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Beim Einlaufen in die Labestelle werde ich überraschenderweise von Dieter begrüßt. Auf der 101er Strecke unterwegs, hat es ihn leider beim Abstieg vom Faulhorn im Geröll zerbröselt. Ein Doc muss gerade untersuchen, ob ein Finish noch realistisch ist. Nach der langen Überführung vom Faulhorn mit steigenden Temperaturen, benötige ich auch eine etwas längere Pause und genehmige mir erstmal eine Boullion. 35 Kilometer sind an der Station absolviert und die Cut-off-Zeit beträgt 10 Stunden. Da hab ich viel Luft und suche mir einen Platz in der Wiese.
100 Meter unterhalb des Ausgangs der VP sitzt Dieter und richtet bereits wieder seinen Knieverband. Ein Finish ist für ihn nicht mehr möglich, aber bis Burglauenen will er sich durchschlagen. Ich wünsche ihm viel Glück dabei. Es geht zwar überwiegend „nur“ mehr abwärts, die 9 km bis zur Station haben es aber in sich.
Ein löchriger Wiesentrail stellt zunächst einmal hohe Ansprüche an die Koordination, man hüpft praktisch von Grashöcker zu Grashöcker. Die Löcher dazwischen sind bestimmt 20 – 30 cm tief, ich bin konzentriert bei der Sache, möchte hier nicht abrutschen und mir den Fuß vertreten oder die Bänder überdehnen. Ab Baumgrenze wird es spürbar steiler, der Downhill auf einem Single-Trail durch den Wald ist kein Zuckerschlecken, aber wunderschön. Unterbrochen wird unser Abwärtsdrang auch immer wieder von deftigen Gegenanstiegen.
Ein Abschnitt über einen frisch gemähten Wiesenweg läuft sich zur Abwechslung aber wunderbar angenehm …zu angenehm. So schön im Laufen, verpasse ich eine Spitzkehre und laufe noch etwa 200 Meter weiter einen Hang hinab. Dass hier keine Markierung mehr folgt, macht mich aber stutzig und auch die beiden, die dem Esel in etwas Abstand gefolgt sind halten ein. Sie kontrollieren oben die Strecke, finden die Markierung und beordern mich anschließend wieder zurück. Nur 200 Meter Verlaufen auf einem 51 km Trail ist ein Wert, der mich nicht besonders tangiert, das ist immer mal drin. Dafür wartet aber vor einer Sennhütte ein herrlich eiskalter Brunnen und den habe ich für mich ganz alleine.
© marathon4you.de | 24 Bilder |
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Nach etwa 1000 negativen Höhenmetern ab Schynige Platte erreiche ich in Burglauenen (Km 44) die tiefste Stelle unseres Kurses. Für die Teilnehmer des E101 ist hier eine Drop-Bag-Station in einem Zelt aufgebaut, wo Bekleidung gewechselt werden kann. Das Angebot an Verpflegung ist reichlich, wer einen Teller Nudeln haben will, wird auch bedient.
Der 7 Kilometer lange Schlussabschnitt führt uns an der Schwarzen Lütschine entlang, meist nur mäßig steigend zurück nach Grindelwald. Bis auf einige stärkere Anstiege, die ich zum Luftholen benötige, bin ich durchgängig auf der Überholspur. Die wenigsten wollen hier noch laufen. Erst jetzt im Tal bemerke ich die enorme Hitze, da haut’s mir beim Rennen schon richtig den Dampf raus.
Den letzten nennenswerten Anstieg bekommen wir an der Ortsgrenze von Grindelwald serviert. Wer den noch laufen kann, ist ein zäher Hund oder muss heute wo anders gewesen sein. Unser verlängerter Zieleinlauf beginnt praktisch durch die Dorfstraße von Grindelwald, vielleicht 500 Meter dürften es sein, bis es nach rechts in den Veranstaltungsbereich und für ein paar Schlussmeter abwärts geht durch das Zielbanner.
© marathon4you.de | 18 Bilder |
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Nach dem Zieldurchlauf darf jeder eine besondere Finishertrophäe in Empfang nehmen: Ein Stück Eiger. OK-Chef Ralph Näf persönlich hat die etwa 1500 kleinen Felsbrocken oben am Eiger Gletscher gesammelt. Mit Loch und Bändel versehen, stellen sie eine wirklich außergewöhnliche Medaille dar, die in meiner Sammlung einen Ehrenplatz bekommt. Dazu überreicht man mir noch ein hochwertiges Finishershirt.
Nach weit über 10 Stunden Laufzeit bin ich fix und fertig und benötige erst einmal ein paar Minuten Erholungspause. Selbst der Zieleinlauf der Damensiegerin E101 Francesca Canepa kann mich nicht aus der Horizontalen locken. Eigentlich würde ich sie schon gerne fotografieren, aber ich komme einfach nicht hoch. Keine Frage, die 51 Kilometer sind eine große Herausforderung, aber mit den 14 Stunden Sollzeit ist sie auch für etwas langsamere Läufer zu bewerkstelligen.
Nach einer Dusche und zwei Stunden Erholung bin ich wieder fit und begebe mich zurück in den Ziel-Bereich, um jetzt auch den Finishern des E101 zujubeln zu können.
Franky und seine Truppe schneller Mädels und Jungs machen ordentlich Stimmung und so manches Bierchen wird gezwitschert. Da kann’s dann auch schon mal vorkommen, dass eine Dame auf den Arm genommen wird. Gute Laune verbreitet auch der unermüdliche Zielsprecher. Bis spät in die Nacht, bis man ihm den Saft abdreht, interviewt er die eintreffenden Finisher und erkundigt sich nach ihren Erfahrungen.
Der Eiger Ultra Trail ist ein außergewöhnlicher Lauf, bereits in seinem 2. Jahr läuft hier fast alles perfekt ab, dazu dieses atemberaubende Panorama und die phantastischen Trails. Ich will auf alle Fälle auch den zweiten Teil der Strecke kennenlernen, daher ist klar: der E101 wird mich auch noch sehen.
Männer
1. Jenzer Urs, Frutigen 11:56.42,4
2. Collé Franco, I-Gressoney Saint Jean (AO) 12:11.05,7
3. Dippacher Mathias, D-Oy-Mittelberg 12:22.03,3
Frauen
1. Canepa Francesca, I-Aosta (AO) 13:33.20,9
2. Wermescher Ildiko, H-Budapest 14:25.41,7
3. Zimmermann Denise, Mels 14:27.20,3
491 Finisher
Männer
1. Paris Thomas, F-Til Chatel 5:38.04,9
2. Philipp Anton, D-Weitnau 5:45.15,9
3. Schedler Martin, D-Eppelborn 5:46.53,3
© marathon4you.de | 5 Bilder |
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Frauen
1. Schlump Regine, D-Immenstadt 6:38.23,4
2. Eggerling Brigitte, Chur 6:49.18,2
3. Schibel Gitti, D-Rettenberg 7:02.05,8
514 Finisher