund aus.

Nach dem Damm kommen wir wieder zu Gerhard, der heute in edlem Zwirn seinen Stepdance auf einer Holzplatte performt. Ohne ihn wäre der Ultra nur halb so schön. Naja, wirklich schön ist die Laufstrecke nicht, aber schnell und ohne Überraschungen, wie Berge, Schlamm oder wilde Tiere. Reines Trainingsrevier halt. Deswegen bin ich ja auch hier, muss wieder schneller werden.

 

 

Der weitere Weg führt in ein Sickergebiet. Hier wird sauberes Wasser in den Rhein/Neckarsand gepumpt, Vorräte für den Sommer, erkennbar an den blauen Schildern mit dem „S“ drauf. Die Zahlen auf dem Schild geben die Entfernung bis zu dem Hydranten an. Große Entlüftungsrohre und Deckel signalisieren Brunnenanlagen.

 

 

Eine Wasserstation (für die Läufer) gibt es bei km 3, dann die ehemaligen Spargelfelder. Dieses Jahr erkenne ich nicht eine Nutzpflanze. Das ehemalige Kasernengebäude, der Kinderspielplatz, Hundekacke,  der Friedhof, Wald und dann der Sportplatz. Diese Laufstrecke spiegelt meinen Lebenslauf! Ein wenig durcheinander zwar, aber das passt ja.

Zum dritten Mal gelingt mir ein Finsih, ohne Rücksicht auf Saisonbeginn oder nicht! Und schnell bin ich, fast schneller als dieser Bericht.

 

 

 

Informationen: Eschollbrücker Ultra-Marathon
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