Bin ich denn in Gallien?
Verkleidungen der Läufer gibt es im Vergleich zu Köln wenige zu sehen. Drei Läufer mit einem kleinen Stoffhund fallen aber allen Läufern und Zuschauern auf: Asterix, Obelix und ein Römer. Sie sind in Originalkleidung unterwegs, Obelix also standesgemäß mit Hinkelstein auf dem Rücken. Die drei sorgen mächtig für Stimmung. An jeder Kilometermarke bleiben sie stehen und machen ein Beweisfoto.
In ihrer Kleidung schwitzen sie gewaltig. Kein Wunder, dass Asterix sich einmal auch ein Bier geben lässt, als sie an einer Kneipe vorbei laufen. Wohl bekomms!
Eine Verkleidung sehe ich in Berlin dieses Jahr bereits zum dritten Male. Es ist der freundliche Franzose Michel Descombes, diesmal allerdings anders als in Hamburg ohne Baguette laufend. Ob er es in Berlin schon gegessen hatte?
Der Kudamm kommt näher
Nach dem Wilden Eber verlassen wir Zehlendorf und laufen vorbei an der Kreuzkirche und der kleinen, schmücken Russisch-orthodoxen Kirche Richtung Charlottenburg. Es geht auf den Kurfürstendamm, weltbekannt als Kudamm. Immer wieder geht vorbei am Menschen in Kneipen und Cafes. Leider ist vor dem Cafe Kranzler eine Baustelle. Also hier kein Foto.
Aus der Ferne grüßt die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und das Europa-Center. Es folgt rechter Hand das KaDeWe, Kaufhaus des Westens. Der Begriff stammt jedoch aus der Zeit weit vor dem Zweiten Weltkrieg und hat nichts mit der früheren Teilung der Stadt Berlin in Ost- und Westberlin zu tun.
Es reiht sich nun ein Höhepunkt der Strecke an den nächsten. Wir nähern uns dem Potsdamer Platz, einem der neueren Wahrzeichen der Stadt. Es folgt der Gendarmenmarkt mit dem Deutschen und Französischen Dom sowie dem Schauspielhaus.
Das Ziel in Sicht
Nun ist nur noch eine lange Gerade zu laufen. Die weltbekannte Straße „Unter den Linden“ ist erreicht und das Brandenburger Tor, das wohl bekannteste Wahrzeichen Berlins, grüßt. Zuerst ist es nur in der Ferne zu sehen, langsam kommt es näher und damit auch mein alkoholfreies Bier im Zielbereich.
Unter den Anfeuerungen der Zuschauer laufen wir vorbei am Hotel Adlon durch das Brandenburger Tor. Hier wollte ich unbedingt einmal beim Marathon durchlaufen. Als ich es nun wirklich mache, denke ich gar nicht daran. Ich bleibe vor und nach dem Tor stehen und mache zur Belustigung der Zuschauer Fotos. Direkt hinter dem Tor und unmittelbar vor der Ziellinie sind große Videoleinwände und Tribünen für 6.000 Zuschauer aufgebaut. Die Läufer können sich selbst beim Laufen sehen. Ich mache so noch direkt vor der Ziellinie ein Foto von mir selbst.
Tribut an die Hitze
Im Ziel gibt es glückliche Gesichter zu sehen. Aber man sieht den Läufern auch die Anstrengungen des Hitzelaufes an.
Nach dem Ziel gibt es für alle Finisher die verdiente Medaille mit dem Konterfei des letztjährigen und auch diesjährigen Gewinners Haile Gebrselassie. Wer friert (bei dem Wetter?) bekommt eine Wärmefolie angeboten, über die man dann auf dem Weg zum Alkoholfreien und der Kleiderausgabe stolpern kann. Trotz der Masse ist im Zielbereich alles wohl organisiert. Es gibt Getränke, jeder erhält einen Verpflegungsbeutel.
Vor der großen Wiese vor dem Reichstag liegen unzählige Läufer mit und ohne Wärmefolien und freuen sich über den schönen Lauf.
Weltrekord zerfließt in der Sonne
Nicht nur die Freizeitläufer mussten unter den hohen Temperaturen leiden. Auch Haile hat es getroffen. Er scheitert diesmal mit seinem Vorhaben, einen weiteren Weltrekord in Berlin zu laufen. Im „vorbeilaufen“ stellt er jedoch eine neue Bestmarke über 30 KM mit 1.27,49 Std. auf. Danach steigen die Tempomacher aus und ihn verlassen die Kräfte. Duncan Kibet gibt nach KM 30 wegen Hüftproblemen auf und Francis Kiprop kommt Haile bis auf eine Minute nahe. Haile ist aber wieder als Erster im Ziel und ist damit der erste Läufer, der viermal hintereinander in Berlin gewinnt. Glückwunsch!
Das Ziel erreichen insgesamt 27.936 Läufer und 7.060 Läuferinnen. Unter den Teilnehmern war die jüngste gerade 18 Jahre alt, der älteste Teilnehmer war Werner Sonntag, Ultraläufer und Laufbuchautor, mit 83 Jahren. Wer kennt nicht sein Buch: „Irgendwann musst du nach Biel“?
Fazit:
Hier möchte ich Konrad Beikircher zitieren, den Botschafter der rheinischen Philosophie und Sprache. Ihn besuchte ich am Abend noch bei einer Vorstellung in der Distel und er kam auch auf den Marathon in Berlin sprechen. Sinngemäß äußerte er sich, dass es nicht so gemütlich wie in Köln gewesen sei, man habe auch keine Pappnasen getragen!
Irgendwann sollte man im Läuferleben durchs Brandenburger Tor laufen!
Doppelsieg für Äthiopien
Ergebnisse
Männer
1 Gebrselassie, Haile (ETH) 02:06:08
2 Kiprop, Francis (KEN) 02:07:04
3 Terfa, Negari (ETH) 02:07:41
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10 Seiler, Christian (GER) 02:18:11
18 Hohenwarter, Markus (AUT) 02:18:47
115 Vögeli, Daniel (SUI) 02:35:43
Frauen
1 Besuye, Atsede Habtamu (ETH) 02:24:47
2 Skvortsova, Silvia (RUS) 02:26:24
3 Daska, Mamitu (ETH) 02:26:38
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11 Schulz, Melanie (GER) 02:44:56
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33 Tremp, Kristin (SUI) 03:00:56
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119 Bruzek, Katja (AUT) 03:17:50