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Laufberichte

Schwere Zeiten, schnelle Zeiten

02.09.12
Autor: Klaus Duwe

Auch wenn es sich in Statements und Presseverlautbarungen anders anhört: In Darmstadt ist man mit dem Marathon nicht zufrieden. Zufriedene Veranstalter optimieren Bewährtes, weniger zufriedene sind am Basteln. Und in Darmstadt wird gebastelt und probiert, vor allem an der Strecke. 

Das Ergebnis ist ein Rundkurs von jetzt  10,3 km, den man ein-, zwei-, oder viermal läuft und damit die Halb- oder Marathonwertung kommt oder in die des erstmals ausgetragen City-Zehners. Für die Läuferinnen und Läufer soll die Strecke jetzt kurzweiliger sein, vor allem weil man mehr Zuschauer erwartet, die ihre Helden jetzt mehrfach anfeuern können.  Dass man auch Personal und ein paar Euros einspart, dürfte bei der Konzeption allerdings auch eine Rolle gespielt haben.

Wesentlich mehr Teilnehmer als sonst kommen zunächst einmal nicht zusammen. 2350 sind es summa summarum. Gut die Hälfte hat den „Halben“ vor, 400 den neuen 10er. Marathonläufer kommen noch keine 200 zusammen, Finisher sind es am Ende 141, immerhin 10 mehr als im letzten Jahr.  Der Rest entfällt auf die Kinder- und Jugendläufe.

Darmstadt könnte man als DIE Läuferstadt in Deutschland bezeichnen.  Hier steht die Wiege der Lauftreffs und die Zentrale des DLV. War es ein böser Mensch, der mich auf diese Feststellung hin fragte:  „Was,  bitteschön, hat der  DLV mit Straßenlauf und Breitensport zu tun?“ Na ja, immerhin hat er in dem Jahr, in dem ein Kollege 10jähriges Web-Jubiläum feiert, das Internet entdeckt und ist jetzt auch mit einem Laufportal online.

Ich überlasse dieses Feld wie üblich anderen und wende mich dem Thema zu.
Veranstaltungszentrum ist beim Bürgerpark Nord. In’s  Navi gibt man am besten Alsfelder Straße ein. Dort gibt es reichlich Parkplätze und im Nu ist man in der kleinen Zeltstadt beim Stadion. Gedränge gibt es am Sonntagmorgen nicht, denn die großen Firmenteams, allen voran Merck,  die Software AG und Evonic ,  haben ihre eigenen Counter. Zum Startplatz in der Kranichsteiner Straße ist es nicht weit. Unterwegs kann man noch seine Klamotten deponieren.

Dass nach Regen und in den Bergen sogar Schnee der Sommer zurück ist, merken wir erst später. Zunächst ist es noch ziemlich frisch und ich friere richtig im Schatten  der Bäume. „Wie wär’s mit Warmlaufen?“ rät mir ein guter Freund. Kommt nicht in Frage, dann bin ich ja schon vor dem Rennen platt. Aus gutem Grund will ich ohnehin nur zwei Runden laufen.

Da jeder Läufer und jede Läuferin offenbar mit Anhang angereist ist, sind am Start recht viele Zuschauer.  Dann geht’s los. Die ersten Kilometer sind etwas hektisch. Offenbar sind etliche Rookies am Start, die meinen,  Sieg und Niederlage entscheiden sich jetzt.  Das Dumme ist, dass ich da mitmache und viel zu schnell loslaufe. Nach zwei Kilometern sind wir schon beim Löwentor, das den Eingang zur Rosenhöhe markiert. Zusammen mit der Mathildenhöhe, den Jugenstilhäusern und dem Hochzeitsturm bildet dieser Park so etwas wie ein Gesamtkunstwerk und ist das optischer Höhepunkt der Laufstrecke, den die Marathonis gleich viermal genießen.

Durch den Park Rosenhöhe laufen wir nicht, es geht weiträumig drum rum mit einem Abstecher zum Oberfeld. Mit seinen großen landwirtschaftliche Flächen und Wäldern ist das Oberfeld ein beliebtes Naherholungsgebiet. Mir gefällt es hier und,  ehrlich gesagt, hätte man wegen mir die Strecke auch nicht ändern müssen. Denn die Schleife durch den Oberwald fand ich ebenfalls schön.

360 Läuferinnen und Läufer hat alleine der Pharma-Riese für diesen Lauf mobilisiert. Eine gute Sache für alle. Immer mehr Firmen  nutzen ja Laufveranstaltungen zu einer Art Betriebsausflug mit VIP-Betreuung. Manche Laufschuhe und –Klamotten sehen noch verdächtig neu aus und ich vermute mal, einige dieser Firmenläufer haben zum ersten Mal einen Chip am Schuh. Dass man in der Pharmabranche gut verdient, verrät das Equipment ebenfalls.  Kein Neid, weiter.

Bei km 5  kommen wir zur ersten Verpflegungsstelle, vorbildlich aufgebaut und bestückt und super betreut.  Bei den ersten Häusern wird getrommelt, was das Zeug hält. Wieder sind wir beim Löwentor, diesmal kommen wir aus der Gegenrichtung.

Jetzt wird’s spannend, wir kommen in die von Großherzog Ernst Ludwig um 1900 initiierten Künstlerkolonie. Junge Künstler und Architekten sollten hier auf der Mathildenhöhe neue Lebens- und Wohnformen entwickeln und umsetzen können. Jugendstil war angesagt und so entstanden nicht nur viele Wohnhäuser in dieser neuen Kunstrichtung, sondern auch der Hochzeitsturm oder Fünffingerturm, das Wahrzeichen der Stadt. Erbaut wurde der Turm zur Hochzeit des Großherzogs Ernst Ludwig. Heute kann sich dort jeder trauen lassen. Man muss das nicht zwischen zwei Etappen beim Baltic-Run machen, wie René Strosny. Ihm und seiner Angela habe ich im Frühjahr für dieses Vorhaben noch Malta empfohlen. Jetzt haben sie sich so entschieden. Egal, Hauptsache Angela ist ihren unaussprechlichen Namen los und heißt jetzt Strosny, wird 10. in der Frauenwertung, René zum dritten Mal Zweiter. Glückwunsch.

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Informationen: Darmstadt-Marathon
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