Dann wird’s spannend. Mit dem Löwentor am Eingang zum Park Rosenhöhe beginnt ein einmaliges „Schau“-Laufen. Zwar ist das Wahrzeichen Darmstadts, der 48 Meter hohe Hochzeitsturmes, der 1908 zur Hochzeit des Großherzogs Ernst Ludwig errichtet wurde, zurzeit eingerüstet, aber auch so fällt der „Fünffingerturm“ sofort auf. Der Backsteinbau ist wesentlicher Bestandteil der von Großherzog Ernst Ludwig um 1900 initiierten Künstlerkolonie. Junge Künstler und Architekten sollten auf der Mathildenhöhe neue Lebens- und Wohnformen entwickeln und umsetzen. Wegen der damals entstandenen Bauten gilt Darmstadt als das Zentrum des Jugendstils.
Um die gleiche Zeit entstand auch die Russische Kirche. Rechts sieht man an einem Brunnen das Relief einen jungen, nackten, Wasser trinkenden Mannes. Könnte ein Marathonläufer sein, der sich wegen der Hitze seiner Kleider entledigt hat.
Treibende Kraft der Künstlerkolonie war der Architekt Olbrich, der den Hochzeitsturm, das Ernst-Ludwig-Haus und das Ausstellungsgebäude auf der Mathildenhöhe baute. Alles liegt direkt an der Laufstrecke. Nicht sehen kann man eine andere Besonderheit: Die Darmstädter Katakomben. Genau genommen stimmt diese Bezeichnung nicht, denn in den unterirdischen Gewölben, Kellern und Gänge unter der Mathildenhöhe gibt es keine Leichen. Sie wurden als Bierkeller angelegt, weil die Lagerhallen der 12 einheimischen Brauereien nicht mehr ausreichten.
Weiter geht’s hinunter in die Stadt, durch einen kleinen Park und vorbei am Veranstaltungszentrum Darmstadtium und genau auf das Residenzschloss, ehemaliger Verwaltungssitz der Landgrafen und Großherzöge von Hessen-Darmstadt, zu. Rechts sehen wir das Hessische Landesmuseum und das Landesarchiv.
Vor dem Schloss steht der Feurige Elias und bläst dunkle Rauchwolken in die Luft. Das 19 Tonnen schwere Eisenross ist eine Dampfstraßenbahn aus dem Jahr 1919, hat 160 PS und ist 35 km/h schnell. Eine Straßenbahn gab es in Darmstadt bereits 1886 zum Truppenübungsplatz in Griesheim und nach Eberstadt. An einigen Tagen im Jahr kann man eine Nostalgiefahrt auf der historischen Strecke mit dem Feurigen Elias buchen. Heute ist so ein Tag.
Vor dem Herrngarten (km 19) wird wieder reichhaltige Verpflegung angeboten. Durch den ältesten Park der Stadt erreicht man die Technischen Universität, die zu den besten in Deutschland zählt und wegen ihrer Forschungen und Leistungen auch international einen sehr guten Ruf hat. Ihr verdankt Darmstadt das Prädikat „Wissenschaftsstadt“. 30.000 Studenten sind hier eingeschrieben.
Es ist nicht viel los in der Stadt, ein paar Zuschauer mit aufgedrehten Radios, das war’s. Wer will es ihnen verdenken. Die meisten Halben sind durch und jetzt kommt alle paar Minuten ein abgekämpfter Marathoni. Spannend ist das nicht.
Gleich sind wir auf der Kranichsteiner Straße, die geradeaus zum Bürgerpark führt. Zum Ziel ins Stadion geht es links ab, geradeaus läuft man zur zweiten Runde.
Mein Fazit: Der Darmstadt Marathon hat von allem etwas – gute Stimmung bei Start und Ziel und in der Stadt, eine abwechslungsreiche Strecke durch Stadt, Wald, Felder und Wiesen, eine perfekte Infrastruktur, professionelle Organisation, sehr gute Verpflegung, engagierte Helferinnen und Helfer, und zu teuer ist er auch nicht.
Jetzt seid ihr dran.
Männer
1 Grotti, Raphael (GER) engelhorn sports team 02:46:55
2 Strosny, Rene (GER) Bautzener LV 02:48:04
3 Dröll, Martin (GER) 02:57:46
Frauen
1 Falkhausen, Christine (GER) TV-Seeheim 03:27:17
2 Hochlenert, Angela (GER) 03:36:56
3 Hechler, Heike (GER) TV Hergershausen 03:40:31
131 Finisher